Vor einigen Jahren hat Hervé Reul das Gebäude der ehemaligen Spinnerei Tiquet in Baelen erworben. Beim Entrümpeln entdeckte er ein Schaufelrad von 1840. Schon anno dazumal wurde damit Energie hergestellt. "Anfangs drehte das Rad die Maschinen über Riemen an. Als sich die elektrische Energie verbreitete, erzeugte das Rad Strom, um die Maschinen anzutreiben", erklärt Reul.
Das alte Rad ist so abgenutzt, dass Hervé Reul beschlossen hat, ein neues zu bauen. Hierzu hat er sich Schüler aus Malmedy mit ins Boot genommen. "Die Schule Notre-Dame in Malmedy ist meinem Aufruf gefolgt. Sie machen die Metallarbeiten am Rad", freut sich Reul. "Es wird aus Stahl gebaut, zum Schutz galvanisiert und dann lackiert. Das Rad wird etwa 4,5 Tonnen wiegen, 2,30 Meter breit sein und einen Durchmesser von 3,70 Meter haben."
An das neue Schaufelrad wird ein Generator angeschlossen, der den grünen Strom produziert. Im Vergleich zu Wind und Sonne biete Wasser einen wesentlichen Vorteil. "Die Wasserkraft wird in Belgien zu wenig genutzt. Sie gibt Tag und Nacht Energie. Solarenergie gibt es nur, wenn die Sonne scheint, und Windenergie nur, wenn Wind weht. Wasser ist viel beständiger."
Während eines Jahres misst Hervé Reul die Flussgeschwindigkeit und den Wasserstand. Je höher die Kapazität der Baelener Baches ist, umso mehr Strom kann er produzieren. "Ich hoffe, dass ich die hergestellte Energie an meine Mieter verteilen kann und natürlich an mich selbst - und wenn es einen Überschuss gibt, vielleicht auch an andere. Ich muss mich erst erkundigen, wie ich es praktisch umsetzen kann."
Dem Unternehmer geht es nicht nur um die Energiegewinnung. Er folgt den Spuren der Wollindustrie früherer Zeiten und freut sich darauf, die Geschichte zu neuem Leben zu erwecken.
Chantal Scheuren