Was geschieht eigentlich nach den Wahlen? Wie werden politische Entscheidungen getroffen und warum dauert das so lange? Und welche Rolle spielt dabei die Opposition? Das sind nur einige Frage, denen rund 300 Schüler aus Kelmis, St. Vith und Eupen auf den Grund gehen. In der Podiumsdiskussion können die Jugendlichen mit fünf politischen Vertretern ins Gespräch kommen.
Unter dem Motto "Wie geht eigentlich Politik" erfahren die Schüler mehr über den Arbeitsalltag der anwesenden Politiker.
Die Veranstaltung beginnt mit einer kurzen Vorstellungsrunde: Politiker aus fünf verschiedenen Parteien erklären zunächst wichtige Begriffe aus der Politik. Ob Opposition, Koalition oder Fraktion: In deutlicher Sprache wird der Prozess der Regierungsbildung erläutert.
Eine rote Lampe erinnert die Politiker bei unverständlichen Aussagen daran, sich klarer auszudrücken. Dies hilft, dass alle Schüler etwas aus der Diskussion mitnehmen können, erklärt Dr. Tomke Lask, wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Demokratiepädagogik.
"Ja, weil es uns auch darum geht, dass es in verständlicher Sprache gemacht wird. Deswegen auch die Erklärung der Begrifflichkeiten am Anfang von den Politikern. Es ist wichtig, dass man hier nicht rausgeht als Jugendlicher: Ja, die haben ja viel erzählt, aber die Hälfte habe ich nicht verstanden. Ich kenne die Begriffe nicht". Das rote Licht ist dann eine diskrete Anzeige für die Politiker, dass sie sehen können: "Ok da bin ich zu technisch in der Redewendung, da muss ich es anders sagen".
Die Redezeit ist für jeden politischen Vertreter auf 15 Minuten begrenzt. Sie wird für jeden sichtbar auf die Wand projiziert. Dann ist es Zeit für eine erste Umfrage: Mit einer App kann jeder Schüler teilnehmen. Fragen wie "Was ist Politik für euch?", " Verfolgt ihr das politische Weltgeschehen" oder "Dürfen Politiker machen was sie wollen?" sorgen nicht nur für erstaunliche Ergebnisse sondern auch für Diskussionsstoff. Spielerisch politische Themen kennenlernen: Das gelingt den Veranstaltern, indem sie auch technische Hilfsmittel mit einbeziehen, erklärt Dr. Tomke Lask.
"Wir möchten ganz gerne, dass die Jugendlichen interaktiv mit dabei sind. Wir hatten es letztes mal nur mit roten und grünen Karten für "Ja" und "Nein" gemacht. Das war auch schon sehr schön. Aber hier ist es auch interessant, wenn die Politiker gleich graphisch sehen können, wie sich das graphisch darstellt. Weil man dann besser auf das Publikum reagieren und präziser antworten kann."
Aus den Umfragen wurde klar ersichtlich, dass zwar viele Schüler das politische Weltgeschehen verfolgen, nicht aber die lokale Politik in Ostbelgien. Die Politiker konnten direkt auf die Ergebnisse eingehen und klar machen, dass es wichtig ist, auch im lokalen Rahmen für Dinge einzustehen, die einem wichtig sind.
Ein Fokus lag auf dem direkten Dialog zwischen den Politikern und den Schülern. Bürgernah aufklären, das war die Devise. In Videobotschaften konnten Schüler vorab Fragen an die Politiker richten. In einer freien Diskussionsrunde konnten anschließen noch offene Themen angesprochen und debattiert werden.
Mehr Jugendliche für Politik interessieren und dabei einen Einblick in den politischen Alltag geben. Das alles in leichter und verständlicher Sprache, das ist das Ziel, erklärt Dr. Tomke Lask.
"Wir möchten gerne, dass die Abiturienten jedes Jahr die Möglichkeit bekommen, mit den Politikern in Kontakt zu kommen und ihre eigenen Fragen zu formulieren. Also ich erhoffe mir zum einen, dass die Jugendlichen mehr Klarheit haben über die Arbeit der Politiker, besonders auch des politischen Alltags. Und dass man wirklich von Kompromissen lebt, dass niemand durchdrücken kann was er gerne möchte politisch. Ich glaube es ist ganz gut, dass man wieder auf den Teppich kommt, wenn man sieht wie das so abläuft im Alltag."
Eine interessante Erfahrung auch für die Schüler zu hören, wie Politik hinter den Kulissen funktioniert, berichtet die Schülerin Yasmin. "Also ich fands sehr interessant. Ich fand es sehr schön sich mit den Politikern zu unterhalten, einfach mal eine andere Seite zu sehen. Auch mit der Seite konnte man sehr gut interagieren und auch Fragen beantworten, das war echt super. Dass es nicht so ist, wie man es sich immer vorstellt, dass das Leben auch nicht immer so glamourös oder so toll ist, wie man denkt. Dass es halt ein Beruf ist wie jeder andere auch."
Die Reaktionen der Schüler waren gemischt. Einige hätten sich etwas mehr Mitsprachemöglichkeiten gewünscht. Auch der Schüler Raphael Boehmke hätte sich mehr Debatten um aktuelle politische Geschehen gewünscht. "Was ich nur ein bisschen schade fand ist, dass sich die Politiker nicht untereinander auf rhetorische Weise Kontra gegeben haben. Sodass sie nur wieder über die Politik reden, die gemacht wird. Also, dass sich die Opposition nicht äußert zu der Regierung. Das ist ja eine Podiumsdiskussion und keine Podiumsvorstellung von der Politik, die gemacht wird."
Es gibt weiterhin Möglichkeiten, den Diskurs zwischen Jugend und Politik zu verbessern. Mit konstruktiven Debatten und Kompromissen zur Einigung: Was in der Politik gelebt wird, kann helfen, auch vermehrt junge Menschen für politische Themen zu interessieren.
Anja Verbaarschot