Es herrscht Stille im Saal, als ein Ermittlungsbeamter der technischen und wissenschaftlichen Polizei ein Video und Fotos vom Tatort zeigt. Die Anwesenden werden plötzlich Zeuge von dem, was die Beamten vorgefunden haben. In der Küche verschimmelte Essensreste, im Schlafzimmer überall Blutspuren, ein Kopfkissen voller Blut und etwas weiter eine aufgeschnittene Couch. Einige Geschwister des Opfers verlassen den Gerichtssaal, bevor Fotos von dem toten Opfer gezeigt werden.
Der Mord muss mit großer Gewalt ausgeführt worden sein. So schildert es detailliert der Assistenzarzt des Gerichtsmediziners, der die Autopsie vorgenommen hat. Zwölf heftige Schläge an drei verschiedenen Körperbereichen. Mehrere Frakturen wurden festgestellt, unter anderem am Schädel.
Aus Sicht der Ermittlungsbeamten gab es schon vor dem Mord Hinweise darauf, dass die Angeklagte Kathrin H. mehrmals plante, ihren Lebensgefährten umzubringen. Das Motiv: Sie wollte die gut gefüllten Konten von Juppi Lenaerts ausräumen, um sich einen Bauernhof zu kaufen, eine Cannabisplantage zu betreiben und ein neues Leben zu beginnen ... ohne Juppi Lenaerts.
Die Ermittler beleuchten dann auch das Vermögen des Opfers. 2016 erhält Juppi Lenaerts Goldmünzen von einem betagten Paar aus der Nachbarschaft, das er gepflegt hatte. Sie haben einen Wert von 80.000 Euro. Gleichzeitig bekommt er von dem Paar 40.000 Euro Bargeld. Später erhält er aus dem Verkauf des Campingplatzes der Familie seinen Anteil - 38.000 Euro.
Aufschlussreiche Telefonauswertung
Schon zu diesem Zeitpunkt sucht die Angeklagte nach Schlaftabletten oder anderen Medikamenten im Internet. Das bescheinigen auch die Ermittler, die unter anderem die Auswertung der Handys der beiden Angeklagten vorgenommen haben. Dabei werden Anrufe, SMS mit Inhalt, WhatsApp-Botschaften, Bilder und Videos oder die Internetsuche analysiert. Die Telefonauswertung wird viel Licht in die Ermittlungen bringen.
Mehrmals soll die Angeklagte nach geeigneten Mitteln gesucht haben, um ihrem Opfer Tabletten zu verabreichen. Mitte Dezember 2017 erklärt Juppi Lenaerts seiner Schwester, er habe 23 Stunden an einem Stück geschlafen und könne sich das nicht erklären. Am 30. Dezember kauft die Angeklagte eine Axt in einem Eupener Baumarkt - knapp zehn Tage vor dem Mord. Anfang Januar lässt sie ihren Sohn kommen, der sich in Griechenland aufhält und hat die Idee, eine Schusswaffe zu kaufen. Doch der Ankauf scheitert. Sie versucht auch, ein Alibi zu organisieren und ihre anderen Söhne von ihren Plänen fern zu halten.
Die Ermittler betonen auch, dass die Angeklagte bei jedem Verhör ihre Version änderte und sich ständig in Widersprüche verstrickte. 13 Mal wurde sie von der Polizei vernommen. Ihr Sohn Christian K. blieb bei seinem Mordgeständnis und fügte lediglich bei seinen vier polizeilichen Vernehmungen Details hinzu. Sein Beweggrund: familiären Halt finden, zu seiner Familie zurückkehren und auf den Bauernhof zu ziehen.
Am Mittwoch gehen die Zeugenanhörungen weiter.
Chantal Delhez