Entstanden ist die Idee aus dem Eigenbedarf heraus. Die Schwestern Marjorie und Delphine Stassen hatten damit begonnen, Utensilien für ihren Alltag selber herzustellen, und sie wollten gemeinsam ein Projekt auf die Beine stellen. Der Plan: ein Unverpackt-Lebensmittelladen auf Rädern.
Da aber beide berufstätig sind - Marjorie ist Kunstlehrerin, Delphine Kinesitherapeutin - und auch das Familienleben nicht zu kurz kommen soll, fehlte dazu einfach die Zeit. Übrig blieb der Teil des Plans, ihre Eigenkreationen anzubieten. "Die Zusammenarbeit funktioniert prima, denn obschon wir sehr verschieden sind, haben wir die gleiche Einstellung, was Konsum und Nachhaltigkeit angeht", sagt Marjorie.
Die Schwestern nähen Zubehör für die Küche: Brot- und Gemüsebeutel oder Abdeckungen für Teller und Schüsseln, damit die Lebensmittel im Kühlschrank frisch bleiben. Dazu stellen sie auch Wachstücher selbst her. Fürs Badezimmer gibt es ebenfalls Kreationen, zum Beispiel Abschminktücher oder Täschchen, um Seife mit auf Reisen zu nehmen. Auch Geschenkeverpackungen zum Wiederverwenden machen die beiden.
Baumwolle und PUL
Das Material: Baumwolle, manchmal auch Second Hand. Aus alten Hemden werden dann Taschentücher. "So verlängert man die Lebensdauer von Produkten. Das ist dann 100-Prozent-Recycling und super, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern", wie Marjorie erklärt.
Für Lebensmittel-Beutel kaufen die Schwestern Baumwolle ein - Oekotex-zertifiziert, ohne unnötige Chemie beim Färben. Ganz ohne Kompromisse geht es aber nicht. Auf Plastik verzichten sie nicht komplett. Die Abdecktücher für Schüsseln, die ein bisschen wie Duschhauben aussehen, sind mit Kunststoff imprägniert. Der Stoff heißt PUL (Polyurethan laminated) und ist ebenfalls Oekotex-zertifiziert. Im Gegensatz zum Wachstuch kann man ihn warm waschen: bei 30 Grad in der Maschine.
"Durch die waschbare Haube spart man Plastik- oder Alufolie. Natürlich kann man auch eine Dose mit Deckel verwenden", sagt Marjorie. "Nicht jeder kann all unsere Kreationen gebrauchen. Muss er ja auch gar nicht." Zero Waste ist zwar gerade ein großes Thema, aber die Schwestern finden, dass jeder für sich selbst entscheiden sollte, wie weit er geht.
Für Zero-Waste-Anfänger hat Delphine einen Tipp: Nicht zuviel wollen! "Ein Schritt nach dem anderen. Bei uns war es so, dass wir zuerst auf die Ernährung geachtet haben, darauf, was und wieviel wir einkaufen und darauf, viel selbst zu machen. Dann kamen die Haushaltsprodukte hinzu. Jeder so, wie er braucht."
"Zero Waste alleine wird nicht die Welt retten", sagt Marjorie. "Versuchen, so wenig Müll zu produzieren wie möglich, das ist Teil einer ganzen Lebensphilosophie, wie auch Second Hand oder nachhaltig hergestellte und lokale Produkte einzukaufen."
Ganz wichtig finden die Schwestern: Bloß keine Schuldgefühle, wenn es nicht auf Anhieb oder nicht immer klappt. Einsteiger sollten auf keinen Fall versuchen, ihren ganzen Alltag auf einen Schlag umzukrempeln. Sie raten dazu, mit Menschen auszutauschen, die schon etwas Erfahrung haben.
Uroma hat gesagt: Denk an morgen!
Inspiration gibt es in Büchern und im Internet - oder in der Vergangenheit. Denn von unseren Vorfahren und davon, wie sie ihren Alltag gemeistert haben, können wir uns einiges abschauen. Deshalb haben Marjorie und Delphine auch den Namen Léocadie ausgesucht. So hieß nämlich ihre Urgroßmutter.
Die Produkte von "Léocadie ... a dit: Pense à demain" gibt es in den Bioshops in Eupen und Malmedy und beim Traiteur Les Toquets Gourmands in Eupen. Mit ihrem Projekt haben die Schwestern zuletzt auch einen "Etoile"-Preis der Zeitungsgruppe Sudpresse gewonnen.
Katrin Margraff