Auch in diesem Semester beginnen wieder zahlreiche Abiturienten an der RWTH ihr Studium. Die anfängliche Verwirrung wird in diesem Jahr durch das Coronavirus noch verstärkt. Das weiß auch Dario Labuschagne aus Kelmis zu berichten. Er beginnt dieses Jahr sein Studium der Gesellschaftswissenschaften. "Ich habe mitbekommen, dass jetzt alles digital verlaufen soll. Aber ich bin allgemein ziemlich ahnungslos. Ich hoffe, dass in der 'Ersti-Woche' vieles aufgeklärt wird", sagt er.
"Das Meiste muss man sich jedenfalls selbst rauspicken. Ich dachte, ich würde so etwas wie eine Anleitung bekommen, wie es verläuft, bisher habe ich nämlich nicht wirklich einen Plan. Und das macht mich ein bisschen nervös. Vielen anderen aus meiner Klasse, die jetzt auch zur RWTH gehen, geht es ähnlich. Wir alle sind ziemlich verloren."
Unterricht online - Ausnahme für Erstsemester
Eigentlich sollten die Studenten in diesem Semester wieder in der Uni unterrichtet werden. So hatte es die RWTH zumindest geplant. Die steigenden Corona-Zahlen in der Städteregion haben der Uni aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Unterricht findet jetzt doch ausschließlich online statt.
Ausgenommen von dieser Regelung sind nur Veranstaltungen für Erstsemester. Diese sollen aber in kleinen Gruppen stattfinden. "Bei den Erstsemestern besteht eine größere Schwierigkeit darin, an der Hochschule anzukommen. Die wissen ja noch gar nicht, was die Hochschule von ihnen erwartet", erklärt Professor Aloys Krieg, Prorektor für Lehre an der RWTH. "Deswegen versuchen wir es mit einem sogenannten On-Boarding-Prozess, wo wir uns in ganz kleinen Gruppen treffen und Studenten aus höheren Semestern den Erstsemestern erklären, was sie tun müssen, um erfolgreich zu sein."
Auch sonst versucht man, die Studenten nicht im Stich zu lassen. Man versucht, die Regelungen so einfach wie möglich zu halten und die Studenten zu sensibilisieren. Außerdem erhalten alle Studenten eine Lizenz für Microsoft Teams und Zoom. Über diese Software sollen sich die Studenten untereinander bestmöglich austauschen können - auch wenn sie sich im echten Leben erst mal nicht so oft begegnen werden.
Lösung für Klausuren
Für Studenten, die bei Klausuren nicht anwesend sein können, hat die RWTH auch schon Lösungen erarbeitet. "Ich mache gerade einen Online-Kurs, bei dem nächste Woche eine Klausur geschrieben wird. Da haben wir drei Teilnehmer aus Rumänien, die nicht einreisen können. Für diese Gruppe wollen wir eine Klausur zu Hause vorbereiten", erklärt Aloys Krieg. "Das heißt sie schreiben zur gleichen Zeit die gleiche Klausur, werden aber zu Hause beobachtet von einer Kamera, sodass wir Täuschungsversuche ausschließen können."
Auch wenn der Unterricht online stattfindet, dürfen die Studenten in die Uni kommen. Beispielsweise wenn sie ein Buch aus der Bibliothek leihen wollen oder eine Klausur schreiben. Das gilt vorerst auch uneingeschränkt für belgische Studenten. Sollten sie eine Wohnung in Aachen mieten, brauchen sie sich auch nach einem Aufenthalt in Belgien nicht in Quarantäne zu begeben.
Die Studenten brauchen sich also keine Sorgen um ihr Studium zu machen. Dass es in diesem Semester wieder normalen Unterricht geben wird, ist aber unwahrscheinlich. Die RWTH rät den Dozenten davon ab, damit zu planen. Ein Umstieg während des Semesters sei nicht so einfach.
Dass in der Einführungswoche nicht gefeiert werden kann, stört Dario übrigens weniger. "Ich bin sowieso eher ein ruhiger Mensch. Ich bin nicht so auf 'Action' aus. Ich will in der Ersti-Woche einfach meine Infos bekommen. Das wäre für mich schon genug. Und mit Corona kann man ja sowieso nicht wirklich feiern." Einige seiner Kommilitonen dürften das anders sehen. Wir wünschen trotzdem allen Studenten einen guten Start.
Grégory Dalbert