"Die Nachteile sind, dass der Schulleiter nicht mehr so nah an seinen Schulen dran ist. Das haben mein Kollege und ich vorher als interessant empfunden, näher an der Schule zu sein", sagt Dieter Keller über die Tatsache, dass er und sein Kollege Walter Büx seit vier Jahren jeweils fünf Schulen in der Gemeinde leiten. Zuvor waren die zehn Gemeindeschulen unter drei Direktoren aufgeteilt.
Warum kein dritter Schulleiter mehr gefunden wird, kann Dieter Keller aus eigener Erfahrung nachvollziehen. "Der Job ist zeitintensiv, mit vielen Abendversammlungen. Ich denke mal, dass das die größte Hürde ist, vielleicht aber auch die Verantwortung."
Hinzu kommt, dass aus dem Lehrpersonal nicht viele Kandidaten infrage kommen. Die meisten von ihnen arbeiten Teilzeit. "Viele Lehrer sind Frauen, die Teilzeit arbeiten. Aber Schulleiter ist ein Vollzeitjob", sagt Keller.
Die Belastung für Schulleiter hat auch das Ministerium in den letzten Jahren ernst genommen - und 2018 deswegen Maßnahmen getroffen, die bei den Schulen positiv aufgenommen wurden. "Dank des Ministeriums durften wir auf Sekretäre zurückgreifen", erklärt die St. Vither Schulschöffin Anne-Marie Hermann. "Sie sind auch eine Riesenhilfe, aber keine Dauerlösung."
Keine Dauerlösung, vor allem mit Hinblick darauf, dass im St. Vither Schulwesen künftig noch mehr Stellen vakant werden: Am Königlichen Athenäum gibt Sekundar- und Grundschul-Direktor Jean-Marie Greven dieses Jahr seine Position in der Grundschule ab. Dort möchte man künftig wieder auf zwei verschiedene Schulleiter setzen. Auch Walter Büx und Dieter Keller treten in einigen Jahren in den Ruhestand.
Die Diplom-Anforderungen für Nachfolger zu lockern, könnte also helfen. Vorausgesetzt die pädagogischen Kenntnisse kommen nicht zu kurz. Deswegen werden Kandidaten ohne pädagogisches Diplom auch ein entsprechendes Modul absolvieren müssen, so der Vorschlag vom ostbelgischen Bildungsminister.
In St. Vith hoffen die Schulen jedenfalls, dass den Schulträgern genug Entscheidungsfreiheit bleibt. "Ich kann dem Minister nur empfehlen, immer wieder zur Basis zurückzukommen und die Anzahl der Schulleiter variabel zu halten, so dass der Schulträger das selbst entscheiden kann", sagt Dieter Keller.
Zu wenig Schulleiter - diesem Problem soll das neue Dekret entgegenwirken, um so genug Bewerber zu finden, die den Job machen können. "Es ist ein interessanter und vielfältiger Job", findet Keller. "Und auch wenn ich manchmal denke 'So ein Mist, ich will aufhören', gehe ich doch noch jeden Tag gerne zur Schule."
Raffaela Schaus