Aus dem Viertelhaus Cardijn regnet es rote Rosen für das Frauenerzählcafé. Den Treffpunkt in der Eupener Unterstadt gibt es seit 15 Jahren. Weil eine Feier unter den aktuellen Umständen nicht möglich ist, haben sich die Initiatorinnen etwas einfallen lassen: eine Fotogalerie an der Hausfassade soll einen Einblick in das Frauenerzählcafé geben: "Wir haben hier diese Schlagwörter aufgehängt, die widerspiegeln, welche Werte wir im Frauenerzählcafé vertreten: Willkommensein, Gemeinsamkeit, Trost, Toleranz und so weiter", sagt Bianca Croé vom Viertelhaus Cardijn.
2006 haben sich Frauen zum ersten Mal im Erzählcafé getroffen. Ein Fotobuch, das in den nächsten Tagen in den Druck geht, blickt auf die Geschichte des Treffpunkts zurück. Margit Meyer ist von Anfang an dabei: "Wir haben ganz bescheiden angefangen in der Gasse in einem kleinen Haus vom Roten Kreuz. Wir sind dann mehrmals umgezogen. In den 15 Jahren habe ich rund 100 Frauen aus verschiedenen Nationen kennengelernt."
Das Frauenerzählcafé hat sich zu einem wichtigen Ort der Integration für Frauen verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Alters entwickelt. In einem geschützten Rahmen können sie sich austauschen und dabei ihre Deutschkenntnisse erweitern, wie Bianca Croé erklärt: "Im Normalfall treffen wir uns jeden Mittwoch von halb zehn bis halbe zwölf zum gemeinsamen Austausch, um kreativ zu werden, Ausstellungen zu besuchen. Wir haben ein schönes großes Programm. Das findet im Moment leider nicht statt. Alternativ bieten wir jetzt kleine Spaziergänge an. Wir treffen uns jeden Mittwochmorgen um 10 Uhr vor dem Viertelhaus und gehen in Vierergruppen spazieren, um miteinander auszutauschen, damit uns keine Frau verloren geht."
Am Weltfrauentag steht auch für das Erzählcafé die Forderung nach Gleichberechtigung und Gleichbehandlung im Vordergrund. Neben dem Recht auf freie Meinungsäußerung und freies Handeln ist auch die Anerkennung von ausländischen Diplomen ein Anliegen: "Manche von ihnen haben zu Hause eine gute Ausbildung gehabt. Die haben auch schon Berufserfahrung und würden gerne hier ihren Beruf ausüben. Aber sie sind verdammt, zu Hause zu bleiben. Es ist sowieso schwer für Frauen, Arbeit zu finden, wenn nicht als Putzfrau. Aber sie haben manchmal Ausbildungen, die sie befähigen, etwas anderes zu tun. Ich würde mir wünschen, dass die Diplome anerkannt würden oder dass sie die Möglichkeit hätten, sich hier weiterzubilden, damit sie berufstätig sein können", sagt Margit Meyer.
Dabei hoffen die Frauen, dass die Männer mit ihnen an einem Strang ziehen. Im Viertelhaus Cardijn konnten sie am Weltfrauentag jedenfalls auf die Unterstützung der Männer vom Integrationsprojekt Intego zählen.
Michaela Brück