Günther Scheuren aus Rocherath gerät ins Schwärmen, wenn er von den Gesellschaftsjagden erzählt. "Das Schönste ist, wenn in der Mittagspause ausgetauscht wird: Der eine hat drei Rehe gesehen, der andere einen Hirsch, einen Zwölfer oder einen großen 20-Ender. Jeder will das dann sehen, Fotos werden herumgereicht. Und nachmittags geht es mit der Jagd weiter."
Doch in diesem Herbst zieht Günther Scheuren meist alleine los. Wegen der Corona-Pandemie dürfen nur vier Jäger pro Revier in den Wald - egal wie groß das Revier ist. Persönlich macht es Günther Scheuren nicht viel aus. Er jagt auch gern alleine, beobachtet die Tiere ungestört und genießt die Ruhe auf dem Hochsitz.
Erlegtes Wild wird vom Förster aufgelesen und kommt dann normalerweise in den Handel. Allerdings ist die Nachfrage zur Zeit sehr gering, weiß Günther Scheuren von seinen Jäger-Kollegen. "Die Preise sind rapide gesunken. Es ist schwierig, das Wild zu vermarkten. Früher waren die Hotels und Restaurants auf. Da kamen Menschen aus ganz Flandern hierher, um Wildfleisch zu essen. Aber das ist jetzt ja nicht der Fall."
Wildschäden zu erwarten
Die Corona-Maßnahmen erschweren auch das Einhalten der Abschusspläne, wozu die Jäger verpflichtet sind - vor allem in großen Revieren. "Ein großes Revier von 2000 Hektar effizient zu bejagen ist fast unmöglich. Ich glaube nicht, dass das ohne Gesellschaftsjagd zu schaffen ist."
Auswirkungen befürchtet Günther Scheuren vor allem auf den Schwarzwild-Bestand. Wenn die Population der Wildschweine nicht reguliert wird, können sie sich im Laufe eines Jahres mindestens verdreifachen. "Auf den großen Gesellschaftsjagden wird sehr viel Schwarzwild gejagt."
"Wenn Sie in einem großen Revier zu 20 Jägern ansitzen dürfen, dann ist die Chance ja viel größer, dass Sie sieben oder acht Stück Schwarzwild erlegen. Aber das ist ja dieses Jahr nicht gegeben. Ich denke, dass es im Frühjahr viele Wildschäden geben wird. Und dann müssen die Beständer oder die großen Jagdreviere wieder viel Schadenersatz zahlen."
Wie lange die Corona-Einschränkungen noch dauern, ist auch für die Jäger ungewiss. Obwohl Günther Scheuren auch gerne alleine auf die Pirsch geht, freut er sich dennoch wieder auf die großen Gesellschaftsjagden und darauf, "dass ich meine alten Kumpels noch mal wiedersehe. Ich freue mich, wenn es wieder richtig losgeht, ohne Corona und alles."
Michaela Brück
Minister Borsus hat am Freitag Abend die Bedingungen geändert: die Jäger dürfen zu mehreren 4er Gruppen in einem Los jagen !