Was ist überhaupt eine Zecke? Die Frage klingt vielleicht recht banal, doch schon hier trifft man auf Mythos Nummer 1 - "Zecken sind Insekten". "Zecken sind keine Insekten wie viele Menschen denken, sondern Spinnentiere. Sie gehören zu der Gattung der Milben und leben halt auch in Belgien in Wäldern, in der Natur." Das weiß Nicolas Breuer, Assistent für Gesundheitsförderung im Ministerium.
Und es geht noch etwas genauer: "Zecken sind Parasiten, die den Wirt befallen, um dessen Blut zu sich zu nehmen. Das passiert nicht wie man meint durch einen Biss, sondern durch einen Stich. Zecken haben einen Stechrüssel, mit dem sie dann den Wirt stechen. Zecken tragen Erreger in sich, das können Bakterien sein oder auch Viren und je nach Krankheit ist die Übertragung anders."
Die häufigste Krankheit, die Zecken übertragen, ist die Lyme-Borreliose. Diese wird über Bakterien übertragen, die sich im Magen der Zecke befinden. Dieser Mageninhalt wird mehrere Stunden nach dem Zeckenstich in die Wunde übertragen. Doch es kann auch schneller gehen.
"Bei anderen Krankheiten wie zum Beispiel der Frühsommer-Meningoenzephalitis, auch genannt FSME, handelt es sich um Viren. Diese Viren befinden sich im Speichel der Zecke. Der Speichel wird sehr viel früher in die Wunde übertragen und kann dann von da den Körper befallen." Bei der Borreliose handelt es sich um einen bakteriellen Infekt, der später sogar den gesamten Organismus befallen kann. Entdeckt man also eine Zecke, die sich vor allem in Hautfalten wohlfühlt, gilt es, diese sicher zu entfernen.
Spezielle Pinzette oder Karte
Und hier kommt Mythos Nummer 2 ins Spiel: "Zecken soll man herausdrehen". "Zecken können durch verschiedene Werkzeuge einfach entfernt werden. Da gibt es zum Beispiel die Zeckenpinzette oder die Zeckenkarte. In der spezifischen Anwendung kommt es dann auf das Werkzeug an. Generell gilt aber, die Zecke möglichst tief an der Haut zu packen und dann langsam und vorsichtig herauszuziehen. Also Zecken haben kein Gewinde, das heißt das Drehen ist nicht notwendig. Es geht darum, durch eine langsame Bewegung die Zecke vorsichtig herauszuziehen."
Gedreht werden muss also nicht. Nur Vorsicht sollte man walten lassen. Und bestmöglich auch keinen Druck auf die Zecke ausüben, sodass kein Mageninhalt in die Wunde gedrückt wird. Die gleiche Prozedur wird auch empfohlen, wenn man bei seinem Haustier eine Zecke entdeckt.
"Anschließend muss dann die Wunde während einem Monat beobachtet werden. Hierbei gilt es, nach einer kleinen Rötung zu suchen, die in Form eines Ringes um die Einstichstelle auftaucht. Und wenn dieser Ring dann tatsächlich auftauchen sollte, sollte man auch den Arzt kontaktieren. Das ist dann nämlich ein Zeichen für diese Lyme-Borreliose, die aber leicht zu behandeln ist mit einem Antibiotika, insofern man sie früh erkennt, so Nicolas Breuer.
Doch noch besser als Nachsicht ist Vorsicht. Wer also eine Wanderung durch Wiesen oder Wälder macht, sollte die Ausrüstung dementsprechend anpassen. "Der einfachste Schutz gegen Zecken ist lange Kleidung, eine lange Hose tragen, vielleicht auch lange Ärmel. Am besten sogar die Hose in die Strümpfe stecken, dass die Zecke wirklich nicht an die Kleider herankommen kann. Das ist natürlich nicht immer möglich.
"Daneben gibt es auch Schutzsprays. Da ist darauf zu achten, dass der Wirkstoff DEET enthalten ist. Und das wichtigste Mittel gegen Zecken ist dann tatsächlich die Kontrolle."
Zecken im Gebüsch
Doch wie schützt man sich gegen Zecken, die sich "von Bäumen fallen lassen"? So lautet nämlich unser dritter Mythos. Doch auch an dem ist recht wenig dran. "Also, dass Zecken sich so von hohen Bäumen fallen lassen, ist mir nicht bekannt. Was jedoch stimmt ist, dass die Zecken im Gebüsch sitzen, in hohen Gräsern und sich dann beim Vorbeigehen auf den Wirt niederlassen", klärt Nicolas Breuer auf.
Es ist also Vorsicht geboten. Und das eigentlich nicht nur während den Sommermonaten, wie Nicolas Breuer bemerkt. "Ja, tatsächlich hat das Klima einen großen Einfluss. Generell sind Zecken aktiv bei plus minus zehn Grad und höher. Das entspricht den Monaten März bis Oktober in unseren Breitengraden. Das heißt durch die hohen Temperaturen werden die Zecken zum einen über einen längeren Zeitraum aktiver, zum anderen kommen auch Zecken aus dem Süden weiter in den Norden und bringen auch andere Krankheitserreger mit sich."
Um der Zecken Herr zu werden, müssen also drei Dinge beachtet werden: Vorsicht, Kontrolle und das richtige Werkzeug aus der Apotheke. Dann sollte auch einem Spaziergang durch Wald oder Wiesen nichts mehr im Weg stehen.

Andreas Lejeune