Mit der neuesten Mobilfunkgeneration 5G verbinden die meisten vor allem eines: schnelles Internet. Aber die neue 5G-Technologie kann noch viel mehr, weiß Niels König vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT) in Aachen. "5G wird für den Konsumenten keine wesentlichen Vorteile bringen. Auch jetzt schon kann man mit 4G eine Live-Video-Streaming machen und auch andere Apps funktionieren schon sehr flüssig mit 4G. Musik-Streaming geht schon seit 3G."
"Mit 5G wird man dann Datenraten bis zu zehn Gigabit pro Sekunde erreichen, aber auch Latenzen von bis zu einer Millisekunde. Das ist sozusagen die Verzögerung von dem Absenden einer Information zum Empfang. Diese eine Millisekunde qualifiziert 5G erstmalig für industrielle Anwendungen, weil man damit eigentlich in die Echtzeitkommunikation eingreifen kann."
Und genau hier setzt das 5G-Forschungsnetzwerk in Aachen an. Ziel des Projektes ist es, industrielle 5G-Anwendungen zu erforschen. Dabei wird ein breites Portfolio abgedeckt: von der kabellosen Sensorik über die mobile Robotik bis hin zur Steuerung von autonomen Fahrzeugen, erklärt Niels König, der das Projekt als Koordinator leitet.
Industrielle Anwendungen
"Der '5G-Industry Campus Europe' ist Europas größte 5G-Forschungsinfrastruktur. Das besteht aus einem 5G-Netz mit dem Schwerpunkt der industriellen Anwendungen, d.h. dass wir mit dem Netz in Maschinenhallen reingehen."
"Desweiteren gibt es dann auch noch ein Außennetz, welches die Institute einfasst. Das wird ungefähr die Fläche von einem Quadratkilometer haben. So hat man im Prinzip ein realistisches Szenario: Wenn man sich vorstellt, man hat ein größeres Industrieunternehmen mit einem Werksgelände, verschiedenen Hallen und einer Freifläche - die ganzen Szenarien, die ein solches Unternehmen im Bereich 5G hat, kann man hier abbilden."
Neben dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie sind auch das Werkzeugmaschinen-Labor (WLZ), das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) und das IT-Center der RWTH Aachen an dem Projekt beteiligt. Die Netzwerkinfrastruktur wurde von Ericsson geliefert. "Das Projekt ist öffentlich gefördert vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Die Hardware wird natürlich nicht von den Instituten hergestellt, da wir ja Produktionsforscher sind."
"Dementsprechend haben wir eine europaweite Ausschreibung veröffentlicht und ein Angebot von Ericsson bekommen. Die haben dann am Ende auch den Zuschlag bekommen, was für uns überaus praktisch ist, weil der Forschungsstandort Herzogenrath circa zehn Minuten von unserem Institut entfernt ist, was sehr förderlich für die Zusammenarbeit ist."
Gesundheitliche Bedenken
Den Projektbeteiligten geht es darum, die Leistungsfähigkeit und den Mehrwert von 5G in der Wirtschaft zu demonstrieren. Dabei ist die neue Technologie nicht unumstritten. Kritiker haben vor allem gesundheitliche Bedenken. "Es gibt keinen Nachweis, dass Mobilfunktechnologie schädlich ist, aber es ist auch überaus schwierig, den Gegenbeweis zu erbringen, dass es nicht schädlich ist. Diese Diskussion hat es auch bei den vorherigen Generationen immer gegeben."
"Was wichtig ist zu verstehen, ist, dass die industriellen Netze sich unterscheiden von den Mobilfunknetzen, wie wir sie bisher kannten. Wenn Sie sich bei uns in der Maschinenhalle umschauen, werden Sie sehen, dass es da sehr kleine Antennen gibt. Die haben nur eine geringe Sendestärke. Desweiteren ist es so, dass die Strahlungsbelastung am höchsten ist, wenn man ein Telefon beispielsweise am Ohr hat. Das ist im industriellen Kontext eigentlich überhaupt nicht von Relevanz, weil wir die industriellen 5G-Geräte ja nicht für die Sprachkommunikation benutzen."
Inwiefern sich die 5G-Technologie in der Industrie tatsächlich etablieren wird, bleibe jetzt abzuwarten, sagt Niels König. Entscheidend seien Angebot und Nachfrage. "Die Zeit wird es natürlich zeigen. Es ist jetzt eine sehr spannende Zeit. Es braucht jetzt gemeinsame Anstrengungen, vor allem aber auch ein Marktangebot, denn es gibt noch keine industriellen 5G-Devices, 5G-Gateways, 5G-Router, die man aus dem Katalog kaufen kann. Und ebenso gibt es keine 5G-basierten Sensoren, 5G-basierte Maschinensteuerungen oder 5G-basierte Roboter - das muss sich alles noch kreieren. Wir sprechen von einem 5G-Ökosystem - und es ist uns ein wichtiges Anliegen, zu diesem Ökosystem beizutragen."
Der '5G-Industry Campus Europe' ist als dreijähriges Projekt angelegt. Abgehakt ist das Thema dann aber bestimmt noch nicht. Die neue 5G-Technologie wird die Forscher auch noch weit darüber hinaus beschäftigen - da ist sich Niels König ganz sicher.
Melanie Ganser
Eine solche technische Infrastruktur als "5G-Ökosystem" zu bezeichnen wird den Politikern gefallen und macht sie bestimmt geneigt gerne Steuergelder zu verbrennen, da man ja klar aussagt : „5G wird für den Konsumenten keine wesentlichen Vorteile bringen..."... aber der Konsument/Steuerzahler solls bezahlen damit die Wissenschaftler (ohne Skrupel - da man in Sachen Unbedenklich die eigene Meinung als Fakt darstellt) sich eine unantastbare Spielwiese errichten können. Wenn schon ein solcher Feldversuch bezahlt werden soll, warum sind dann nicht auch Mediziener und Botaniker eingeladen und dabei, die das Umfeld und die dort Agierende dieses 5G-Ökosystems ausmessen dürfen, in- und ausserhalt der vorgesehen Fläche...
Aber mit "5G-Ökosystem" ist wohl eher ein "Öko-nomisches System" gemeint ! Ein weiterer Wolf im ökolgischen Schafspelz !