Martin Henke hat kürzlich in Kelmis ein neues Zuhause bezogen. Er ist Grenzgänger und arbeitet als Entwicklungsingenieur bei einem deutschen Unternehmen. Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie gilt in dem Unternehmen eine Homeoffice-Pflicht, wo immer dies möglich ist.
Doch Martin Henke sitzt zurzeit als einziger im Büro, "weil mir der Internetanbieter Proximus für unser neues Zuhause bislang keinen neuen VDSL-Anschluss zur Verfügung stellen konnte", erzählt er. "Ich bin abhängig von einem Internetanschluss. Das macht die Arbeit zu Hause unmöglich. Ich habe weder Internet noch ein Festnetztelefon. Deshalb bin ich gezwungen, ins Büro zu gehen."
Schon im Juli des vergangenen Jahres hat Henke einen Internetvertrag bei dem Unternehmen EDPnet für sein neues Zuhause abgeschlossen. "Ich war schon Kunde und bin zufrieden soweit. Das ist ein kleinerer Anbieter. Dieser Anbieter ist aber von Proximus abhängig, um einen Anschluss zur Verfügung gestellt zu bekommen", erklärt er. "An unserer Adresse ist am VDSL-Anschlusskasten wohl kein VDSL-Netz frei. Und wie ich erfahren habe, kann EDPnet Proximus nicht dazu zwingen, einen VDSL-Anschluss zur Verfügung zu stellen."
Diskriminierung
Martin Henke sieht darin eine Diskriminierung von Kunden, die sich entscheiden, nicht Kunde von Proximus zu werden. Laut Henke habe Proximus bereits zweimal einen Installationstermin verstreichen lassen: einmal im September und einmal im Dezember des letzten Jahres. Ein dritter Termin steht am 5. Februar an. "Ich bin aber nicht optimistisch, dass das zu diesem Zeitpunkt klappt", so Henke.
Von einer Rechtsanwaltskanzlei will Henke erfahren haben, dass, anders als zum Beispiel in Deutschland, ein Internetanschluss in Belgien kein Grundrecht darstellt. Für Henke ist das in Zeiten von Corona, Homeoffice-Pflicht und der zentralen Bedeutung des Internets für die Lebenshaltung ein Unding.
Henke hat sich auch an den Ombudsdienst für Telekommunikation in Brüssel gewandt, da er ein generelles Problem sieht. "Ich sehe nicht nur eine Diskriminierung von Kunden durch Proximus, sondern auch von kleineren Internetanbietern, die ebenfalls auf dem Markt tätig sind."
Reaktion von Proximus
Der BRF hat Proximus am Freitag um eine Stellungnahme gebeten. Man hat uns eine schriftliche Antwort versprochen, aber um Verständnis gebeten, dass man den Fall erst genauer prüfen möchte.
Der Proximus-Sprecher hat aber einige grundsätzliche Dinge zum Thema gesagt, die wir zitieren dürfen. Laut Proximus gibt es tatsächlich noch immer Zonen ohne Anschluss. Manchmal seien auch alle VDSL-Anschlüsse besetzt und vergeben. Das komme zum Beispiel oft bei Neubausiedlungen vor. Deshalb seien täglich Hunderte Proximus-Mitarbeiter unterwegs, um neue Straßenkästen mit zusätzlichen Leitungen zu installieren.
Von einer Monopolstellung von Proximus könne aber nicht die Rede sein. Es gebe auch Anbieter, wie zum Beispiel Voo, mit einem eigenen Telekommunikationsnetz. Und jedem Telekommunikationsanbieter stehe es frei, sein eigenes Netz aufzubauen. EDPnet habe sich aber entschieden, das Netz von Proximus zu nutzen. Und wenn es keine freien Anschlüsse für Proximus-Kunden gibt, dann gebe es logischerweise auch keine für EDPnet-Kunden. Eine Benachteiligung eines Anbieters liegt laut Proximus deshalb nicht vor.
