Die beiden Kaltblüter ließen sich nichts anmerken, als sie im leichten Dauerregen vor den Kartoffelroder gespannt wurden. Dabei war das auch für sie eine Premiere, wie Sascha Tangeten aus Manderfeld erklärt: "Das haben wir heute zum ersten Mal gemacht. Wir machen mit den Pferden sonst Arbeiten wie Pflügen, Wenden, Schwadern" - was so in der Landwirtschaft anfällt.
Dabei sind die beiden Pferde eigentlich bei der Waldarbeit zu Hause: "Die Pferde kommen aus Mürringen, sie gehören meinem Freund Stefan Rauw. Er geht zwei- bis dreimal die Woche mit den Pferden in den Wald zum Holzrücken."
Am Samstag stand Kartoffelernte auf dem Programm, in Ober-Emmels, bei Ferdy Thelen. Der hatte sich schon länger mit dem Gedanken getragen, auf dem Grundstück neben seinem Haus selbst Kartoffeln anzupflanzen: "Und dann habe ich meiner Frau gesagt: "Wenn wir die ernten, dann mit den Pferden, wie das früher war." Das ist zwar aus einer Schnapsidee entstanden, aber ich habe daran festgehalten."
Er hatte sogar ein paar Freunde und die Medien eingeladen, denn, so Ferdy Thelen, den Anschauungsunterricht wollte er nicht für sich behalten: "Wenn ich von meinen Kartoffeln erzählte, sagten alle: "Früher wurden die mit dem Pferd geerntet." Ich selbst hatte das noch nie gesehen, wie viele andere auch, und darum können sie sich das nun anschauen."
Die Pferde ließen sich geduldig über den überschaubaren Kartoffelacker lenken. Hinter ihnen warf der Schleuderroder die Kartoffeln im hohen Bogen aus der Erde. Dann waren die Menschen mit dem Bücken und dem Aufheben dran.
Vor allem die Kinder hatten ihren Spaß. Schnell füllten sich die Sammelkörbe und die Jutesäcke - sehr zur Freude des Hobby-Kartoffelbauern: "Ich bin sehr zufrieden, ich hätte nicht gedacht, dass so viele schöne Kartoffeln dabei herauskommen. Ich schätze mal, dass es rund 100 Kilo sind, ich weiß es nicht genau, ich muss sie noch abwiegen."
Dann wurden sie erst einmal im Keller eingelagert. Für alle Beteiligten gab es zur Belohnung ein Schinkenbrot am Lagerfeuer. So ein bisschen erinnerte es an das Kartoffelfest in Neidingen, das vor sechs Jahren zum letzten Mal organisiert wurde.
Kein Wunder: Ferdy Thelen stammt ebenso aus Neidingen wie sein Vetter Walter Schlabertz: "Es ist so, dass Walter und ich das etwas aufleben lassen wollten, wie es früher war - wie beim Kartoffelfest. So können wir den Leuten und besonders auch den Kindern vorführen, wie es früher war - was sonst in Vergessenheit geraten würde."
Auch für Sascha Tangeten und die Pferde war es ein (vielleicht nicht nur) einmaliges Erlebnis: "Ich bin sehr zufrieden, es hat gut geklappt. Das können wir nochmal machen."
Stephan Pesch
Super Idee: Ein bisschen mehr ,die gute alte Zeit in mancher Hinsicht ,sehr schoen.
Wenn auch nicht in jedem Fall,aber hierfuer applaudiere ich !👏 👍🌹