Samstagmittag in der Eupener Innenstadt. Seit 11 Uhr soll hier eigentlich kein Auto mehr rollen. Doch die Realität sieht etwas anders aus. Immer wieder fahren einzelne PKW oder Motorräder die Kirchstraße herunter. Doch Alain Brock vom Rat für Stadtmarketing ist optimistisch, dass sich Eupen auf die neue Situation umstellen wird.
"Klar, jeder hat seine Gewohnheiten und kennt seine Wege, die er sonst nutzt. Das Ganze muss sich hier natürlich erstmal finden. Das muss sich ein bisschen einprägen, damit man auch seine Gewohnheiten umstellt", sagt Alain Brock vom Rat für Stadtmarketing.
"Und da ist unsere Hoffnung, dass der Eupener das auch tut. Nach dem Motto 'Eupen hält zusammen', was nicht nur für die Einzelhändler, Gastronomen, den Rat für Stadtmarketing und die politisch Verantwortlichen gilt, sondern auch für den Bürger, dass er das unterstützt. Wir haben in Eupen so viel Qualität, so viele schöne Plätze, sodass Sie bewusst die Parkplätze ansteuern und durch Eupen flanieren, die Einkäufe tätigen, sich auf die Terrassen setzen und das Leben genießen."
Doch ob das allen auch wirklich zugänglich ist, das fragt sich die Eupener Geschäftswelt. Schließlich kommen auch einige Leute von auswärts in die Stadt, die von dem Durchfahrtsverbot abgeschreckt werden könnten.
"Was wir befürchten ist, dass die Leute, die nach Eupen kommen oder auf dem Weg nach Malmedy oder in die Ardennen sind, dass die gar nicht mehr in die Stadt reinkommen. Aber wie gesagt, wir müssen abwarten, wie die Leute und die Kunden tatsächlich reagieren", sagt der Wirt Vassili Tilkeridis.
Denn Fakt ist auch, dass vor allem Touristen eher zu Fuß auf Entdeckungstour gehen. So auch Nelly Pons und Etienne Lallemand. Die Franzosen sind zum ersten Mal in Eupen und finden die verkehrsfreie Innenstadt eine gute Sache. "Ich finde das super! Dadurch kann man hier ganz in Ruhe spazieren. Die Leute können sogar über die Straße gehen. Das ist wirklich angenehm, dass man nicht von Autos gestört wird", freut sich Etienne Lallemand.
"Richtig, weder vom Lärm noch vom Verkehr selbst", fügt Nelly Pons hinzu. "Wir brauchen auch nicht Angst haben, dass hinter uns plötzlich ein Auto auftauchen könnte. Wir haben jetzt noch nicht richtig darauf geachtet, aber es ist wirklich sehr ruhig."
Die zwei Touristen haben auch ohne mit dem Auto durchzufahren die Innenstadt gefunden. Ihr erstes Ziel, das Touristinfo am Marktplatz, hat sie schnurstracks hierhin geführt. Etwas weiter die Straße herauf, in der Paveestraße, freut sich auch Chicbelgique-Inhaberin Petra Erasmi über die verkehrsfreie Stadt. Denn ihr Laden liegt sozusagen in der Einflugsschneise für alle Autos, die in die Innenstadt wollen.
Durch das Projekt hofft sie, dass sich künftig auch mal Fußgänger in die Paveestraße und somit in ihr Geschäft verirren: "Wir denken schon, dass die Leute die Parkplätze wie Klinkeshöfchen mehr nutzen werden und dann eben auch mal bei uns zu Fuß vorbeikommen und nicht immer nur vom Auto aus schauen. Das würde uns sehr freuen."
Und auch in der Parallelstaße freut man sich über rege Kundschaft. Vorm Däumling in der Klosterstraße laden Blumen und Dekoartikel zum Bummeln ein. Allerdings betont Mitarbeiterin Silke Göbbels auch, dass ein Erfolg der Aktion stark vom Wetter abhängt. "Die erste Stunde war nett. Das Wetter ist natürlich perfekt. Das lädt ja quasi dazu ein, zu flanieren, es einfach gut zu haben und sich wie im Urlaub zu fühlen."
"Wäre jetzt heute der erste Tag, wo es regnen würde, dann würde hier niemand vorbeikommen. Natürlich, die Geschäftsleute haben hier alles wunderbar hergerichtet mit Tischchen und es ist wirklich nett und sehr einladend. Schauen wir mal. Ich will es gar nicht verteufeln, warum auch? Man muss einfach mal sehen. Es könnte aufgehen, dieses Konzept", glaubt Silke Göbbels.
Und diese Devise verfolgt auch die Stadt. Abwarten, wie es ankommt und anpassen, wo Schwierigkeiten auftreten. Was noch kommen soll, sind klarere Beschilderungen, damit die Parkplatzmöglichkeiten besser ersichtlich sind. Wie sich das Ganze entwickelt, bleibt jedoch abzuwarten. Denn Umstellungen brauchen bekanntlich Zeit.
Sarah Dederichs
Was sieht man auf den Terrassen? Deutsche Kennzeichen aus ganz NRW, eine Fahrschule und etliche Leute mit "Anliegen"!
Na dann!
Wir begrüßen sehr die autofreie Innenstadt.
Aber der Empfang am Sonntag, 21.6.20 war alles andere als freundlich.
Wir dürfen jetzt ein Begüßungsgeld in Höhe von 58 Euro, sprich Protokoll, bezahlen.
die Verbotsschilder sind groß genug,wer nicht lesen kann sollte kein Fahrzeug fahren dürfen Punkt
Die Verbotsschilder – ein Verbotsschilderwald – sind ein halber Roman, teilweise angebracht an Blumenkübeln statt wie richtige Schilder. An der KBC tummeln sich über und unter einem Verbotsschild (C3: Verbot für Fahrzeuge aller Art) neben den drei Zusatzzeichen (eins mit den zwei Zeitbeschränkungsvarianten; eins mit Ausnahmen für "Genehme", Taxis und Busse; eins Typ M2: Ausgenommen Radfahrer) auch noch ein zonales LKW-Verbotsschild mit Ausnahmen (C23: Verbot für Lastkraftwagen + Zone + Ausnahmen).
Gerade von ortsfremden Tagesausflüglern muss man natürlich verlangen können, nach dem Einbiegen in die Paveestraße abrupt zu stoppen, wenn man die vielfältigen Anweisungen des behangenen Schildermastes nicht binnen einer Sekunde erfasst hat...