Özlem Bilen ist Kurdin. Sie stammt aus der Türkei und lebt seit 16 Jahren in Belgien. Mit ihrem Mann Medi leitet sie einen Imbiss in der Unterstadt in Eupen. Özlem trägt kein Kopftuch, doch sie ist gläubige Muslimin. "Seit der Kindheit haben wir schon den Ramadan gemacht. Wir sind jetzt in Belgien und machen ihn weiter", erzählt sie. "Und natürlich machen unsere Kinder auch mit, wenn sie wollen und nicht in der Schule sind. Jetzt im Moment in den Ferien machen sie es."
Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang wird gefastet. Danach sitzen sie mit ihren Kindern zusammen, reden und essen. Das Ehepaar denkt im Ramadan vor allem an die Menschen, denen es nicht so gut geht. "Der Ramadan zeigt uns, es ist okay, wir haben Essen. Viele Leute haben aber nichts zu trinken und zu essen. Wir haben Gedanken für diese Leute."
Bei den Bilens gibt es zum Frühstück schwarzen Tee, Joghurt, Oliven und Sirup mit Weintrauben. Damit kommen sie durch den Tag. Dennoch ist es eine Herausforderung, den beruflichen Alltag im Fastenmonat zu meistern. "Es ist natürlich nicht einfach, es ist ein bisschen schwer. Morgens um 4 Uhr stehen wir auf, wir beten, essen, beten wieder und lesen den Koran", berichtet Özlem Bilen. "Wir machen das zu Hause und dann stehen wir morgen früh wieder auf und kommen arbeiten bis fast 20:30 am Abend. Es ist schwer, aber es geht schon."
Ehemann Medi findet das Fasten in Eupen weniger anstrengend als in jungen Jahren in der Türkei. Das kühlere Klima kommt ihm entgegen. "Früher in der Heimat war es über 40 Grad und dann draußen arbeiten - das war hart. Hier ist es okay, nicht zu warm."
Özlem Bilen sorgt dafür, dass der Tisch nach Sonnenuntergang reich gedeckt ist. Das Fastenbrechen ist der Höhepunkt des Tages. "Wenn man Hunger hat, will man viel kochen. Gestern gab es Salat, Suppe, etwas mit Fleisch und danach etwas Süßes."
Vor Corona traf Familie Bilen sich gerne mit Freunden oder Verwandten. Das geht in diesem Jahr nicht. Alle hoffen, dass sie die Abende im nächsten Jahr wieder unbeschwert in geselliger Runde genießen werden.
Chantal Scheuren