In der Kirche von Robertville sind die Bänke leer, teilweise mit Band abgesperrt. Eigentlich finden hier die Weihnachtsmessen statt und die sind immer noch gut besucht, wissen die Geschäftsleute Patricia Heinen, Bernard Piette und Robert Martin. Alle drei sind Mitglieder des örtlichen Gewerbeverbands.
Doch in dieser Adventszeit ist alles anders, sagt Robert Martin. "Ja, leider durfte man dieses Jahr nichts machen. Sonst gibt es immer am ersten Advent am Samstagabend eine Messe in der Kirche von Robertville. Da singt auch der Chor. Dann gibt es einen kleinen Weihnachtsmarkt."
Nur der Chor aus Holzfiguren steht vor dem Altar. Den haben Mitglieder des Gewerbeverbands selbst gebastelt. Genau wie unzählige andere kleinere und größere Dekorationen. Seit 27 Jahren schmückt der Verband das Dorf weihnachtlich. Im Laufe der Jahre sind immer wieder neue Ideen und Projekte hinzu gekommen. Eigentlich diente der Weihnachtsmarkt dazu, die Projekte zu finanzieren.
"Leider ist unser Weihnachtsmarkt ausgefallen. Die Messe gibt es auch nicht dieses Jahr. Wir haben uns trotzdem entschlossen eine kleine Wanderung zu machen, um ein bisschen das Dorf zu animieren", erklärt Robert Martin.
Die Wanderung, von der Robert Martin spricht, ist eine Krippenwanderung. Sie startet mitten im Dorf und die Route ist ausgeschildert. "Es gibt zwei Möglichkeiten. Eine Wanderung von circa acht bis neun Kilometern und eine Wanderung von circa viereinhalb bis fünf Kilometern. Diese Wanderungen gehen durch das Dorf und an den Stellen vorbei, wo die Leute selber eine Krippe gebaut haben."
Knapp 15 Krippen stehen in und um Robertville verteilt. In der Kirche, in den drei Kapellen oder aber für sich wird die heilige Familie präsentiert. Daneben finden sich immer wieder weihnachtliche Dekorationen: Beleuchtung, Weihnachtskugeln, die von den Bäumen hängen oder aber Holzfiguren.
"Ein Teil der Krippen ist von der 'Association des commercants', dem Gewerbeverband, gemacht. Der andere Teil der Krippen ist von den Leuten aus dem Dorf selbst gebaut worden. Sie haben sich an unseren Verband angeschlossen, um unsere Dekoration zu machen."
In einem Fotoalbum sind die verschiedenen Dekorationen festgehalten, mal sind sie direkt sichtbar, mal etwas versteckt entlang der Wanderroute installiert. Mit Begeisterung und Stolz erklärt Patricia Heinen die verschiedenen Projekte. Aber auch etwas Nostalgie schwingt mit, wenn sie auf die Anstrengungen der letzten Jahre blickt.
Die Mitglieder des Gewerbeverbands wünschen sich die Touristen zurück. Auch das Zusammensein fehlt hier. Denn gerade das machte die Organisation der Krippenwanderung aus, die dieses Jahr bereits zum fünften Mal stattfindet, sagt Robert Martin. "Früher haben wir einfach das Dorf geschmückt. In den letzten fünf Jahren haben wir das Dorf etwas mehr geschmückt. Man braucht nur zu fragen und die Leute aus dem Dorf machen direkt mit. Und sie stehen dem, was wir machen, sehr positiv gegenüber."
Wer sich dieses Jahr auf die Krippenwanderung durch Robertville begibt, wird wahrscheinlich weniger Leuten begegnen als sonst. Trotzdem bietet sich wieder ein weihnachtlich geschmücktes Dorf. Und die Aussicht, im nächsten Jahr Weihnachten wieder gemeinsam zu feiern.
Andreas Lejeune