150 vorgeladene Personen saßen im Eupener Gerichtssaal, als die beiden Angeklagten in Handschellen erschienen. Die 49-jährige Kathrin H., gebürtig aus Magdeburg, und ihr 31-jähriger Sohn stehen wegen des Mordes an dem gebürtigen Kelmiser Joseph Lenaerts vor Gericht. Er war mit einer Axt getötet und am 3. Februar 2018 tot in seiner Eupener Wohnung aufgefunden worden.
Um über sie zu urteilen, wurde jetzt zum ersten Mal im Eupener Gerichtsbezirk ein Schwurgericht zusammengestellt. Dazu mussten Geschworene bezeichnet und zu einem Geschworenenkollegium zusammengesetzt werden. Die dafür vorgesehenen Prozeduren sind sehr technisch und spezifisch.
Mit knapp einer halben Stunde Verspätung begann die konstituierende Sitzung des Assisenhofs. Philippe Gorlé, der Präsident des Hofes, ließ die Anwesenheiten der Bürgerinnen und Bürger abfragen, die als mögliche Geschworene vorgeladen waren. Diese können aufgrund verschiedener Kriterien ausgeschlossen werden. Dazu gehören beispielsweise Personen, die politische bzw. öffentliche Mandate bekleiden oder bestimmte Berufe ausüben. Andere hingegen können eine Freistellung aus persönlichen, medizinischen, beruflichen oder anderen Gründe beantragen.
Vor diesem Hintergrund bildete sich sehr schnell eine relativ lange Schlange. Der Präsident meinte humorvoll, er hoffe, es blieben noch Kandidaten übrig. Nachdem sich das Gericht zur Beratung über die beantragten Dispensen zurückgezogen hatte, wurde der diesbezügliche Entscheid verlesen. Übrig blieben 57 Personen, die per Los ermittelt und dann jeweils von der Staatsanwaltschaft oder der Verteidigung abgelehnt oder angenommen wurden.
Sieben Männer und fünf Frauen bilden nun die Jury. Ihnen zur Seite stehen sechs stellvertretende Geschworene, drei Frauen und drei Männer. Alle Geschworenen legten anschließend ihren Eid ab. Am Montag geht es dann um Konkretes, nämlich um den Mordfall Joseph Lenaerts. Der Prozess beginnt am Montag mit der Verlesung der Anklageschrift. Dann werden im Laufe der Woche Sachverständige, Experten, Zeugen und andere Personen angehört. Der Prozess dürfte acht bis zehn Tage dauern.
Chantal Delhez