David Hannen, der Rechtsanwalt der Familie Lenaerts, beschrieb vor dem Schwurgericht den Leidensweg, den die Brüder und Schwestern des ermordeten Juppi Lenaerts gegangen sind. Von den Sorgen, die sie sich gemacht hatten, als sie von ihrem Bruder nichts mehr hörten, über die Entdeckung der grausamen Bluttat bis hin zur Täuschung durch die Angeklagte Kathrin H.. Eine Angeklagte, die den Mord geplant hatte und am Abend der Entdeckung der Leiche eine Schwester des Ermordeten anrief und über die Nachricht des Todes weinte.
Die Familie sei den Ermittlungsbeamten dankbar, jeden Stein umgedreht zu haben, um die Wahrheit zu erfahren. Rechtsanwalt David Hannen beschrieb die harmonische Beziehung der Familie zu Juppi Lenaerts, der eine Frohnatur gewesen sei. Im Laufe der Untersuchung seien die Geschwister immer wieder mit neuen Schreckensmeldungen konfrontiert worden. Aus der Presse erfuhren sie, dass ihr Bruder durch zwölf Axthiebe ermordet wurde. Später kam der nächste Schock, als klar wurde, dass Kathrin H. die Bluttat geplant hatte und Geldgier ihr Motiv war.
Der Anwalt hob auch die Kaltblütigkeit hervor, mit der die Tat ausgeführt wurde: Mutter und Sohn setzten sich hin, rauchten eine Zigarette und tranken Kaffee. Bei der Tat-Nachstellung hätten die Angeklagten völlig emotionslos reagiert. "Ist das Reue?", fragte der Anwalt. Das verdiene kein Mitleid. Christian K. sei geständig, seine Mutter habe immer wieder die Versionen geändert, sie habe es auf das Geld abgesehen und jedes Mittel sei ihr dafür recht gewesen.
Kathrin H. habe ihren Sohn manipuliert und ihn wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Doch der Sohn habe gewusst, dass ein Mensch umgebracht werden solle. Mitleid sei das falsche Zeichen. Die Familie vertraue den Geschworenen, dass sie die korrekte Entscheidung treffen würden: die Tat sei und bleibe ein grausamer brutaler Mord mit niederen Beweggründen an einem tollen Menschen.
Anstifterin und treibende Kraft
Auch für Generalstaatsanwalt Frédéric Renier gibt es keinen Zweifel an der Schuld der beiden Angeklagten. Aus seiner Sicht charakterisieren Widersprüche und Unwahrheiten die Angeklagte. Sie sei die Anstifterin und die treibende Kraft bei dem Mord, der mit Vorbedacht ausgeführt worden sei. Sie habe es auf das Geld des Opfers abgesehen und es sei für sie die bequemste Lösung gewesen, ihn verschwinden zu lassen. Sie habe den Killer rekrutiert und die Mordwaffe besorgt. Sie habe ihren Sohn derart manipuliert, dass dieser es als eine Heldentat angesehen habe, den Mord für seine Mutter zu begehen, in der Hoffnung, er werde mit ihr den Traum des Bauernhofs teilen können. Er bat die Geschworenen, beide Angeklagte für den Mord schuldig zu sprechen.
Denis Barth, der Strafverteidiger von Christian K., erklärte zu Beginn, die Tat sei nicht bestritten. Sein Mandant habe Juppi Lenaerts umgebracht. Er habe ihn zwar vorsätzlich getötet, aber nicht mit Vorbedacht. Sein Motiv sei es gewesen, mit seiner Familie ein neues Leben zu beginnen. Sein Mandant habe nicht selber den Mord geplant. Als er von seiner Mutter nach Eupen gelockt worden sei, habe er nicht die Absicht gehabt, Juppi Lenaerts zu töten. Er habe lediglich gewusst, dass er eine Leiche abtransportieren sollte. Deshalb bestehe auch kein Vorbedacht, so der Strafverteidiger. Die Mutter habe ihn emotional zum Handeln gezwungen, sie habe ihn manipuliert, instrumentalisiert und missbraucht. Bei der Tatrekonstruktion habe er emotionslos gewirkt, doch er habe es nie gelernt, mit Emotionen umzugehen.
Patrick Thevissen, der Strafverteidiger von Kathrin Hilpert, richtete sich an die Geschworenen und sagte, es sei die Zeit gekommen, mit Beweisen zu arbeiten und daraus Schlüsse zu ziehen und die Verantwortungen zu bestimmen. Seine Mandantin habe bereits bei ihrer ersten Aussage als Tatverdächtige erklärt, sie habe ihren Mann nicht erschlagen, sei aber indirekt für seinen Tod verantwortlich. Sie sei zwar eine Lügnerin, aber nicht beim Geständnis ihrer Schuld. Sie trage Verantwortung und Schuld im Maße ihres Handelns. Sie habe nicht die tödlichen Axthiebe versetzt, sie sei die Mittäterin. Sie habe ihren Sohn instrumentalisiert, aber nicht willenlos gemacht, sie habe ihn nicht einer Gehirnwäsche unterzogen.
Zu den Geschworenen gerichtet meinte Thevissen: "Bei aller Antipathie, die gegen sie aufgebaut wurde, trotz der Abscheulichkeit ihres Handelns, lasten Sie ihr nicht mehr an, als das, was sie zu tragen hat."
Chantal Delhez