Idyllisch und ruhig am Lontzener Bach - so wohnt Dieter Brandenburger. In direkter Nachbarschaft hat ein Biber sein Revier aufgeschlagen. Und wenn Dieter Brandenburger nicht gewesen wäre, dann wäre es dem Biber vermutlich an den Kragen gegangen.
"Der Bagger fing praktisch gerade mit den Arbeiten an, da so ein bisschen freizumachen und mit der Baggerschaufel an den Damm zu fahren. Dann habe ich mal gerufen, dass der Biber unter Naturschutz steht", erzählt Brandenburger. "Der Fahrer hat dann kurz aufgehört, telefoniert und dann aber den Biberdamm im Prinzip auf der linken Seite bis etwa einen Meter tief weggemacht."
In einer Nacht hat der Biber seinen Damm wieder repariert. Dennoch hat sich der Lontzener Hobbykoch Hilfe bei der Bibergruppe Castor von Natagora gesucht. "Als sie hier waren, haben sie sich alles angeschaut, Bilder gemacht und im Prinzip schon Pläne entwickelt, wie man das Zusammenleben zwischen Biber und den Menschen drumherum erträglich gestalten kann", erklärt Brandenburger.
"Das Problem für diesen Biber ist, dass er hier vorne gebaut hat. Hinter mir sind zwei Wiesen und die zweite Wiese ist nur über eine Brücke in der Mitte erreichbar. Ansonsten ist die Wiese praktisch ein gefangenes Grundstück."
Der Biberdamm hat das Wasser so hoch angestaut, dass es bis an die Brücke geht. Der Landwirt, der die Flächen bewirtschaftet, bangt um den Zugang zu seiner Wiese. Dieter Brandenburger ist zuversichtlich, hier einen Ausweg zu finden. "Jetzt ist mittlerweile klar: Dieser Biberdamm hier steht unter Schutz, das heißt also, es gibt keine Arbeiten mehr drin."
"Die Vorschläge dieser Bibergruppe sind u.a., dass man ein Rohr einbauen könnte, so dass die Höhe des Baches auf den jetzigen Stand begrenzt ist. Der Biber könnte den Damm höher bauen, aber über das Rohr würde es halt überlaufen, so dass der Weg für den Landwirt geschützt ist."
Der Biber ist ein Nagetier - im wahrsten Sinne des Wortes. Er frisst Pflanzen und nagt an Hölzern. Wenn er sich mehrere Jahre lang in einem Revier aufhält, besteht die Gefahr, dass er alle Bäume umlegt. "Wenn man das vermeiden möchte, soll man sich im Vorfeld klar sein, welche Bäume ruhig gehen können. Und hier diese Eichen könnte man insofern schützen, indem man in etwa auf einem Meter Höhe einen Hühnerdraht um den Baum zieht. Dann ist er für den Biber uninteressant und er lässt den Baum in Ruhe."
Mit etwas gutem Willen lasse es sich in guter Nachbarschaft mit dem Nager leben. Eifrig gestaltet er die Landschaft um und schafft ein Biotop für andere Tierarten.
"Die Dämme sind jetzt so zwei bis drei Monate hier. Man merkt schon die Veränderung. Wir haben häufiger in dem Bereich hier vorne, wo der See sich gebildet hat, Enten und andere Wasservögel. Eben flog ein Eisvogel vorbei. Die sind hier unten im Tal heimisch, aber brauchen zum Fischen stehendes Wasser."
Unter Wasser ist der Biber sehr agil, auf dem Trockenen eher behäbig. Die Ergebnisse seiner Nachtarbeit sind nicht zu übersehen. Den Biber hat Dieter Brandenburger bisher jedoch kein einziges Mal zu Gesicht bekommen.
Chantal Scheuren