Wohnviertel, Privathäuser oder ein neuer Wintergarten - wer denkt, dass den Menschen in der Corona-Krise die Lust aufs Bauen vergangen ist, der täuscht sich. Die Zahl der eingereichten Bauanträge ist hoch. "Wir stellen fest, dass Corona dazu geführt hat, dass die Leute ihr Umfeld anders betrachten und kleinere Veränderungen am Haus vornehmen wollen", erklärt der Leiter des Amtes für Raumordnung, Kay Raddatz.
"Dementsprechend haben wir eine Fülle von Anträgen, die kleinere Bauvorhaben betreffen im Vergleich zu vor Corona. Wir sind überschwemmt mit einer Antragsfülle, die wir so noch nicht gekannt haben."
In den ersten fünf Monaten des Jahres hat der Bausektor erhebliche Umsatzeinbußen eingefahren. Nun flaut die Krise ab, doch wie sieht es mit den Bauvorhaben im zweiten Halbjahr aus? Im Amt für Raumordnung kann von einer Flaute keine Rede sein. "Wir haben ungefähr tausend offenen Akten laufen, sowohl Bauakten für Privatleute als auch Notaranfragen und Voranfragen. Das ist im stetigen Fluss und wird auch nicht mehr oder weniger", erklärt Kay Raddatz. "Durch die Schwemme von zusätzlichen Anträgen, die wir hier verzeichnen können, war es nur möglich, mit den Kollegen im Zwei-Schicht-Betrieb zu arbeiten."
Während des Lockdowns sind Akten weiterbearbeitet und Genehmigungen erteilt worden - wenn auch in geringerem Maße. "Ein Verschieben ist bei uns überhaupt nicht möglich. Die Gesetzgebung sieht klar vor, binnen welcher Frist welche Art Akte abgearbeitet sein muss", so Raddatz. "Wir hatten diese zwei Monate Aussetzungsfrist dazwischen, aber es ist halt nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Die Dinge, die ausgesetzt waren, laufen wieder an."

Die Sorge, dass die Bauwilligen infolge der Corona-Krise von ihren Bauvorhaben absehen, teilt der Leiter des Bauamtes nicht. "Erfahrungsgemäß, in dem Moment wo der Antrag hier eingereicht wird, steht die Finanzierung. Wir sind eines der letzten Glieder in der Kette", weiß Raddatz.
"Wenn man sich entscheidet, so ein Vorhaben anzugehen, dann prüft man erstmal für sich die Finanzen, was man möchte, wie der Architekt verfügbar ist. Ich denke, dass man all diese Fragen mit Ja beantwortet hat, wenn man den Antrag bei uns oder der Gemeinde einreicht."
Kay Raddatz kann die Befürchtungen, dass Bauanträge und damit auch Bauaufträge ausbleiben, vorerst ausräumen. Die langfristigen wirtschaftlichen Folgen der Krise bleiben allerdings abzuwarten.

Chantal Scheuren