Es ist gegen 20 Uhr am Abend des 18. Juni 1995. Der Bürgermeister der Gemeinde Raeren, Bruno Fagnoul, hat zu einer Pressekonferenz geladen. Nur wenige Stunden vorher war es an der Fina-Tankstelle in Eynatten zu einer Explosion gekommen.
Aus Fagnouls Stimme hört man die Erschütterung, aber auch die Ungewissheit, die zu diesem Zeitpunkt noch herrschte, heraus: "Die Bilanz des heutigen Tages ist furchtbar. Denn zum jetzigen Zeitpunkt beklagen wir zwölf Tote, die jetzt langsam aus den Trümmern hervorgeholt werden und jetzt hier nun hergebracht werden zur schwierigsten Identifikation."
Wie Gerd Bergmans vom Dorfarchiv Eynatten berichtet, hat dieses Ereignis seine Spuren hinterlassen. In einem Gespräch mit dem Raerener Bürgermeister habe Fagnoul dieses Erlebnis noch für sehr prägend gehalten. Fagnoul habe dabei gesagt: "Die Leute standen da und die waren stumm, die haben nicht miteinander geredet, die waren fassungslos".
Im Kriechkeller des Restaurants, das sich direkt neben der Tankstelle befand, hatte sich Gas angesammelt. Dies verursachte im späten Nachmittag des 18. Juni eine Explosion. Kurze Zeit später gingen das Restaurant und die Tankstelle in Flammen auf.
Ein englischer LKW-Fahrer, der damals vor Ort war, beschrieb damals, wie er die Situation erlebt hatte: "Die Explosion sprengte das Fenster und beschädigte die Türe. Ich kam grade raus (...) Für zehn Minuten gab es noch kein Feuer (...) Wir haben drei Leute retten können, bevor das Feuer begann. Aber dann stürzte das Dach ein. Das Feuer kam erst zehn, fünfzehn Minuten später."
Kurz nachdem die Eupener Feuerwehr eintraf, wurde der Katastrophenplan eingeleitet. Rund 180 Helfer, darunter Feuerwehrleute, Polizisten und Sanitäter waren an der Rettung beteiligt. Gegen Mitternacht traf König Albert II. am Unglücksort ein, um den Familien Trost zu spenden und der insgesamt 16 Opfern zu gedenken.
Heute, 25 Jahre später, ist dieses Ereignis immer noch gegenwärtig und schon gar nicht vergessen. "Bei einigen sitzt die Präsenz noch sehr stark, die können sich noch an sehr viele Details erinnern, bei andern ist das ein wenig vage geworden", sagt Gerd Bergmans. "Es ist 25 Jahre her und die damals Beteiligten sind natürlich entsprechend in einem höheren Alter."
Eigentlich hatte das Dorfarchiv Eynatten den Jahrestag zum Anlass genommen, um erneut an die Explosion und die Opfer zu erinnern. Am 21. Juni sollte ein entsprechendes Programm aus Gedenkgottesdienst, Ausstellung von Fotos und Filmbeiträgen sowie Live-Interviews stattfinden. Durch die aktuellen Einschränkungen musste dieser Termin aber bis auf weiteres verschoben werden, so Bergmans.
"Vom Dorfarchiv her waren wir natürlich auch durch die Corona-Pandemie in unseren Aktivitäten sehr eingeschränkt. Wir müssen jetzt noch überlegen, weil eigentlich jetzt schon die Vorbereitungen laufen müssten für eine Aktion im kommenden Jahr, da konnte auch noch nicht drüber entschieden werden. Wir werden diese Ausstellung sicherlich machen aber nicht in dem Umfang wie sie jetzt geplant worden ist."
Auch wenn es dieses Jahr zu keiner Erinerungsveranstaltung kommen sollte, vergessen wird man das Ereignis nicht.
Andreas Lejeune