Im alltäglichen Leben sehen wir die lokale Polizei meistens nur bei Autokontrollen oder Verkehrsunfällen. Doch die Aufgaben der Polizei sind weitaus vielfältiger: ob Aufklärung von Wohnungseinbrüchen, Sensibilisierung bei kritischen Themen wie häuslicher Gewalt oder Besuche in Schulen zur Prävention von Drogendelikten. Mit all diesen Maßnahmen hilft sie, unser alltägliches Leben sicher zu gestalten.
Nun zieht die Polizeizone Weser-Göhl Bilanz. Wie hat sich die Kriminalitätsrate entwickelt? Konnten die intern gesetzten Ziele erreicht werden? Welche Verbesserungspotentiale gibt es? Nur mit einer genauen Analyse könne die tägliche Polizeiarbeit optimiert und Verbrechen noch besser aufgeklärt werden.
Auf den ersten Blick sehen die Zahlen besorgniserregend aus. Immer mehr kriminelle Delikte wurden aufgezeichnet. In den letzten fünf Jahren ist die Kriminalitätsrate um ca. zwölf Prozent gestiegen. Vor allem Wohnungseinbrüche, Verbrechen im Internet und kleine Ordnungswidrigkeiten wurden vermehrt erfasst.
Das zeigt jedoch nicht unbedingt, dass mehr Verbrechen im Norden Ostbelgiens verübt werden, erklärt Claudia Niessen, Bürgermeisterin der Stadt Eupen und Vorsitzende des Polizeirates: "Es kann auch ein Anstieg der Feststellungen sein, die wir gemacht haben, zurückzuführen auf besondere Kampagnen oder verstärkte Kontrollen, zum Beispiel in Richtung Alkohol oder Drogen."
"Eine Zahl bedeutet nicht unbedingt, dass die Gesellschaft krimineller geworden ist, sondern es kann auch sein, dass die Aktivität der Polizei oder besondere Sensibilisierungsmaßnahmen dazu geführt haben, dass mehr zur Anzeige gebracht wurde."
Drei Prioritäten
Die Polizei verwendet die neu gewonnenen Erkenntnisse dazu, ihre Arbeit in Zukunft noch weiter zu verbessern. Ein neues Sicherheitskonzept muss also her. Für die Prioritätensetzung wurden Bürger, Staatsangestellte und Polizeibeamte befragt.
Dabei haben sich vor allem drei wichtige Themen herauskristallisiert, erklärt Zonenchef Daniel Keutgen: "Die Wohnungseinbrüche, die Verkehrssicherheit und die Jugendprävention ist neu hinzugekommen. Das sind die drei Bereiche, auf die wir uns neben unseren Grundfunktionalitäten konzentrieren wollen. Wir sehen vor allen Dingen auch eine Chance darin, uns weiter verstärkt lokal zu vernetzen und auch in dem Erschließen neuer Technologien für die Polizeiarbeit."
Wieder lokaler tätig werden, die Bürgernähe fördern. Vor allem zu Jugendlichen soll ein engerer Kontakt hergestellt werden. Hemmschwellen sollen abgebaut und ein Vertrauensverhältnis etabliert werden. Dazu ist der erste Schritt: Netzwerke aufbauen und Kontakt herstellen.
"Hier möchten wir neue Wege gehen", erklärt Claudia Niessen. "Vor allen Dingen uns auch in der Polizei vernetzen, um wirklich auch auf der lokalen Ebene als Ansprechpartner in der Jugendarbeit uns darzustellen. Wir haben uns bisher eine interne Struktur aufgebaut mit einer Jugendzelle. In jeder Gemeinde hat jedes Kommissariat jetzt konkrete Ansprechpartner."
"Diese Ansprechpartner haben im ersten Jahr die Aufgabe, Netzwerke zu bilden, sich bekannt zu machen, mit den Jugendarbeitern zu sprechen und zu schauen, auf welcher Ebene man wie zusammenarbeitet, wo auch die Probleme liegen. Miteinander statt übereinander reden." In einem weiteren Schritt kann die Polizei Jugendtreffs besuchen und den Dialog mit den Jugendlichen zu aktuellen Themen führen.
Cyberkriminalität
Auch den technischen Fortschritt sehen die Beamten als Herausforderung. Vermehrte Cyberkriminalität erfordert, dass die Polizisten für ihre neuen Aufgaben gut gerüstet sind, weiß Daniel Keutgen: "Die lokale Polizei muss sich diesem Phänomen auch annehmen. Wir sind gerade dabei, Polizeibeamte intern fortzubilden und haben auch eine Arbeitsgruppe auf Ebene des Bezirks geschaffen, um diese Form der Kriminalität besser zu bekämpfen."
Auch hier wird in einem zweiten Schritt über den Einsatz moderner Technologien wie Bodycams, Kameras mit Nummernschilderkennung und Apps nachgedacht.
Die Bürger stärker einbinden und lokaler unterwegs sein, das ist das Ziel für die nächsten Jahre. Darin sind sich Claudia Niessen und Daniel Keutgen einig. "Ich denke, das wichtigste Ziel für uns ist, die Präsenz der Polizei und die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu stärken und dass die Bürgerinnen und Bürger wirklich sehen, in welchen vielfältigen Bereichen die Polizei tätig ist. Das ist eigentlich das Ziel", so Niessen.
Für Daniel Keutgen ist das Ziel, "dass wir es schaffen, eine Polizei auf die Beine zu stellen, die verstärkt proaktiv, präventiv, bürgernah und aktiv ist." Zentralisieren und vernetzen ist die Devise des neuen Sicherheitskonzepts der Polizeizone Weser-Göhl. Auch räumlich ist eine engere Zusammenarbeit der einzelnen Stationen ähnlich wie im Süden Ostbelgiens möglich.
Anja Verbaarschot