Axel Kittel ist ein alter Hase. 34 Jahre lang arbeitete er als Anwalt, bis er sich für die Magistratur entschied. Seit Anfang Januar ist er einer der beiden neuen Richter am Gericht Erster Instanz in Eupen. Ein Grund für den Wechsel war, dass der Gerichtsbezirk dringend deutschsprachige Richterkandidaten brauchte. Der andere Grund, "dass ich glücklich bin, dass ich wirklich rechtlich arbeiten kann, dass ich rechtliche Probleme löse und mir die Zeit nehmen kann, ein Urteil nochmal nachzulesen, ohne den Eindruck zu haben, dass das dringend über die Bühne gehen muss", so Kittel. "Für ein Urteil habe ich einen Monat Zeit, so dass ich die Akten wirklich studieren kann."
Nach zwei Monaten im Amt denkt der 58-Jährige zwar noch gerne an seine Zeit als Anwalt zurück, doch Richter sein hat auch viele positive Seiten. "Was mir fehlt, ist zu plädieren", gibt Kittel zu. "Und was mir vielleicht auch fehlt, ist der kleine Adrenalinkick manchmal, wenn man irgendwo ein unerwartetes Resultat erreicht. Aber den finde ich auch hier wieder, wenn ich etwas Interessantes in einer Akte finde oder Rechtsprechung schaffen kann."
Erfahrungen als Anwalt hat auch Pascal Schumacher fünf Jahre lang in einer Brüsseler Steuerrechtskanzlei sammeln können, ehe er zum neuen Richter in Eupen ernannt wurde. Richter werden, reizte ihn mehr als die Staatsanwaltschaft. "Als ich mit meinem Gerichtspraktikum angefangen habe, hatte ich noch gar keine Erfahrung mit der Staatsanwaltschaft, weil meine Tätigkeit als Anwalt auf das Steuerrecht beschränkt war", erklärt Schumacher.
"Im Rahmen meines Praktikums habe ich das dann kennengelernt und das hat mich auch sehr interessiert, aber die Arbeitsweise eines Richters passt mehr mit der Arbeitsweise überein, die ich als Anwalt hatte und deswegen zog es mich am Ende doch mehr zur sitzenden Magistratur."
Richter sein, ist keine leichte Aufgabe, da die Akten sehr unterschiedlich sind. "Das ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf", so Schumacher. "Und gerade der menschliche Aspekt und der Abwechslungsreichtum machen es so interessant."
Für die beiden Richter ist es an diesem Tag Zeit, sich zum Gerichtssaal zu begeben. Dort findet eine Verhandlung vor einer Dreirichterkammer statt. Dann beginnt die Auseinandersetzung mit den Akten, über die die Richter urteilen müssen.
"Mein Wunsch wäre es, dass ich es schaffe, Urteile zu fällen, die verstanden werden und mit denen die Rechtsuchenden, ob sie gewonnen oder verloren haben, leben können", so Kittel. Auch Schumacher wünscht sich ein gutes Fingerspitzengefühl bei seinen Entscheidungen. "Weise Entscheidungen treffen - das ist wahrscheinlich das Wichtigste. Ob mir das immer gelingen wird, ist die Frage, aber man kann es sich natürlich wünschen."
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