Grauer Himmel, anhaltend Regen und viel Schnee. Im Dezember und mehr noch im Januar war das Wetter in Ostbelgien ungewöhnlich feucht. Das ist schonmal ein Fakt, sagt Meteorologe Carsten Brandt. "Überall hatten wir mehr Niederschlag als üblich. Der Januar ist bei uns ja generell schon ein sehr feuchter Monat. Im Durchschnitt fallen 150 bis 180 Liter Regen oder Schnee pro Quadratmeter je nach Höhenlage", erklärt der BRF-Wetterexperte. "Das war diesmal wesentlich mehr - und das war sehr, sehr gut, weil wir die letzten drei Jahre zu wenig Niederschlag hatten. Mit diesem Januar ist jetzt zum ersten Mal ein bisschen Ausgleich im Spiel."
"Ein bisschen Ausgleich" - das klingt nicht echt nach Entspannung. Man könnte sagen, die Kuh ist noch nicht ganz vom Eis. Für das letzte Stück braucht es auch noch einen nassen Februar.
Aber warum? Um das zu verstehen, muss man in den Boden gucken. Der besteht aus mehreren Schichten, die alle mit reichlich Wasser versorgt werden wollen. "Die obersten Schichten sind jetzt gesättigt, aber wenn man unterhalb von 60 bis 80 Quadratmeter geht, ist der Boden noch nicht wassergesättigt", weiß Brandt. "Es würden etwa noch 300 bis 400 Liter pro Quadratmeter fehlen, d.h. nochmal mindestens ein nasser Monat wie der Januar. Dann hätten wir das Defizit ausgeglichen."
Entstanden ist das Defizit nicht nur durch den trockenen Sommer 2020. Schon in den beiden Sommern davor war der Regen zu lange ausgeblieben. Und nicht nur der fehlende Niederschlag ist ein Problem, sondern auch die Temperatur. Denn wenn es sehr warm ist, dann verdunstet das Wasser. "Alleine durch diese Hitze im Sommer geht sehr viel Wasser verloren", erklärt der Meteorologe und nennt ein Beispiel: "An einem einzigen Sommertag verliert eine Talsperre acht bis neun Liter pro Quadratmeter Fläche. Die Verdunstung legt in den letzten Jahren massiv zu."
Und beides zusammen - mal mehr mal wenig Regen, vor allem im Sommer, und ein massiver Wasserverlust durch Verdunstung - führt dazu, dass der Boden bis in die tiefen Schichten austrocknet. Bäume mit flachen Wurzeln, wie zum Beispiel Fichten, hätten dann sofort große Probleme, sagt Carsten Brandt.
Aber der Meteorologe vom Weißen Stein hat Hoffnung, dass 2021 anders wird. "Ich glaube, dieses Jahr wird es anders sein, weil wir hier in Ostbelgien nochmal einen richtigen Winter erlebt haben und das geht wahrscheinlich auch im Februar weiter. Ich hoffe darauf, dass es noch ein paar Wochen winterliches Wetter geben wird", so Brandt. "Das wäre für die Natur sehr gut." Auch beim Wetter sollten wir uns also mit Geduld wappnen. Wenigstens gibt es dabei aber eine Perspektive auf bessere Tage.
jp/mg