Der ostbelgische Arbeitsmarkt ist überschaubar. Die Liste der Mangelberufe ist über die Jahre beständig geblieben. Zwar kommt es immer wieder mal vor, dass ein Beruf aus der Liste raus fällt, aber im Jahr darauf wieder aufgenommen wird. Da reicht es schon, wenn es in einem Jahr eine kleine Fluktuation gegeben hat. "Von der Art der Berufe die auf der Liste auftauchen, ist eine große Stabilität in den letzten Jahren festzustellen", sagt auch Christiane Lentz, Referentin im Arbeitsamt der DG.
Mindestens fünf unbesetzte Stellenangebote aus dem vergangenen Jahr gelten als Voraussetzung um auf eine vorläufige Liste aufgenommen zu werden. Um auf die endgültige Liste zu kommen, müssen weitere Kriterien erfüllt werden, wie zum Beispiel die Einschätzung der Fachkräfte aus der Stellenvermittlung und die Analyse des Wirtschafts- und Sozialrats, der die Stellenanzeigen aus der Presse auswertet. "Die Kombination dieser Informationen führt dann dazu, dass wir sagen: Wir setzen diesen Beruf auf die Liste oder auch nicht", erklärt Christiane Lentz.
Nach wie vor zu wenig Handwerker, Lehrer und Pflegekräfte
Handwerker, Lehrer und Pflegekräfte stehen schon lange ganz oben auf der Liste. Sie werden weiterhin händeringend gesucht, bestätigt Christiane Lentz. "Die Lehrer machen immer einen Großteil der Stellenangebote aus, die wir bearbeiten. Krankenpfleger und Pflegehelfer werden auch viele gesucht. Ein großer Bereich ist jedes Jahr das Metall- und Baufach. Das sind die Berufe mit großer Nachfrage."
Und dann gibt es die Berufe, die bislang nicht auf der Liste standen: "Zum ersten Mal taucht dieses Jahr der Kindergärtner oder die Kindergärtnerin auf. Das war bisher nicht der Fall. Das Problem taucht aber nicht im September, sondern hauptsächlich bei Ersatzverträgen auf", erläutert die Referentin. "Ein Beruf, der dieses Jahr auch neu auf der Liste ist, ist der Gärtner und alles in Richtung Gartenplaner."
Digitalisierung verändert den Arbeitsmarkt
Prognosen für die Zukunft möchte das Arbeitsamt der DG nicht wagen - weil man für einen kleinen Arbeitsmarkt zuständig ist. Zu erwarten sei aber, dass die Prognosen der anderen belgischen Arbeitsämter und des deutschen Arbeitsamtes auch für Ostbelgien zutreffen dürften.
"Alles in Richtung Digitalisierung: Da werden sich viele Berufe verändern. Manche werden vielleicht ganz verschwinden. Andere neue Berufe werden auftauchen", vermutet Lentz. "Dieser Trend wird auch nicht an Ostbelgien spurlos vorbei gehen. Aber zu sagen, welcher Beruf wann verschwinden wird, diese Prognose möchte ich nicht für die DG wagen."
Feststehe aber, dass es nicht einfacher wird, eine Liste der Mangelberufe zu erstellen, weil sich die Berufsprofile vermischen und Ansprüche steigen: "Die Tendenz geht in die Richtung, dass mehrere Sachen gefragt werden. Oft sind die Berufsbezeichnungen nicht so einfach einzuordnen. Da werden zum Beispiel Büroangestellte mit Kenntnissen in Lagerverwaltung oder in speziellen technischen Bereichen gefragt", erklärt Christiane Lentz. "Manchmal ist es schwierig, einen Beruf überhaupt korrekt einzuordnen, da immer mehr hybride Funktionen ausgeschrieben werden."
mz/rasch