Die Bilder von Beirut und dem Libanon, die seit einer Woche in den Medien kursieren, zeigen erschreckende Zustände auf. Doch die Situation im Libanon ist nicht erst seit der Explosion im Hafen der Hauptstadt angespannt. Marianne El Haschem wohnt in Eupen und hat Familie und Freunde in Beirut.
Sie sorgt sich um die libanesische Bevölkerung. "Die Leute werden Hunger bekommen. Und sie haben noch nicht mal das Geld um sich etwas zu essen zu kaufen. Als ich im Libanon war habe ich zu meinem Mann gesagt 'Gott sei Dank leben wir außerhalb des Libanons, sodass wir unserer Familie helfen können'. Die Leute, die niemanden außerhalb des Libanons haben, leben in einem katastrophalen Zustand, vor allem nach der Explosion."
Gut möglich, dass im Zuge der Geschehnisse mehr und mehr Leute den Libanon verlassen werden. "Ich habe das Glück, bereits hier zu sein. Aber ich kenne viele Menschen, die sagen: 'Das reicht, wir haben so viel Geld im Libanon ausgegeben und jetzt? Was sollen wir machen?'", berichtet Marianne El Haschem.
"Wenn man den Libanon verlässt, sieht man, wie die Leute leben, wie sie auch in anderen Ländern respektiert werden, dann kehrst du nicht mehr in den Libanon zurück, um dort zu leben. Wenn sie eine Möglichkeit haben zu gehen, dann gehen sie heute und warten nicht auf morgen."
Inflation, Arbeitslosigkeit und Korruption
Die Explosion von 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat im Hafen von Beirut ist nicht der einzige Grund. Dahinter steckt Unzufriedenheit über die Politik des Landes. "Es gibt eine sehr große Wirtschaftskrise, es gibt viele Menschen, die arm sind. Und die armen Leute sind nun in der selben Situation wie die reichen. Denn die Reichen haben ihr Geld auf der Bank, aber die Banken geben kein Geld mehr an die Leute."
Die Inflation steigt, es gibt hohe Arbeitslosenquoten, die Regierung ist geprägt von Korruption. Über Jahre durfte der Präsident machen, was er wollte, berichtet Marianne El Haschem. Ebenfalls sei der Einfluss der Iran-treuen Hisbollah zu groß.
Auch wenn die internationale Gemeinschaft jetzt Unterstützung anbietet, El Haschem kann nicht verstehen, warum es dafür eine solche Katastrophe gebraucht hat. "Leider hat man auf die Explosion gewartet, bevor man dem Volk geholfen hat. Ich weiß nicht, warum man die Situation im Libanon soweit hat kommen lassen."
Politischer Wechsel als Chance
Marianne El Haschem setzt große Hoffnungen in Neuwahlen. Es brauche neue Leute im Parlament. Denn das Vertrauen in die Politik ist über die Jahre zugrunde gegangen. "Wenn jemand den libanesischen Menschen helfen will, dann gebt das Geld weder der Regierung noch den Politikern. Denn dann weiß man nicht, wo das Geld landet. Vielleicht in deren Taschen."
Für Marianne El Haschem sowie für viele andere sind die nächsten Monate entscheidend. "Wenn es nach dieser Explosion keinen Wechsel gibt, dann wird es in den nächsten hundert Jahren auch keinen Wechsel geben können."
Andreas Lejeune
Es ist schrecklich und niemand kommt gegen diese Korruption an.
Man kann nur spenden, dahin wo man sicher ist, dass es bei der Bevölkerung sicher ankommt, aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.
Die armen Leute. Man sieht ja das Resultat der Neuwahlen. Eine Katastrophe!
Werte Frau POMME
Was man hier sieht, ist ein durch und durch gescheiterter Staat. Und das ist die Schuld der Einheimischen Führung. Eigennutz stand vor Allgemeinnutz. Und der Libanon ist nicht der einzige gescheiterte Staat, die Welt ist voll davon.
Der Libanon sollte ein warnendes Beispiel sein. Auch Belgien ist auf Föderalebene gescheitert. Da wird auch verantwortungslos gehandelt auf Kosten der Bevölkerung.
Das Ausland sollte humanitär helfen und sich nicht einmischen in die dortige Politik. Die Libanesen müssen ihre Probleme selbst regeln. Nur dann wird es ein stabiles Staatswesen.