Windkraft ja - aber nicht unter gleich welchen Bedingungen. So lässt sich die Haltung des Gemeindekollegiums zusammenfassen. Das private Windradprojekt auf dem NMC-Gelände zwischen Raeren und Eynatten ist nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch im Gemeinderat auf Widerstand gestoßen.
Bürgermeister Erwin Güsting sieht die einstimmige Entscheidung des Gemeindekollegiums gegen das Projekt von Ratsmitgliedern und Bürgern getragen. Hauptargument: Eine Windkraftanlage müsse zum Nutzen aller Bürger sein und nicht nur zum Nutzen von zwei Unternehmen: "Einmal ein Energieunternehmen und einmal ein rein produzierendes Unternehmen, wobei sicher gut ist, dass es da ist. Dass wir NMC in der Gemeinde haben, ist sicher sehr wertvoll. Aber letztendlich ist ausschlaggebend, dass alle Bürger einen Nutzen davon haben und nicht nur zwei Unternehmen." Das sieht auch der Referenzrahmen der Gemeinde sowie der Wallonischen Region vor, der Standorte für Windkraftanlagen auf öffentlichem Gelände unterstützt.
In ihrer Gefahrenanalyse kommt die Gemeinde Raeren außerdem zu dem Schluss, dass die geplante Windkraftanlage im Schadensfall eine direkte Gefahr für die umliegenden Betriebe und Verkehrswege mit sich bringe - etwa beim Umstürzen der Anlage, Rotorbruch oder Eiswurf. Zudem sei die Errichtung eines Windrades am geplanten Standort nachteilig für das gesamte Industriegebiet Rovert: "Andere Betriebe, die dort angrenzen, werden in ihren zukünftigen Möglichkeiten, sich zu bewegen, sich zu erweitern, beeinträchtigt sein. Denn wenn ein Windrad dort vorhanden ist, ist es ein Grund, gewisse Dinge nicht mehr zulassen zu können", erklärt Erwin Güsting.
Entscheidung für Ecolo-Fraktion vertretbar
Auch für die Ecolo-Fraktion ist die Entscheidung, dem Windkraft-Projekt in Eynatten ein ungünstiges Gutachten zu erteilen, vertretbar, so Umweltschöffe Ulrich Deller: "Es war mit Sicherheit keine einfache Entscheidung, weil wir eigentlich konsequent für erneuerbare Energien sind und jede Möglichkeit, erneuerbare Energien schaffen zu können, nutzen wollen. Aber wir haben hier eine Situation, in der sehr unterschiedliche Aspekte - Sicherheitsaspekte, Landschaftsbild, Nutzen für die Bürger - zusammenkommen, sodass wir nicht gerne, aber einstimmig gesagt haben, wir werden hier ein ungünstiges Gutachten abgeben."
Ulrich Deller verweist dabei auch auf die rund 1.000 Eingaben der Bürger: "Das, was die Bürger hauptsächlich in den Vordergrund rücken, sind Besorgnisse im Hinblick auf die Gesundheit und auf das Landschaftsbild. Wenn man diese Besorgnisse der Bürger auswertet, dann hat man eigentlich noch Spielraum für eine Entscheidung. Aber wenn man dann auf die Abstandsregeln und die Sicherheit geht, dann ist die Entscheidung eigentlich klar."
Ausdrücklich bedauerten die Gemeindeverantwortlichen, dass weder Luminus noch die Firma NMC vor ihrer Antragstellung das Gespräch mit ihnen gesucht hätten. Prinzipiell sei die Gemeinde Raeren für Windenergie, betont Bürgermeister Erwin Güsting - aber unter gewissen Bedingungen: "Grundsätzlich immer für Windenergie an einer Stelle, wo man weiter weg von den Wohngebieten ist, wo man global mehrere Windräder zusammensetzen kann und wo Bürger und Gemeinde einen direkten Nutzen davon haben."
Das negative Gutachten für das Projekt in Eynatten geht jetzt gebündelt mit den Beschwerden der Bürger an den technischen Dienst in Lüttich und die Raumordnungsbehörde in Eupen, erklärt Umweltschöffe Ulrich Deller: "Diese beiden Organe verständigen sich über ein gemeinsames Gutachten, in dem sie der Gemeinde vorschlagen, entweder eine Städtebaugenehmigung zu erteilen oder zu verweigern und dann kann das Gemeindekollegium unabhängig entscheiden, muss aber, wenn es von der Empfehlung in diesem Gutachten nicht Gebrauch macht, begründen, warum sie davon nicht Gebrauch macht."
An ihrem eigenen Windparkprojekt im Raerener Wald hält die Gemeinde fest. Im Oktober soll das Lastenheft dafür erstellt werden.
Michaela Brück
So geht die sinnlose Vermüllung der Landschaft halt an anderer Stelle weiter.