Eltern spielen eine wichtige Rolle in der Bildung - zumindest sollten sie das in der Theorie. In der Praxis sieht das leider oftmals ganz anders aus. Wenn man die Pisa-Berichte der letzten Jahre betrachtet, stellt man fest, dass die Rolle der Eltern immer dann in den Vordergrund kommt, wenn eine problematische Entwicklung bei den Kindern vorliegt. Das muss jedoch nicht mit Faulheit zu tun haben, ganz im Gegenteil. Manchmal können die Kinder gar nicht auf die Hilfe ihrer Eltern hoffen, da diese nicht die Sprache beherrschen oder eben nicht über den nötigen Bildungsstand verfügen. In Zeiten, in denen Integration zum Alltag gehört, braucht jedes Kind die gleichen Chancen und da muss eben an manchen Stellen nachgeholfen werden.
Für den Vorsitzenden der Kulturellen Aktion und Präsenz, kurz KAP, Edmund Stoffels, waren die Feststellungen in den Pisa-Berichten ein Grund, eine neue Initiative ins Leben zu rufen. "Gleichzeitig habe ich eine Mitarbeiterin gefunden, die einen Master in Logopädie und Berufserfahrung in dem Bereich hat. Das ist sofort einsetzbar, um eine Feldforschung in diesem Bereich anzusetzen. Im Gespräch mit dem Athenäum wurde dann die Perspektive konkret und dann haben wir losgelegt."
Eltern - Kinder - Hausaufgaben
Für die Umsetzung der Feldforschung ist die von Edmund Stoffels erwähnte Mitarbeiterin Audrey Broxson verantwortlich, die dank der Unterstützung der Provinz Lüttich und der Deutschsprachigen Gemeinschaft 2018 direkt mit ihrer Arbeit starten konnte. So habe sie während zwei Jahren das Atelier "Eltern - Kinder - Hausaufgaben" organisiert. In diesem Atelier, so Broxson, konnten die Eltern ihre Kinder begleiten, um Ratschläge und Information zu erhalten, damit sie die Hausaufgaben gemeinsam mit den Kindern erledigen können.
Insgesamt 34 Eltern und knapp 50 Kinder der französischsprachigen Abteilung der Grundschule des Königlichen Athenäums Eupen haben in den letzten beiden Schuljahren, zumindest zum Teil, regelmäßig an den Ateliers teilgenommen. Ziel war es, die Verbindung zwischen den Eltern und den Kindern, aber auch zwischen den Eltern und der Schule zu verstärken. Die Eltern lernten, wie man Diktate schreibt, wie man Wissen richtig an die Kinder vermittelt, wie man die Kinder richtig motiviert, damit sie am Ende des Tages mehr Freude an der Schule haben.
Damit das Projekt, das vorerst auf zwei Jahre begrenzt in einer Feldstudie betrachtet wurde, auch in Zukunft an der Schule angeboten werden kann, braucht es die finanzielle Unterstützung der DG.
Auch in Zukunft Ateliers
Bildungsminister Harald Mollers ist für die Zukunft des Projekts positiv gestimmt. "Wir würden es gerne für die frankophonen Schüler weiterführen und wenn möglich auch auf die deutschsprachige Abteilung ausdehnen, wenn es darum geht, die Kommunikation gerade mit Eltern zu verbessern, die vielleicht einen Migrationshintergrund haben oder die die Sprache nicht so gut verstehen."
"Das kommt letztlich den Schülerinnen und Schülern zu Gute, wenn einerseits Lehrerinnen und Lehrer besser verstehen, warum ein Schüler beispielsweise seine Hausaufgaben nicht bewältigen kann, und wenn andererseits die Eltern verstehen, was überhaupt von ihnen erwartet wird und merken, dass selbst, wenn sie die Sprache nicht perfekt beherrschen oder selbst keinen besonders herausragenden Bildungshintergrund haben, sie ihre Kinder dabei unterstützen können, schulischen Erfolg zu haben."
Die Ateliers sollen also auch in Zukunft weiter stattfinden. Für die Ausweitung auf die anderen Schulen in der DG und für den deutschsprachigen Unterricht muss jedoch erst eine passende Verantwortliche, nach dem Profil von Audrey Broxson, gefunden werden. Für Broxson geht es jedenfalls nächste Woche wieder los.
Für die Grundschulleiterin des Athenäums Eupen, Karin Plumacher, sind die Ateliers innerhalb der Schulräume auch in den momentan schwierigen Zeiten möglich. "In puncto Corona ist es natürlich eine andere Organisation, aber da wir in der Pandemie-Stufe Gelb sind, haben wir die Möglichkeit, Eltern zu empfangen - dies natürlich dann in größeren Räumen mit Abstand und Maskenpflicht bei den Erwachsenen."
Das Projekt hat in den letzten zwei Jahren Früchte getragen und alle Beteiligten motiviert, weiter an der gemeinsamen Arbeit mit den Eltern und den Kindern festzuhalten. Die Zukunft wird zeigen, ob die Ateliers ein fester Bestandteil der Schulausbildung in der DG werden. Für die Integration in unsere Gesellschaft könnten sie jedenfalls ein wichtiger Faktor sein, aber das benötigt Zeit zum Reifen.
Robin Emonts