Für Bernard Crutzen war nach eigener Darstellung das Maß voll, als seine Eltern im vergangenen Frühjahr den Besuch des Sohnes ausschlugen - aus Angst vor Corona. Beide haben als Ärzte gearbeitet. Sie hätten sich aber durch die allgemeine Berichterstattung über Covid-19 einschüchtern lassen, findet der Sohn.
Daraufhin, so Crutzen, habe er beschreiben wollen, wie "die Medien" über Covid erzählen. Wobei er einräumen muss, dass es schon sehr verallgemeinernd ist, alle über einen Kamm zu scheren.
Crutzen konzentriert sich bei seiner Auswahl auf Titelblätter oder Schlagzeilen in Zeitschriften und Magazinen, die Hauptabendnachrichten im Fernsehen. Dass es ausführliche und vertiefende Hintergrundberichte gegeben hat, mag ja sein, sagt Bernard Crutzen, aber die Leute würden nun einmal vor allen Dingen das wahrnehmen, was ins Auge springt.
Dem ostbelgischen Zuschauer wird in dem 70-minütigen Film auffallen, dass einige Szenen in Eupen gedreht wurden: im Stadion der AS oder bei einem Platzkonzert von "Les copains d'abord" im vergangenen Frühjahr vor dem Josephsheim.
Reiner Zufall, sagt Bernard Crutzen, der sich privat regelmäßig hier aufhält, gerade in der Nähe war und seine Kamera dabei hatte. Er sei sich auch durchaus darüber im Klaren, welche dramatischen Auswirkungen das Coronavirus im Frühjahr auf eine Einrichtung wie das Eupener Josephsheim hatte. Aber irgendwann, um es mal so zu formulieren, sei es dann gut.
Bernard Crutzen inszeniert sich selbst als unbedarften Beobachter, der - eine Bierflasche in der Hand - den Pressekonferenzen des Nationalen Sicherheitsrats oder des Konzertierungsausschusses folgt. Er ist sehr darum bemüht, deutlich zu machen, dass er kein Verschwörungstheoretiker sei. Aber es ist nicht zu übersehen, wie er den Zuschauer konsequent auf die Vermutung zuführt, dass womöglich (Crutzen sagt: "peut-être") doch mehr hinter der Gesundheitskrise stecke. Das fällt auf fruchtbaren Boden in einer Krise, die sich vor allem durch ihre Ungewissheit auszeichnet.
Bernard Crutzen will nach eigener Aussage eine offene Debatte anregen. Es ist fraglich, ob der Film dazu beitragen kann - oder ob er nicht eher vorgefertigte Ansichten verfestigt.
Stephan Pesch
Sehr interessanter Film.
Ich habe mir diese Doku komplett angesehen. Sehr interessant.
Ich zitiere "...irgendwann sei es dann gut". Was soll gut sein? Ein ständig mutierendes Virus? Und wenn gut, für wen? Ich verstehe diesen Mann nicht. Keine Ahnung, wann er seine Aussagen getroffen hat, die wirken etwas veraltet. Meint er, entscheiden zu können, wann es gut ist?
Wenn ich dann das Foto mit dem Plakat "Denkpflicht statt Maskenpflicht" sehe, dann denke ich nur "schade, dass man so jemandem hier eine Plattform bietet".
Wann es gut ist wird sich zeigen. Die Fallzahlen sprechen jedenfalls eine andere Sprache.
Erstaunlich, Herr Pesch, dass Sie nicht auf die wirklich wichtigen Passagen im Film eingehen.
So zum Beispiel der Ausschnitt aus dem Vortrag des Herrn Van Ranst, in dem er vor ausgewähltem Publikum preisgibt, für welche Pharmakonzerne er arbeitet und wie man es schafft, sich in Pandemiezeiten die Medien- und damit die Meinungshoheit zu sichern. Warum ist das in den Augen unseres führenden Regierungsberaters eigentlich notwendig? Könnte man fragen. Wenn man Journalist wäre. Crutzen wollte das übrigens tun. Leider hat Van Ranst die Interviewanfrage lieber ignoriert, was ebenfalls im Film erwähnt wird.
Stattdessen ist es wohl wichtiger, darauf hinzuweisen, dass Crutzen in einer sehr kurzen Szene mit einem Bier in der Hand vor seinem Laptop zu sehen ist. Und natürlich, dass er von sich behauptet, kein Verschwörungstheoretiker zu sein, was wohl heißen soll, dass er wahrscheinlich einer ist.
Ich nehme meinen ersten Satz übrigens zurück. So erstaunlich ist das nicht.
Ich lade einfach mal die Leute ein ,einen Blick auf der Seite der RTBF unter media zu werfen. Da wird auf die Bemerkungen von Herrn Cruzen eingegangen, und siehe da, erstaunlich, da werden zum Beispiel Teile der Nachrichten nicht Komplet gezeigt und somit aus ihrem Konzept gezogen.
Ich nehme ein Teil meines Textes zurück, so erstaunlich ist es dann doch nicht.