In der Einrichtung der VoG "Soziale Integration und Alltagshilfe" in Eupen finden junge Menschen Aufnahme und Begleitung. Dort wird zum Beispiel gemeinsam gebacken und gekocht. Die Küche ist zugleich ein Übungsfeld, um soziales Verhalten zu erlernen - so wie die gesamte Wohngemeinschaft.
"Wir gehen systematisch alle Lebensbereiche durch", erklärt Psychologin Nicole Kohnen. "Wie bringe ich meine administrative Situation in Ordnung? Was ist eine Krankenkasse, was ist eine Versicherung? Das lernen die Jugendlichen hier, genauso wie die Alltagskompetenzen Kochen, Waschen, Putzen oder Backen."
Den Alltag zu bewältigen und ihre Zukunft in die Hand zu nehmen, das ist für diese Jugendlichen eine besondere Herausforderung. Sie befinden sich in schwierigen Lebenssituationen und brauchen Unterstützung. Die Gründe sind ganz unterschiedlich. "Wir haben junge Menschen aus der Drogentherapie, junge Menschen, die im Konflikt mit der Justiz waren oder aus dem Gefängnis kommen", erklärt Nicole Kohnen.
"Andere waren in einer Wohneinrichtung für Jugendliche und haben bei Erreichen der Volljährigkeit noch nicht genügend Autonomie, um alleine zu leben. Wir haben junge Menschen mit Migrationshintergrund, deren Asylantrag positiv bewertet wurde und die hier bleiben dürfen."
Seit 1993 gibt es die Soziale Integration und Alltagshilfe. In den letzten Jahren kommen immer häufiger Jugendliche in die VoG, deren Familiensituation belastet ist. "Oft kommen junge Menschen aus einer familiären Konfliktsituation: Jede soziale Schicht, sowohl Benachteiligte als auch Mittelklasse, wo die Familiensituation es nicht möglich macht, weiter dort zu leben, und wo alleine leben zu früh ist oder auf jeden Fall nochmal Unterstützung braucht."
Bis zu sieben Jugendliche zwischen 17 und 26 Jahren kann die SIA in ihrem Haus in der Eupener Unterstadt aufnehmen. Jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer. Maximal zwei Jahre dürfen sie bleiben. Hier lernen sie Rechte und Pflichten kennen - die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist Grundlage für ihren Vertrag mit der SIA.
In regelmäßigen Einzelgesprächen analysieren die Betreuer mit den Jugendlichen Probleme, Entwicklungen und Fortschritte. Wie ihre Hintergründe sind auch die Zielsetzungen der Bewohner ganz unterschiedlich. Den Betreuern ist wichtig, dass die jungen Menschen ihre maximale persönliche Autonomie erreichen. "Die kann bei jedem anders aussehen. Deswegen kann man nicht sagen, dass alle einen Job, eine Ausbildung oder eine Wohnung haben."
"Es ist nicht das gleiche Ziel bei jedem, und man kann keine Zahlen darauf setzen. Die meisten ziehen aus, weil sie ihr Ziel, das sie sich vorgenommen haben, erreicht haben: einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, sie haben Probleme gelöst oder ein Sicherheitsgefühl, um danach alleine weiter zu machen."
Momentan kein Treffpunkt
Die meisten bleiben nicht länger als ein Jahr. Wenn sie danach alleine wohnen, können sie von der SIA noch weiter begleitet werden. Außerdem gibt es für die Externen zwei Mal pro Woche den Treffpunkt, wo sie mit den Bewohnern der WG zusammenkommen.
Dieser Treffpunkt darf wegen der Corona-Pandemie zurzeit allerdings nicht stattfinden - ein Einschnitt für viele Betroffene. "Manche Jugendliche vereinsamen in ihren Wohnungen. Das ist ziemlich dramatisch, gerade bei denjenigen, wo das soziale Netz gering ist und sie nicht viele andere Möglichkeiten als diesen Treffpunkt haben."
Die SIA wird von der Deutschsprachigen Gemeinschaft finanziert und durch Spenden unterstützt - wie zum Beispiel durch die Glückssternaktion des Lions Clubs. Diese Hilfe ermöglicht eine Erweiterung des Angebotes. So will die SIA nächstes Jahr neue Räumlichkeiten anmieten, um die Jugendlichen noch besser bei der sozialen Integration und Alltagshilfe unterstützen zu können.
Michaela Brück
Endlich mal ein Artikel der zumindest einen kleinen Einblick in die durch die Pandemien wachsende Vereinsamung von eh schon Randständigen gibt.
Bitte mehr davon!!
Abgesehen davon ist es bemerkenswert dass die ganzen SozialarbeiterInnen, die permanent weiter ihre KlietInnen anfahren und unterstützen und sich immer weiter engagieren und sich nicht in ihr Home Office zurückziehen können und wollen nicht mehr Beachtung einfordern oder erhalten. Neben dem Krankenhaus Personal gibt es so viele Berufssparten die weiter machen müssen und wollen, weil das Wohlergehen anderer von ihrem Handeln abhängig ist. viele von ihnen werden zur Zeit vergessen. Z.B. Physiotherapeuten die dafür sorgen dass ihre 80 jährigen Patienten agil bleiben und eben nicht bettlägerig werden, Pflegedienste die ihre Patienten pflegen, mit Medikamente versorgen und in der jetzigen Zeit oft den einzigen Sozialen Kontakt der Patienten darstellen,... ich wünsche mehr von solchen Berichterstattungen!!