"Wir können also maximal 200 Leute draußen empfangen", erklärt Dechant Claude Theiss, "das hat uns veranlasst, die Feiern zu splitten und so aufzuteilen, dass auch Leute von auswärts daran teilnehmen können. Aus Deutschland kamen Rückfragen, wie es dieses Jahr ist, weil auch die Maßnahmen nicht unbedingt bekannt sind, die in dem anderen Land gelten."
Nach Schönberg hatte sich schon am Morgen auch wieder eine Gruppe von Fußpilgern aus Mürringen aufgemacht, zu der unterwegs weitere Pilger etwa aus Honsfeld und Heppenbach hinzustießen. "Das ist die einzige Pilgergruppe dieses Jahr", sagt Rudi Kohnen, Präsident der VoG Pfarrwerke Schönberg. "
Abstand halten - auch bei der Prozession
Zeitig vor der ersten Marienandacht am Nachmittag trafen die Pilger in Schönberg ein, wo schon andere Gläubige warteten. Neben Maskenpflicht und Mindestabstand wurden auch andere Hygieneregeln penibel eingehalten: Beim Zutritt zum Gelände mussten alle Pilger ihre Hände erst desinfizieren, pro Bank durften nur zwei Personen Platz nehmen. "Hier draußen können wir die Sitzgelegenheiten so aufstellen, dass der Abstand gegeben ist", erklärt Rudi Kohnen, "und auch bei der Prozession durch die Kreuzweganlage müsste das einzuhalten sein."
Bei den Andachten kam zwangsläufig auch das Thema Corona zur Sprache, sei es für die organisatorische Abwicklung, sei es in den Fürbitten.
Die abendliche Lichterprozession im Kerzenschein war aufgrund anderer Gegebenheiten abgesagt worden: Wegen der anhaltenden Trockenheit wollte man kein Risiko eingehen. "Das war zwar eigentlich für die letzte Andacht vorgesehen", sagt Rudi Kohnen, "aber wir können es einfach nicht verantworten." Im Unterschied zu Corona war Trockenheit auch nicht zum ersten Mal der Auslöser für Einschränkungen bei den Feiern.
Das Wetter spielt auch eine Rolle
In Neundorf musste man demgegenüber wetterbedingt rasch umdisponieren: Eigentlich waren die Andachten vor dem Außenaltar geplant, sagt Küster Joseph Solheid, "das war immer der Ausgangspunkt für die Prozessionen, aber in den letzten Jahren, wenn das Wetter nicht mitspielte, mussten wir es schon in die Kirche verlegen." So auch diesmal, als der seit einiger Zeit sehnlichst erwartete Regen nun kurzerhand für einen Ortswechsel sorgte - mit Tonübertragung nach außen für diejenigen, die vor der Kirche bleiben wollten.
Auch in Neundorf waren die Gebetszeiten für die einzelnen Nachbarspfarren nach Uhrzeiten gestaffelt: "Die letzten Jahre kamen immer Prozessionen von Fußpilgern, morgens schon die Pfarre Rodt-Hinderhausen, dann auch die Pilger aus Aldringen und Thommen, Recht und St. Vith - aber dieses Jahr nicht."
Die veränderten Rahmenbedingungen und am Nachmittag auch das Regenwetter hielten wohl einige ab. Danach klarte es auf, so dass der Außenaltar doch noch für die späten Andachten genutzt werden konnte.
Statt in einer gemeinsamen Prozession sollten die Pilger den Kreuzweg, der in Neundorf vor 35 Jahren angelegt wurde, nach eigenem Gutdünken abschreiten können. "Vor drei Jahren haben wir uns im Dorf zusammengetan und die einzelnen Stationen grunderneuert", erklärt Joseph Solheid stolz.
"Der Kreuzweg führt über den Bahndamm mit der ehemaligen Eisenbahnbrücke, das ist schon sehenswert." Für jede der 14 Kreuzwegstationen hat übrigens ein Haushalt die Patenschaft übernommen und sorgt für die Pflege. Auch bei der jährlichen Marienfeier packt im Grunde das ganze Dorf mit an.
Auch wenn das Publikum bei den Marienfeiern mit den Jahren nicht unbedingt zahlreicher und ganz augenscheinlich nicht jünger wird, hat Dechant Claude Theiss eine Erklärung dafür, dass die Menschen auch in Zeiten von Corona Wert auf die Tradition legen: "Für die Leute ist das ein fester Bestandteil ihres Jahresablaufs. Und weil es jetzt auch nicht möglich war, zu den großen Pilgerorten wie Lourdes oder Banneux zu pilgern, ist die Sehnsucht da, wenigstens an den hiesigen kleinen Orten dabei zu sein."
Stephan Pesch