Der Traum eines Bauernhofs mit angegliederter Cannabisplantage zur Versorgung ihrer Familie ist für Kathrin H. nicht in Erfüllung gegangen. Mit dem Geld, das die stark verschuldete Frau durch das Leerräumen der Konten von Juppi Lenaerts eintreiben wollte, hatte sie dieses Vorhaben verwirklichen wollen. Ihre Pläne endeten mit dem Mord an Juppi Lenaerts in seiner Eupener Wohnung.
Die Schwestern und Brüder des Opfers stellten am Montag vor Beginn der Verhandlung ein Bild ihres getöteten Bruders aus, um an seine Geschichte zu erinnern. Als der Generalanwalt dann die Anklageschrift verlas und die Tat beschrieb, hatten es manche von den Geschwistern schwer, ihre Emotionen zu verbergen.
Die Anklage schildert das Geschehen so: Es ist der 3. Februar 2018. Jo Lenaerts macht sich Sorgen. Seit einem Monat hat sie nichts mehr von ihrem Bruder Juppi gehört. Sie verabredet sich mit ihrem Bruder Henri und begibt sich zur Wohnung ihres Bruders in der Eupener Bergstraße. Die Geschwister finden ihn tot in der Wohnung, blutüberströmt, unter Decken auf einem Bett, eine Mülltüte über dem Kopf. Jo Lenaerts setzt einen Notruf ab, der den ganzen Justizapparat ins Rollen bringt. Die Ermittlungen beginnen.
Um den Mord zu vertuschen, erklärt die angeklagte Lebenspartnerin des Opfers über die WhatsApp-Gruppe der Familie Lenaerts, Juppi Lenaerts habe sich eine Auszeit in Spanien gegönnt. Der Polizei erklärt sie später, sie sei nach Spanien gefahren, um nach ihm zu suchen, habe ihn aber nicht gefunden. Inzwischen liegt der Befund der Obduktion vor: schweres Schädeltrauma, zwölf Hiebe im Kopf- und Schulterbereich.
Die Aussagen der Lebensgefährtin werden immer widersprüchlicher, sie wird zunächst als Zeugin, später als Angeklagte verhört. Sie ist aus Sicht der Anklage diejenige, die den Mord plant, mehrmals versucht, ihr Opfer mit Medikamenten umzubringen. Doch die Mutter von sechs Kindern aus drei unterschiedlichen Beziehungen wendet sich an ihren Sohn Christian, um den Mord auszuführen. Der Sohn sagt vor Gericht aus, seine Mutter habe ihn manipuliert und nach Belgien gelockt, um Juppi zu töten. Sie erzählte ihm, so sagt er, dass das Opfer ein schlechter Mensch ist. Wenn alles klappen würde, so versprach sie ihm, würden dabei 150.000 Euro rausspringen.
Christian K. gesteht die Tat vor Gericht und erklärt, er sei nicht schockiert gewesen über die Pläne seiner Mutter. Er sollte kommen, um ihr zu helfen, die Leiche abzutransportieren. Doch nicht die Mutter, sondern er griff zur Axt. Dies, nachdem die Mutter mehrmals überprüft hatte, dass das Opfer schlief. Den Mord hat er nach eigenen Angaben unter starkem Alkoholeinfluss begangen. Nach der Tat, so schildert er, nahm er eine Dusche, während seine Mutter versuchte, die Spuren zu verwischen. Danach setzten sie sich hin, rauchten eine Zigarette und tranken eine Tasse Kaffee. Die Tatwaffe, die blutbefleckten Kleidungsstücke ihres Sohnes und andere Beweisstücke versteckte sie später in einem Brunnen in Konzen.
Während Christian K. vor Gericht die Tat gesteht, gibt seine Mutter bei ihrer Anhörung zwar zu, dass sie Juppi Lenaerts mit Medikamenten umbringen wollte, es doch nicht übers Herz gebracht habe. Auf die Frage des Richters, der anführte, dass mit Medikamenten versetzter Pudding gefunden worden sei, leugnete sie, jemals Medikamente benutzt zu haben. Sie habe definitiv nichts gemischt. Als der Sohn zur Axt gegriffen habe, habe sie geschrieen, aber zu spät reagiert. Sie habe ihren Sohn nicht manipuliert.
Dies veranlasste den Richter zu der Feststellung, dass einer der beiden Angeklagten nicht die Wahrheit spricht. Am Dienstag werden sich die Sachverständigen äußern.
Chantal Delhez