"Traditionell präzise" - so lautet das Motto der Schumag AG. Und diese Präzision ist tagtäglich gefragt, arbeitet das Unternehmen doch im Millimeterbereich. 380 Mitarbeiter stellen kleinste Metallpräzisionsteile her. Die werden unter anderem in der Automobilbranche für Pumpen, Getriebe oder Lenkungen eingesetzt.
Die Verantwortlichen sprechen stolz über die eigenen Produkte. Die letzten Jahre hingegen lösen gemischte Gefühle aus. "Wir kommen in der Tat aus einer schwierigen Situation, die bei uns aber schon im Jahr 2018 begonnen hat: allgemeiner ökonomischer Abschwung, Dieselkrise, die uns auch tangiert hat, und obendrauf kam dann noch Corona", erklärt Johannes Wienands, CEO der Schumag AG. "Gott sei dank haben wir schon im letzten Jahr angefangen, uns darauf einzustellen. Wir haben eine Finanzierungsrunde beschlossen, die jetzt im September abgeschlossen wurde mit einer Kapitalerhöhung."
Und darum herrscht Aufbruchsstimmung. Von einem ersten Meilenstein ist die Rede. Grund ist die Kapitalerhöhung von etwas mehr als zwei Millionen Euro. Damit verbunden sind klare Visionen. Laut Johannes Wienands braucht es Infrastruktur, Personal und Köpfe. "Uns gibt es seit 190 Jahren, seit 1830. Ob es langfristig nochmal 190 Jahre werden, weiß man nicht, aber Ziel ist, die Schumag AG langfristig auf solide Beine zu stellen, sie mit neuen Produkten und Ideen in die Zukunft zu führen und zukunftsfähige, sichere Arbeitsplätze in einem ökonomisch gesunden Umfeld zu schaffen."
Um langfristig planen zu können, möchten die Verantwortlichen auch neue Märkte erschließen. "Wir planen zum Beispiel die Medizintechnik, die früher ein großes, wichtiges Standbein bei der Schumag war, wiederzubeleben", erklärt Wienands. "Und wir sind unter anderem auch mit der RWTH Aachen dabei, neue Geschäftsfelder und Verfahren für die Schumag zu entwickeln - immer im Bereich der Präzisionszerspannung, die wir beherrschen."
Hinter der Kapitalerhöhung stehen zwei Aktionäre: Darunter der Ostbelgier Yves Noël, Geschäftsführer von Nomainvest. "Wir sind ein Familienunternehmen, verbunden mit unserer Region. Uns geht es darum, Investments zu finden, bei denen wir auch einen Mehrwert bringen können. Hier ging es darum, viele Arbeitsplätze zunächst mal zu sichern."
Yves Noël weiß von der bewegten Vergangenheit von Schumag und beschreibt diese mit deutlichen Worten. Nicht nur dem ehemaligen Management stellt er ein schlechtes Zeugnis aus. "Hier war eine Kultur, die nicht produktiv und nicht effizient war. Es gab einiges zu tun. Und solche Aufgaben und Herausforderungen haben wir gerne."
Neben der Herausforderung, die Noël in dem Projekt sieht, glaubt der Investor weiterhin an das Potenzial des Unternehmens. "Wir glauben, dass die Fähigkeit der Schumag, präziseste Teile herzustellen, auch in Zukunft Marktchancen hat. Wir werden die Bandbreite der Kunden ausdehnen und natürlich auch weiterhin auf die traditionellen großen Kunden in den USA und Europa bauen, um das Geschäft mit ihnen gemeinsam auszubauen."
Selbst die aktuelle Corona-Krise hindert den Ostbelgier nicht daran, langfristig zu denken und zu planen. "Im Geschäftsleben passiert immer irgendetwas, was nicht vorhergesehen war, und auf das man sich einstellen und reagieren muss. Hier ist es natürlich eine massive Krise. Wir haben flexibel auf die Situation reagiert, mit allen begleitenden Maßnahmen, die man in Anspruch nehmen konnte - zum Glück hat es die gegeben", so Noël. "Jetzt schauen wir in die Zukunft. Wenn noch Aufs und Abs kommen, werden wir uns darauf einstellen."
Die Geschäftsführung sowie die Aktionäre blicken bei Schumag positiv in die Zukunft. Auch weiterhin möchte das Unternehmen "traditionell präzise" arbeiten. Nun gilt es mit genau dieser Präzision, zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen.
Andreas Lejeune