Die Begrüßung gehört wohl zu jedem Einmaleins des Sprachenlernens dazu. Und so beginnt auch der Unterricht im Haus der Familie in Kelmis mit einem gepflegten "Daach tesame". Sylvia Loogen von der Frauenliga hofft, dass man sich auch in Zukunft noch so begrüßt. "Das Kelmiser Platt oder Platt generell gehört zu unserem kulturellen Erbe und es ist wichtig, dass das erhalten bleibt. Es gehört auch zur Identität der Menschen hier in der Region und der Deutschsprachigen Gemeinschaft."
Doch nicht nur in Kelmis, sondern ganz allgemein lässt sich beobachten, dass Dialekte verschwinden. Für die Organisatoren der Kurse auch eine Generationenfrage. Hier gilt es also, eine Brücke zu schlagen. "Unser Lehrer Willy Emontspool hat auch festgestellt, dass es immer weniger wird. Es wird noch sehr stark gesprochen von den älteren Menschen, aber bei den ganz jungen verliert es sich langsam. Das ist auch ein Grund, den Kurs zu geben", erklärt Sylvia Loogen.
Mit Willy Emontspool hat die Frauenliga einen erfahrenen Platt-Sprecher an ihrer Seite. Seine Eltern haben ihm das Kelmiser Platt beigebracht. Die Wurzeln liegen somit schon etwas zurück. Heute ist es seine Aufgabe, die jüngeren Generationen für das Plattdeutsch zu begeistern. Dabei greift er auf verschiedene Mittel zurück. "Ich lade Fotos auf meinen Computer runter, zum Beispiel zum Thema Wetter. Dann schreibe ich darüber den deutschen Text und darunter den plattdeutschen Text. So sehen die Kinder wenigstens, was das ist", erklärt er.
Auch wenn am Ende des Kurses wohl keines der Kinder fließend Platt sprechen wird, Lust auf die Sprache machen die 13 Unterrichtseinheiten allemal. Denn gerade der Spaß an der Sprache soll im Vordergrund stehen. "Nach den Osterferien werden wir richtig sprechen. Nächste Woche zum Beispiel spielt jedes Kind mal den Lehrer, dann bin ich der Schüler und sie müssen mir drei Fragen auf Platt stellen und ich muss sie beantworten."
Ein erster Kurs war schnell ausgebucht, so dass nun zwei Klassen unterrichtet werden. Coronabedingt sind die Schüler jünger, zwischen acht und zwölf Jahren. Doch auch ältere Personen sollen in Zukunft den Kurs besuchen dürfen. Geht es nach den Organisatoren, wird dann nicht nur die Begrüßung auf Platt ausfallen.
Andreas Lejeune