Die Akustik ist ein wenig trocken für eine Orgel, aber im Moment geht es nicht anders. Das Instrument mit zwei Manualen, Pedal und dreißig Registern steht noch in der Werkhalle von Orgelbau Schumacher im Eupener Langesthal. An und für sich ist das Instrument abfahrbereit. In Oslo wartet man darauf, aber aufgrund der Corona-Pandemie ist es derzeit nicht möglich, das Instrument auf die Reise zu schicken.
"Eigentlich sollte die Orgel schon längst in Oslo aufgebaut sein. Das ist für uns jetzt keine ganz einfache Situation. Aus dem Grund haben wir das Instrument hier in der Werkstatt komplett fertiggemacht", sagt Orgelbauer Guido Schumacher.
"Es bedarf einiger Phantasie, sich die Akustik des Kirchenraumes vorzustellen. Wir haben das Glück gehabt, dass Christian Schmitt uns ein kleines Konzert hat präsentieren können. Dies hat uns in unserer Arbeit bestätigt, dass wir genau auf dem richtigen Weg waren."
Der deutsche Organist Christian Schmitt zählt zu den international erfahrensten und erfolgreichsten Konzertorganisten. Er ist unter anderem Organist der Bamberger Symphoniker und konzertiert weltweit als Solist. Allerdings in einer Werkstatt ein Instrument zu entdecken, ist auch für ihn nicht alltäglich.
"Mein erster Kontakt mit der Orgel ist mit einem Restaurantbesuch vergleichbar. Man bekommt eine Karte und auf der steht wie viele Gänge es gibt. Bei dieser Orgel erstaunt man schon bei den besonderen Namen der Register: Es gibt zum Beispiel eine Zauberflöte, einen Kontrabass oder ein Waldhorn. Das ist für eine Orgel schon etwas sehr besonderes", erklärt Schmitt.
"Wenn sie auf der Menükarte lesen, es gibt Coq au Vin, dann wissen sie, was sie erwartet. Aber wenn sie hier an dieser Orgel die Zauberflöte spielen, dann kommt ein ganz besonderer Klang, das gibt der Name schon vor. Bei dieser Orgel hat man tolle Einzelstimmen, aber auch ein Zusammenwirken der Stimmen, das durch ein Schwellwerk, das in einem Raum steht, den man öffnen und schließen und somit zusätzliche klangliche dynamische Effekte erzeugen kann. So kann man diese ganzen Register zu einem tollen Cuvée zusammen zaubern."
Für Orgelbau Schumacher ist diese Orgel auch ein außergewöhnliches Projekt. "Für uns ist das Instrument insofern besonders, weil es eine Kreation ist. Hier durften wir wirklich mit unserem Intonateur Nicolas Alexiades unsere eigenen Ideen verwirklichen. Wir haben als Ausgangspunkt genommen, dass das Instrument inspirieren soll. Es sind also keine traditionellen Farben oder kein Konzept, das man überall wiederfindet, sondern der Organist soll frei entscheiden können: Was sind die besten Mischungen für welche Musik und dadurch wird es flexibel aber auch anspruchsvoller für den Organisten."
Natürlich wurde den Wünschen und Ansprüchen des Osloer Organisten Rechnung getragen, aber wann wird er endlich sein neues Instrument spielen können? Ein Termin steht noch nicht fest. "Leider noch nicht, denn im Moment gelten bei Auslandsreisen die Quarantäne-Bedingungen. So lange diese nicht aufgehoben sind, können wir nicht ausliefern. Aber in der Zeit können wir das Instrument noch in der Werkstatt genießen", sagt Schumacher.
Nur langsam wird es sehr eng in der Werkstatt. "Das ist in der Tat etwas schwierig im Moment. Die Orgel von Oslo steht eigentlich im Weg. Sie ist fertig und müsste ausgeliefert werden. Außerdem steht hier noch ein fertiges Instrument für Bree in Belgisch-Limburg, das schon vor zweieinhalb Jahren hätte ausgeliefert werden sollen. Aber dann kamen die Subsidien für die dortige Kirchenrestaurierung. Aus dem Grund steht diese Orgel auch noch im Weg. Allmählich wird es eng, um mit 18 Leuten zu arbeiten."
Hans Reul