In St. Vith waren mittelalterliche Überreste gefunden worden, die noch nicht dokumentiert sind. Teile einer gefundenen Mauer stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die Archäologen gehen davon aus, dass weitere Schätze verborgen sind. Im Innenhof der Burg liegen vermutlich Überreste eines Hauses, das im 11. oder 12. Jahrhundert dort gestanden hat.
An dem Symposium am Donnerstag haben Historiker und Archäologen teilgenommen, dabei war zum Beispiel der Leiter der Ausgrabungen in St. Vith, Dr. Wolfgang Messerschmidt. Es haben aber auch Mitglieder der Bürgerinitiative zur Erhaltung der Burg mitdiskutiert.
"Das Ziel des Symposiums war es, die archäologischen Funde einem breiteren Publikum vorzustellen. Dann haben wir auch darüber diskutiert, wie man diese Funde in Wert setzen kann für die Stadt St. Vith", sagt Andreas Fickers, der Direktor des Zentrums für zeitgenössische und digitale Geschichte an der Universität Luxemburg, der das Symposium moderiert hat.
"Die Experten sind sich einig darüber, dass die Grabungen Spektakuläres zutage gefördert haben, aber dass noch viele Fragen offen sind und dass es wirklich noch weiterer Grabungen bedarf, um offene Fragen hoffentlich klären zu können. Zum Beispiel das Verhältnis der sogenannten Burganlage zur Stadtmauer. Hier weiß man noch nicht, wie sich diese Burganlage in die Stadtmauer integriert hat. Oder was sich innerhalb der Burg befunden hat, da sind bislang überhaupt keine Grabungen gemacht worden, auch außerhalb in Richtung Triangel, wo sich der Wassergraben befunden hat. Da ist noch vieles unklar."
Die Bürgerinitiative hat es schon geschafft, dass das Gelände vorübergehend unter Schutz gestellt wurde. "Das bedeutet, dass während eines Jahres - diese Frist läuft im Januar nächsten Jahres ab - auf keinen Fall irgendwelche Baumaßnahmen dort stattfinden dürfen. Unser Ziel als Bürgerinitiative ist es aber ganz klar, eine definitive Unterschutzstellung des Geländes zu erwirken."
"Das wurde jetzt auch so vom Stadtrat in St. Vith in die Wege geleitet, eine Anfrage in diese Richtung an die Deutschsprachige Gemeinschaft ist unterwegs. Da hoffen wir natürlich jetzt, dass wir auch mehr Zeit gewinnen werden, um diese Forschungsarbeit wirklich mit aller Sorgfalt durchführen zu können."
Chancen stehen gut
Die Chancen, dass das Gelände dauerhaft unter Schutz gestellt wird, stehen gut, glaubt nicht nur Fickers. "Das war auch die einhellige Meinung der Experten beim Symposium. Zum einen, weil sie ganz klar eine wissenschaftlich herausragende Bedeutung haben und zum anderen aber auch für die Stadt und für die Zivilbevölkerung. Ganz klar ist, dass diese Grabungen einen Mehrwert bedeuten in kultureller Hinsicht, aber auch in touristischer." Die Funde könnten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, für den Tourismus und zu Unterrichtszwecken genutzt werden.
Vermutlich liegen noch weitere Überreste unter der Erde versteckt. "Mit Sicherheit! Das ist ja das Schöne bei Grabungen. Man weiß zwar nicht, was man findet, aber man ist ziemlich sicher, dass man etwas findet. Und das haben diese ersten Grabungen ja auch gezeigt, dass hier unterschiedliche Zeitschichten der St. Vither Geschichte zutage gefördert wurden: Nicht nur die spektakulären hochmittelalterlichen Mauerreste aus dem 14. Jahrhundert, sondern sie erfahren auch etwas über z.B. die Schleifung der Stadt 1689."
"Diese Spuren finden sich alle in verschiedenen Erdschichten wieder. Man gräbt sich eigentlich Jahrhundert um Jahrhundert in die Geschichte der Stadt. Wir werden noch mit Sicherheit sehr viele neue Erkenntnisse gewinnen. Bislang konnten wir für die Zeit des 13. und 14. Jahrhunderts nur auf sehr spärliche schriftliche Quellen zurückgreifen. Die können jetzt wirklich durch die archäologischen Funde ergänzt und erweitert werden."
"Geschichte ist immer 'Unfinished Business': Sie ist nie zu Ende geschrieben. Und mit diesem archäologischen Funden können wir wirklich einen ganz neuen Blick werfen auf dieses 14. Jahrhundert, was ja ein sehr bewegtes Jahrhundert war. Man denke an die Pest-Epidemie, an Hungersnöte, an die Klimaveränderungen. Genau in diese Krisenphase fällt eben diese Befestigung der Stadt."
"St. Vith war Grenzland zwischen unterschiedlichen Bistümern, unterschiedlichen Herzogtümern und Grafschaften. Und genau diese Grenzlage sorgt auch dafür, dass natürlich viele Spannungen entstanden. Und insofern ist auch die Befestigung der Stadt ein Zeichen dafür, wie bedeutsam sie schon im 14. Jahrhundert war."
cs/km