Ein Klassentreffen der besonderen Art: In St. Vith haben die ehemaligen Abiturienten nochmal ihre Abschlussarbeiten präsentiert. Mit diesen ergatterten die drei den Preis "Focus Erde" der Königin-Paola-Stiftung. Sie überzeugten die Jury unter anderem mit einem Übersetzungshandschuh für Gebärdensprache und einem Smart-Home-System.
Der erste Platz ging jedoch an eine digitale Version des Klassikers Schiffeversenken: "Ich wollte ein Spiel entwickeln, das mein Großvater oder meine Großmutter spielen können, auch wenn sie mal alleine sind, aber auch mit den Bekannten, wenn die zu Besuch kommen. Mit Schiffeversenken habe ich dann die optimale Lösung gefunden, weil das so gut wie jeder kennt und es einfach Spaß macht", sagt Daniel Collard.
Das Spiel ist auch komplett im Alleingang möglich, weil Daniel es mit einem speziellen Programm versehen hat. So kann sein Opa, wenn er ganz allein ist, auch gegen das Schiff spielen. Unter anderem dieser Mehrwert hat ihm den ersten Platz gesichert: "Ich denke, dass die Jury sehr großen Wert darauf legt, inwieweit das Ganze in der Praxis getestet worden ist. Und Daniel, der den ersten Preis gemacht hat, hatte eben die Möglichkeit, das Spiel mit seinem Opa im Altersheim zu testen, und gerade jetzt in dieser Corona-Zeit war das natürlich ein Projekt, das perfekt in die Zeit passte", so Lehrer Daniel Klinkenberg.
Und noch etwas macht das Spiel zu einem Mehrwert für die Menschheit. Es fördert die Motorik älterer Personen, erklärt Daniel Collard: "Mit Hilfe der eingebauten Joysticks kann man besonders bei älteren Menschen das Feingefühl in den Fingern trainieren. Dadurch, dass es aber auch digital ist, wird die Jugend auch mehr dazu angeregt, mit den Großeltern dieses Spiel zu spielen, weil es eben etwas anderes ist, als nur auf Papier mit den Kreuzchen und Pünktchen zu spielen." In Zukunft möchte Daniel sogar ganz corona-sicher vom Computer aus mit seinem Opa im Altenheim spielen können.
Übersetzungshandschuh
Den zweiten Platz bei "Focus Erde" belegte Marin Duvnjaks Übersetzungshandschuh: "Wenn jemand taub-stumm ist, der zieht den Handschuh an und schaltet den Handschuh und diese Box an. Wenn er dann irgendwo in einer fremden Stadt ist und zum Beispiel zum Bäcker gehen will oder zum Bahnhof, dann kann er jemanden fragen und wenn diese Person dann nicht die Gebärdensprache kann, dann kann er trotzdem ganz normal in der Gebärdensprache kommunizieren und auf dem Display der Box wird dann nach und nach alles auf deutsch angezeigt."
Bis jetzt kann das System alle Buchstaben des Alphabetes samt Umlaute und Sonderbefehle, wie Leerstelle oder Löschen. Der Handschuh soll jedoch künftig noch viel mehr können, so Marin Duvnjak: "Wenn ich später weiter daran arbeite, möchte ich auf jeden Fall, dass direkt ganze Wörter, Halbsätze oder sogar ganze Sätze direkt auf dem Bildschirm übersetzt werden. Dass ich diese Box vielleicht auch durch ein Handy ersetze."
Cedric Veithens Erfindung ist, was die Handynutzung angeht, schon einen Schritt weiter. Sein Smart-Home-System ist komplett über das Handy steuerbar und dazu noch deutlich günstiger als existierende Systeme: "Bei den meisten Smart-Home-Systemen, die es gibt, muss man erst mal ein Steuerungsmodul bezahlen, dass mehrere tausend Euro kostet, und sobald es ein Problem gibt, muss der Techniker kommen, der muss bezahlt werden, der braucht Zeit für eine Kleinigkeit, die geändert werden muss. Bei mir ist das anders. Ich habe ein paar Mikrokontroller, die sind günstig. Sobald ich irgendwas ändern möchte am Programm, schließe ich den Laptop über Kabel an, programmiere ein zwei Zahlen um und es funktioniert. Also es ist viel günstiger."
Um sein System zu Hause selbst konfigurieren zu können, muss man sich dann doch ein bisschen mit dem Programmieren auskennen. Einmal installiert ist es jedoch vor allem für bewegungs-eingeschränkte Menschen ein großes Plus, so Cedric Veithen: "Vor allem ältere Menschen, körperlich beeinträchtigte Menschen, Leute, die krank sind, die im Rollstuhl sitzen, die nicht mehr so einfach den Lichtschalter betätigen können oder zum Fenster gehen können und dieses öffnen können, die haben dann die Möglichkeit, mit dem Handy vom Bett aus oder vom Rollstuhl aus die Fenster zu öffnen, die Lichter ein- und auszuschalten, draußen mit der Kamera zu überwachen, ob alles in Ordnung ist, die Alarmanlage ein- und auszustellen, das Garagentor zu öffnen. Somit helfe ich eben auch Leuten in so einer Situation."
Mehrwert für Menschheit und Erde
Beim Preis "Focus Erde" geht es viel mehr um den Mehrwert für Menschheit und Erde als um technische Raffinesse. Für ihren ehemaligen Lehrer Daniel Klinkenberg zeichnet aber natürlich auch Letzteres das Können seiner Abiturienten aus: "Natürlich bin ich stolz. Man begleitet diese Schüler, also ich begleite sie zwei Jahre lang sehr viele Stunden pro Woche und wenn man am Ende sieht, was dabei rauskommt und vor allen Dingen, wie diese Schüler an sich selber wachsen und über sich hinaus wachsen können, macht das einen natürlich stolz."
Sarah Dederichs