Durch das Coronavirus waren Reisen ins Ausland lange Zeit nicht möglich. Dadurch kam für viele, die einen Auslandsaufenthalt geplant hatten - ob Jugendreisen, Auslandssemester oder Auslandspraktika - die Ungewissheit.
In dieser Situation befand sich auch der Student Gero Sutmann. Er studiert an der RWTH in Aachen und hätte ab August mit Erasmus ein Semester in Norwegen verbringen sollen. Er erzählt im BRF-Interview, wie die Pandemie seine Pläne verändert: "Corona hat erstmal einen großen Unsicherheitsfaktor in meine Pläne gebracht, weil nachdem am Anfang alles sicher schien, kam eine lange Pause, während der ich nicht viel gehört habe, wo ich dann auf eine Rückmeldung vor allem von der Partner-Universität gewartet habe. Weil die eben auch noch gucken mussten, wie es jetzt weiter geht, wie das Semester dort ablaufen würde."
Die Organisationen und Universitäten konnten die Lage lange nicht einschätzen. Andreas van den Eynde vom Jugendbüro Eupen erklärt die Situation von Seiten einer Organisation, die Austauschprogramme anbietet: "Durch die Covid-19-Einschränkungen bis zum ersten Juli können zum Beispiel keine Jugendaustausch-Maßnahmen stattfinden. Dass international sowieso viel eingeschränkt ist - in Belgien wird der EU-Raum am 15. Juni wieder geöffnet, das heißt, dass man reisen kann. Trotzdem wird jedes Land noch individuell entscheiden, ob es die Grenzen aufmacht oder nicht. Wir hatten jetzt schon ein paar Anträge, zum Beispiel für einen Jugendaustausch, der auch im Sommer stattfinden sollte, jedoch haben da schon viele abgesagt, weil es noch sehr ungewiss war vor einigen Monaten, ob dieser Jugendaustausch überhaupt stattfinden darf. Jetzt weiß man, ab dem ersten Juli dürfen Jugendaustausch-Maßnahmen stattfinden." Der Nationale Sicherheitsrat hat die Teilnehmerzahl bei Jugendreisen auf fünfzig Teilnehmer beschränkt.
Auch was die Erasmus-Projekte angeht, musste notgedrungen einiges geändert werden: "Im Erasmus-Plus-Projekt haben wir schon einige Projekte verschoben, die jetzt im Sommer stattfinden sollten. Viele haben es schon auf nächstes Jahr verschoben, einige haben es um Monate verschoben, andere haben ihre Aktivitäten innerhalb des Projektes verschoben - zum Beispiel auf nach den Sommerferien", sagt Andreas van den Eynde.
Wie die Erasmus-Organisation im Falle eines Auslandssemesters entschieden hat, das fast ein halbes Jahr geht, war auch lange unklar: "Von Erasmus selbst habe ich nicht viel gehört, weil die wahrscheinlich auch nicht wussten, wie es weitergehen wird. Dann habe ich im Mai eine E-Mail mit neuen Informationen bekommen. Es gab dann drei Möglichkeiten: Entweder das Auslandssemester findet komplett online statt - das würde dann aber auch nicht gefördert werden -, oder erst online und dann, wenn es so weit ist, mit Präsenzunterricht, oder die dritte Option war das Semester abzusagen", so Gero Sutmann.
Ideal erschien dem Studenten keine Lösung: "Es gibt die Möglichkeit, sich nächstes Jahr neu zu bewerben und, je nach Fakultät, gibt es auch spezielle Bevorzugungen bei der Platzvergabe für nächstes Jahr, für die Personen, die jetzt eine Absage bekommen haben." Darauf hofft Gero Sutmann, denn es entspricht nicht seinen Vorstellungen, ein Auslandssemester unter den vielen Corona-Bedingungen stattfinden zu lassen: "Es hätte die Möglichkeit gegeben, das Semester online zu studieren, da hätte es allerdings keine Förderung von Erasmus gegeben. Dann hab ich mich letztendlich dazu entschieden, das Semester abzusagen und mich nächstes Jahr neu zu bewerben."
Malou Bresser