Die Nähmaschinen der Alternative laufen wieder auf Hochtouren. Lange war es ruhig im Nähatelier gewesen, aber jetzt gibt es endlich wieder genug zu tun. Dafür sorgt das frisch gegründete Label und der neue Online-Shop namens "Aleu" - für "Alternative Eupen". Geschäftsführer Jürgen Strang ist erleichtert: "Hätten wir den Online-Shop jetzt nicht und die Bestückung im Online-Shop, wären auch jetzt noch sehr viele Näherinnen in Kurzarbeit. Aber wir dürfen ja nicht den Kopf in den Sand stecken und müssen nach vorne. Für jeden ist es schwer - auch für uns. Aber was nützt es? Wir müssen nach vorne."
Das hat man sich bei der Alternative gedacht - und sich so mitten in der Krise ein neues Tätigkeitsfeld erschlossen. Der erste eigene Online-Shop - ein Grund zur Freude, aber eben auch eine Notwendigkeit: "Wir sind wie jeder Betrieb von Einnahmen abhängig, gerade hier im Nähatelier. Bei Flickarbeiten gibt es nicht gerade sehr viel Gewinn. Wir haben aber Personal und eine große Infrastruktur hier in der Hostert. 17 Personalmitglieder müssen bezahlt werden - und das Geld muss reinkommen. Deshalb auch dieser Online-Shop, um unsere Produkte bekannt zu machen und nicht nur Bestellungen aus Eupen und der Gegend zu erhalten, sondern aus ganz Belgien und vielleicht auch Frankreich oder Deutschland. Derjenige, der uns findet, kann bei uns bestellen."
Und bestellen lässt sich so einiges. Das Angebot reicht von Yogakissen, Leseknochen und Schals bis hin zu Tisch-Sets - alles handgearbeitet, jedes Stück ein Unikat. Besonders stolz ist Geschäftsführer Jürgen Strang auch auf die Taschen: "Wir haben verschiedene Taschen im Angebot aus verschiedenen Materialien. Einmal unsere Kaffeesack-Taschen, die wir schon seit zwei Jahren machen aus Kaffeesäcken von Thomas Soiron aus der Eupener Kaffeerösterei. Wir haben jetzt auch angefangen Segeltuch-Stoff zu nehmen - gebrauchten und neuen. Im Moment verarbeiten wir nur neuen, aber in Zukunft werden wir auch gebrauchten Segeltuchstoff für die Taschenproduktion gebrauchen. Wir brauchen aber auch Frottee für Handtücher - alles Mögliche, was an Stoff da ist, wird bei uns verarbeitet."
Wozu der Stoff verarbeitet wird, das entscheidet nicht nur der Chef, sondern vor allem die Mitarbeiter. Jeder darf und soll sich auch einbringen - so entstehen immer wieder neue Produktideen. Das wird auch auf der Webseite sichtbar. Trudy, Birgit, Mamoud oder Béa heißen die verschiedenen Taschenmodelle dort - benannt nach ihren Erfindern.
Seit dem 1. April ist der Shop jetzt online - und bislang gut angekommen: "Es ist die ersten zwei Tage super angelaufen. Wir hatten schon gedacht: Wenn das so weiter geht, dann müssen wir Nachtschichten einlegen. Wir konnten uns denken, dass es so nicht weiter geht, aber wir sind zufrieden und haben immer wieder Bestellungen und auch Kontakt mit Leuten, die es bei sich im Geschäft verkaufen möchten."
So werden einige der Produkte demnächst auch in einem Geschäft in Heppenbach zu erhalten sein. Das alles lässt Jürgen Strang hoffen: "Ich bin positiv, sehe es aber auch nicht rosarot. Ich glaube, dass wir noch ein sehr hartes 2021 bekommen werden, aber mit den Schritten, die wir unternommen haben, glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das sollte dann für 2022 und die nächsten Jahre ein guter Unterbau sein. Wenn wieder alles offen ist, was wir ja alle hoffen, glaube ich auch, dass wir wieder Privatpersonen haben, die zu uns kommen, und andere Aufträge bekommen. Ich sehe es an sich ganz gut - zwar nicht optimistisch, aber hoffnungsvoll."
Sich hängen lassen, ist jedenfalls keine Option. Und deshalb feilt man im Nähatelier auch schon fleißig an neuen Produktideen.
Melanie Ganser