Manuel Zimmermann
Viel Glück, Herr Henke. Wir sind im Oktober in eine Neubausiedlung in Lichtenbusch gezogen, auch mit EDPnet als Anbieter über das Proximus Netz. Wir haben trotz Home Office Pflicht ganze 3 Monate auf den Anschluss warten müssen, und insgesamt 9 verstrichene Proximus Techniker Termine über uns ergehen lassen müssen. Natürlich immer ohne zu wissen ob der Techniker nicht doch an den Tag kommt. Das versaut einem jegliche Tagesplanung. Auch wir haben uns an den Ombudsdienst gewendet. Hilft aber nichts. Und heute sind wir zwar angeschlossen. Das Netz ist aber nur halb so schnell wie die Verbindung der Nachbarn. Auch hierfür besonderen Dank an Proximus!!! Mein Eindruck war: wenn man sich traut, sich auch noch zu beschweren, dauert es deutlich länger. Bei uns zum Beispiel 5 Wochen länger als nebenan. Wie durch einen Zufall...
Eine Frage dazu :
Wäre Internet über Satellit eine Lösung ?
Kann mich den Ausführungen der Herren Menke und Müller nur anschließen. Besitze einen Betrieb in Raeren. Internet und Handynetz: eine einzige Katastrophe! Haben gleichfalls sämtliche Beschwerdegänge unternommen. Resultat: null! Willkommen im Dschungel!
Ich habe seinerzeit sieben Monate gewartet. Zusätzlich hat mich das Hin und Her um Termine und Abmachungen sicher 10 Lebensjahre gekostet. Ich muss allerdings sagen, dass daran nicht Proximus alleine Schuld hatte, sondern auch eine lokale Computerkette, über die ich den Anschluss bestellt hatte.
Ja, früher wenn mir jemand von solchen Situationen erzählte, habe ich immer gedacht die Schuld würde (zumindest teilweise) beim Kunden liegen, der irgendwie mit dran Schuld haben muss. Ist aber nicht so. Der Service bei Proximus ist und bleibt einfach grottenschlecht. Wenn ich dort anrief wurde mir unter anderem gesagt, dass ich ja gar kein Kunde bin und man mir deshalb nicht helfen würde. Es gab allerdings auch nette Mitarbeiter von Proximus. Trotzdem werde ich mir Mühe geben, dem Laden in Zukunft wo es nur geht aus dem weg zu gehen.
Kleiner Tipp: Wir hatten uns in der Zwischenzeit mit der Tadaam Box, die von Telenet angeboten wird, "über Wasser gehalten": zwar langsames Internet, aber es lief wenigstens etwas.
Guten Tag,
schön und traurig zugleich, dass man nicht alleine ist.
-An unserer vorigen Adresse in einem Mehrfamilienhaus mussten wir mehr als zwei Monate auf einen Proximus-Anschluss für Edpnet warten. Dieser war ca.1/3 langsamer war als der unserer Nachbarn, die Proximus-Kunde sind. Und das trotz gleicher Leitung.
-Sat-Internet: Das kommt bauseits nicht in Frage, die Installation von VDSL ist vorbereitet.
-Den persönlichen Kontakt zu Proximus habe ich auch gesucht - ohne Erfolg mit derselben Begründung wie bei Herrn Müllers. Stattdessen hat man mich an den Kundendienst von Edpnet zurück verwiesen - der bei Proximus ja auch nicht weiter kommt.
-Tadaam: Danke, vielleicht eine Notlösung, für Homeoffice aber wahrscheinlich nicht ausreichend.
-Als Kunde erwarte ich, dass nach Vertragsabschluss "wo auch immer" alles schnell und automatisch funktioniert. Es sollte nicht Aufgabe des Kunden sein, herausfinden zu müssen, welcher Anbieter über welches Netz geht und wo noch Plätze frei sind. Monopol hin oder her.
Mfg Martin Henke