Für die Dorfgemeinschaft Montingen ging alles auf einmal recht schnell. Es ist noch gar nicht so lange her, dass einige Dorfbewohner den Entschluss fassten, die Zukunft ihres Dorfes aktiv mitzugestalten.
Roger Kohnen ist Präsident der Dorfgemeinschaft Montingen und war von Anfang an dabei: "Die Idee ist an sich vor zwei Jahren entstanden, dass wir gesagt haben "es wäre doch wirklich schön, nochmal was für das Dorf zu machen". Und da haben wir uns zu ein paar Freunden getroffen und gesagt "wir versuchen mal eine Initiative im Dorf zu starten und schauen, ob wir etwas erreichen können für das Dorf, das Dorfleben"."
Der Initiative schlossen sich viele Leute an, auch jüngere aus dem Dorf. Doch die Dorfgruppe wollte für das Erste einmal Erfahrungen sammeln, so Roger Kohnen: "Daraufhin haben wir dann gesagt "wir nehmen am Dorfwettbewerb teil, erstmal um zu lernen", haben dann auf Anhieb schon gewonnen, und konnten dann dadurch hier am internationalen Dorfwettbewerb teilnehmen."
Lebensqualität sichern
Nun also der internationale Vergleich mit 26 Teilnehmern aus zwölf verschiedenen Ländern. Wobei das Wort "Vergleich" nicht in einem konkurrierenden Sinne verstanden werden sollte. In erster Linie geht es darum Erfahrungen mit anderen Teilnehmern zu teilen, Rückmeldung und Inspiration zu erhalten. Denn die Herausforderungen sind für alle ähnlich. Das weiß auch Frank Rose, einer der drei Juroren, die Montingen besucht haben: "Die Probleme, die gerade den ländlichen Raum betreffen, sind eigentlich in Europa beinahe gleich. Da geht es zum einen darum, die Bevölkerung in den Regionen zu halten. Das geht, indem man attraktive Wohnsituationen schafft, Lebensqualität sichert."
Genau diese Lebensqualität versucht die Dorfgemeinschaft Montingen zu erhalten und zu verbessern. 2019 wurden bereits über 40 Insektenhotels hergestellt und im Dorf verteilt. Daneben wurden Wildblumen, Bäume und Sträucher gepflanzt. Ein weiteres Projekt sind die Heinzelmännchen. Braucht eine Person aus dem Dorf Hilfe bei kleinen Haushaltsarbeiten, so kann eine Hotline angerufen werden. Diese kümmert sich dann um einen freiwilligen Helfer. Es wird geholfen, im Austausch gibt es sozialen Kontakt - ein Plus, besonders für die älteren Dorfbewohner.
Doch die Projekte hören hier nicht auf, laut Roger Kohnen gibt es noch einige langfristige Ansätze: "Wir haben verschiedene Projekte, zum Beispiel auch mit den Vereinen. Da möchten wir auch schauen, ob es vielleicht Synergien gibt zwischen den Vereinen und vielleicht so eben halt ermöglichen, dass gewisse Vereine auch überleben können. Ein anderes Projekt, dass wir haben, ist es, den Hausleerstand zu verhindern, so dass auch junge Leute im Dorf bleiben können."
Für die Jury um Frank Rose sind die ersten Eindrücke durchaus positiv: "Der erste Eindruck ist der, dass wir hier eine aktive Dorfgemeinschaft erleben, die uns bisher von vielen Aktionen berichtet hat und auch belegen konnte. Die Landschaft hier hat absolut ihre Reize. Es ähnelt mehr einem Park als einer landwirtschaftlich genutzten Region."
Auch die Dorfgemeinschaft Montingen konnte nicht nur von ihren Visionen, sondern auch von sich überzeugen, so Frank Rose weiter: "Ganz entscheidend scheint hier zu sein, dass eine Dorfgemeinschaft intakt ist, und vor Ort die Menschen einbezieht in Projekte, in Ideen - und so die Identifikation mit dem Ort und die Bindung in den Ort hinein stärkt."
Auch wenn es für die Doppelortschaft Montenau-Iveldingen nur ein Zwischenschritt ist - der Austausch mit der Jury zeigte, wie stolz die Montinger auf die bereits geleistete Arbeit sind. Diese läuft unter dem Motto "In der Grenzregion grenzenlos Eins". Und wer weiß, vielleicht hat der Austausch zu der ein oder anderen neuen, grenzenlosen Idee beigetragen.
Andreas Lejeune