Er wird auch Most, Eppler oder Äbbelwoi genannt, im Herver Land ist er als Cidre bezeichnet und in Trier heißt er Viez: ein Apfelwein mit einem Alkoholgehalt von sechs bis elf Prozent. Zwischen Mosel und Saar ist er weit verbreitet. Der regionaltypische Viez geht auf eine jahrhundertalte Tradition zurück und ist eng mit der Erhaltung von Streuobstwiesen und der Obstproduktion verbunden. Ausgeschenkt wird er in der Regel im typischen Viezporz.
Nicht nur Hanspitt Weiler, Präsident der Trierer Viez-Bruderschaft, schwärmt davon: "Das ist ein Getränk, was man das ganze Jahr über genießen kann: sehr erfrischend, säuerlich, spritzig, sehr bekömmlich und deswegen in der Region auch sehr beliebt".
Damit das so bleibt, setzt sich der gemeinnützige Verein der Trierer Viez-Bruderschaft dafür ein. Er will das regionale Traditionsgetränk fördern und auch für künftige Generationen erhalten. Deshalb strebt er eine Eintragung in das bundesdeutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes an, wo unter anderem auch schon der rheinische Karneval, die schwäbisch-alemannische Fastnacht und das Sternsingen ihren Platz haben.
"Viez produzieren und Viez trinken, gehört für viele Menschen zur regionalen Identität hier", erklärt Hanspitt Weiler. "Das Getränk verbindet viele Menschen aus der ganzen Region Trier. Es wird in Dörfern in der Eifel, an der Mosel, im Hunsrück und an der Saar produziert, geschätzt und auch gefeiert."
Das Vorhaben der Viez-Bruderschaft stößt auf öffentliches Interesse und findet auch Zustimmung in der Politik. Sowohl die Stadt Trier als auch das Land Rheinland-Pfalz befürworten den Antrag. Bei einer Pressekonferenz hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Viez-Brüdern Schützenhilfe gegeben. "Wir haben hier breite Unterstützung bekommen", freut sich Weiler. "Frau Dreyer hat darauf hingewiesen, dass der Viez die Region Trier und weit darüber hinaus die Region prägt, ein Nationalgetränk der Trierer und damit ein Stück Kultur ist."
Auch für den Tourismus hat der Viez Bedeutung. Es gibt sogar eine Viezstraße, die sich 150 Kilometer durch das Saargau zieht. An dieser Ferienstraße mit vielen Streuobstwiesen bieten Obstbauern, Edelobstbrenner, Landwirte, Hoteliers und Gastronomen nicht nur ihre Produkte an, sondern auch Informationen, regionale Rezepte und Erlebnisse rund um das Thema Viez.
Aufgrund des großen Interesses und der breiten Unterstützung sieht Vereinspräsident Hanspitt Weiler gute Chancen, dass der Viez als immaterielles Kulturerbe anerkannt wird. "Der Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis geht ein mehrstufiges Verfahren voraus. Es ist schon Arbeit, die wir uns aufgeladen haben", sagt er. "Aber das machen wir sehr gerne im Dienste der Sache, und wir sind optimistisch, dass wir das in einem vorgegebenen Zeitrahmen auch schaffen werden."
Der Antrag wird über das Land Rheinland-Pfalz bei der deutschen Kultusministerkonferenz gestellt. Eine Entscheidung erwartet die Viez-Bruderschaft im Jahr 2023.
Michaela Brück