"Die Pandemie ist eine zusätzliche Hürde für die Inklusion", heißt es während der Pressekonferenz von Cap48. Eine Schlussfolgerung, die auch Harald Hamacher unterschreiben würde. Er ist Direktor der Hergenrather Tagesstätte für Personen mit Beeinträchtigung und weiß, wie schwer die letzten Monate für alle Beteiligten waren: "Wir haben das Glück in der DG, dass die Personen in Wohnbereichen tagsüber in anderen Bereichen tätig sind - sei es in Werkstätten, in Tagesstätten oder in anderen Beschäftigungsbereichen. Und von heute auf morgen mussten diese Personen 24 Stunden auf 24 Stunden, sieben Tage in der Woche im Wohnheim bleiben, konnten auch ihre Familie nicht mehr sehen. Ich denke, das sind Informationen, die sind eigentlich immer ein bisschen untergegangen. Man hat sehr viel von den Alten- und Seniorenheimen gesprochen, aber dieser Bereich wurde kaum erwähnt."
Die Bevölkerung sensibilisieren - auch das möchte Cap48 mit seiner Kampagne erreichen. Dieses Jahr fällt das allerdings besonders schwer. Vor den Supermärkten darf nicht verkauft werden, Abstandsregeln machen das unmöglich. Es muss also ausgewichen werden. Karin Lejeune koordiniert den Verkauf in Ostbelgien und erklärt die Alternative: "Also in diesem Jahr hat Cap48 sich was ganz besonderes einfallen lassen - nämlich eine Kooperation mit den Apotheken. Und die haben sich bereit erklärt, Präsente aufzustellen, wo jeweils zehn kleine Post-Its und zehn große Post-Its drin sind. Und die werden diese Post-Its vorrangig anbieten, und damit einen Teil der Einnahmen, die über Ehrenamtliche sonst geflossen sind, bei sich einnehmen, und wir sammeln das dann ein."
Der Kontakt sowie der Austausch mit der Bevölkerung fallen jedoch weg. Das war eigentlich immer eine besondere Sache, betont Karin Lejeune. Umso mehr hoffen die Beteiligten, dass das die Aktion nicht negativ beeinflusst: "Dieser soziale Kontakt fehlt nicht nur beim Verkauf der Post-Its, sondern auch generell. Nur ist es in diesem Jahr einfach nicht möglich, weder für uns, für mein Team und die anderen Ehrenamtlichen rundherum, genau wie für die Menschen mit Beeinträchtigung, die das sonst so gerne gemacht haben, beim Nachbarn anzuklopfen und sagen "Hallo, ich habe Post-Its, kaufst du bitte?". Das geht leider dieses Jahr nicht."
Und trotzdem: Cap48 bleibt positiv und möchte weiter unterstützen. Letztes Jahr wurden 156 Projekte co-finanziert, dieses Jahr werden es wohl ähnlich viele werden. Eines davon könnte ein Infrastrukturprojekt der Tagesstätte Hergenrath sein. Die Räumlichkeiten sollen angepasst werden. Verbunden damit sind natürlich Kosten, wie Harald Hamacher betont: "Unser Projekt wird so zirka 700-720.000 Euro kosten. 80 Prozent werden dabei von der DG unterstützt. Aber summa sumarum bleiben für unsere VoG inklusive Ausstattung noch zirka 200.000 Euro hängen an Eigenfinanzierung."
Für eben diese Eigenfinanzierung sucht die Tagesstätte Hergenrath Unterstützung - und geht dabei auch neue Wege: "Wir haben deshalb eine Co-Finanzierung bei Cap48 beantragt. Bei uns sind es 70.000 Euro. Aber aufgrund der Tatsache, dass die Aktion natürlich dieses Jahr covid-bedingt nicht so ablaufen wird wie vorher, hat Cap48 uns mit Nachdruck angeregt, einen zweiten Weg zu gehen, und für die VoGs die interessiert waren, eine Crowdfunding-Webseite zur Verfügung gestellt, wo wir wirklich einen Spendenaufruf an die Bevölkerung starten."
Für jede eingegangene Spende legt Cap48 nochmal 40 Prozent des gespendeten Betrags obendrauf. Bis zum 8. November kann das sowie andere Projekte unterstützt werden.
"Das Leben danach heißt voranschreiten". So lautet der Slogan der diesjährigen Cap48-Kampagne. Und sie zeigt deutlich, dass sich weder die Ehrenamtlichen noch die Hauptamtlichen von den aktuellen Umständen einschränken lassen und auch weiterhin für Solidarität mobilisieren.
Kontonummer für Spendenüberweisungen:
BE35 0000-0000-3737
BIC : BPOTBEB1
Andreas Lejeune