Stoffe liegen bereit, einige Herzen sind schon zugeschnitten und werden gestopft. Die Schülerinnen sind mit Herzblut bei der Sache. Estelle, Schülerin in Bekleidung und Verkauf, möchte Brustkrebspatientinnen mit bunten Herzen eine Freude zu machen: "Das sind Herzkissen, die Frauen bekommen, die Brustkrebs haben, um diese Schmerzen zu lindern. Die werden dann halt unter den Arm geklemmt. Es ist auch ein emotionaler Aspekt. Es ist sehr wichtig, um den Frauen Trost zu spenden und zu sagen "Wir vergessen euch nicht, wir denken an euch und tun das hier für euch"."
Normalerweise nähen sie Kleidung oder machen Änderungen. Das Anfertigen der Kissen ist für Schülerinnen des siebten Jahres ein Kinderspiel, erklärt die 20-jährige Estelle: "Dabei sind die Kissen eigentlich ganz leicht. Es sind nur zwei Nähte und man muss einfach sauber vorgehen. Wir haben den Unterricht Serienanfertigung und dabei machen wir dieselbe Auflage öfter. Wir schneiden 130 Mal zu, dann nähen wir das, klappen es um."
Privatleute und Geschäfte haben Nähzubehör und Stoffe gespendet. Das Material und die richtige Füllmenge sorgen für einen guten Tragekomfort: "Der Stoff der Kissen besteht aus Baumwolle, die Füllwatte aus Polyester. Und die Kissen kann man bei 40 Grad waschen. Die Kissen sind dafür da, dass sie den Schmerz der Frauen lindern. Sie können die gerne im Alltag tragen - also so unter dem Arm, oder beim Autofahren, damit der Gurt nicht so einschneidet", erklärt Lea.
Es ist im Sinne des Herzkissenprojektes, dass die Kissen kostenlos abgegeben werden. Das Schnittmuster ist urheberrechtlich geschützt. Die MG-Schülerinnen baten Elke Kickertz darum, das Schnittmuster nutzen zu dürfen: "Das ist eine Frau, die näht schon seit Jahren diese Kissen für Ostbelgien und sie war auch direkt damit einverstanden, dass wir an der Aktion teilnehmen. Und so hat sie uns die copyrightgeschützten Schnittmuster zur Verfügung gestellt", so Lea.
Lehrerin Melanie Reinartz hat schon Kissen genäht und im eigenen Umfeld verschenkt. Sie freut sich über das Feedback der betroffenen Frauen: "Diese Kissen wären so toll, sie waren so zufrieden damit. Als die Schüler sagten "Wir wollen nichts für uns machen, können wir etwas nähen, was den anderen gut tut", da fielen mir diese Herzkissen ein. Ich habe ihnen von diesem Projekt erzählt, sie waren sofort Feuer und Flamme. Es hat mich als Lehrerin begeistert, dass die Schüler so sozial eingestellt sind."
Direktorin Inge Hoffmann steht ebenfalls hinter der Nähaktion. Diese passe zudem perfekt in die Ausbildung der Schülerinnen in Verwaltung und Geschäftsführung: "Jetzt im siebten Jahr konzentrieren sie sich in den Fachunterrichten vor allem auf die Buchführung, die Geschäftsleitung und die Schaffung eines eigenen Betriebes. Das Nähen konzentriert sich auf größere Projekte, die dann auch eine gewisse Wirtschaftlichkeit im Auge haben, wo die Zeit eine Rolle spielt, die Materialkosten."
Alle sind mit Eifer bei der Sache. Dennoch würden sich Schüler, Lehrer und die Direktorin wünschen, dass die Kissen in den Kisten bleiben. Das wird wohl leider ein frommer Wunsch bleiben - solange es Frauen gibt, die an Brustkrebs erkranken.
Man kann die Kissen in der Maria-Goretti-Schule in St. Vith erhalten, beim KurierJournal oder Wochenspiegel in Eupen.
Chantal Scheuren