"In unserer jetzigen Gesellschaft ist es wichtig zu wissen, dass die Demokratie kein Selbstläufer ist", sagt Medienpädagoge Dr. Jens Giesdorf. "Die Demokratie ist eine ständige Auseinandersetzung und das soll in den Primarschulen und später auch in den Sekundarschulen deutlich werden."
Demokratie falle nicht vom Himmel, so Giesdorf. "Man muss sich damit auseinandersetzen. Es ist sehr komplex. Daher haben wir für die Lehrer den Leitfaden ausgearbeitet." Dieser gehe über die klassische Institutionenkunde hinaus. "Wir versuchen, die politisch-demokratische Bildung in allen Fächern zu verankern."
Bildungsminister Harald Mollers räumt ein, dass es schwierig ist, politische Bildung in die Schulen zu bringen. Gesellschaftliche Themen sollen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden. Oft sei gar nicht klar, was politische Bildung eigentlich ist. "Fälschlicherweise wird politische Bildung oft mit Staatskunde gleich gesetzt", so Mollers. "Politische Bildung umfasst aber auch Themen wie Nachhaltigkeit, Globalisierung, Menschenrechte, Umweltschutz, die Genderproblematik und Atomkraft."
Der größte Anteil dieser Themen sei bereits in den Rahmenplänen verankert. "Wir müssen also gar nicht mehr so viel hinzufügen. Die Herausforderung besteht darin, den fächerübergreifenden Ansatz weiter zu stärken", so Mollers.
"Nicht ein einzelner Lehrer kann die Verantwortung tragen, politische-demokratische Bildung zu betreiben: Es ist Aufgabe der gesamten Schulgemeinschaft. Durch den heute vorgestellten Leitfaden und den Lehrplannavigator möchten wir die Kommunikation zwischen den Fachlehrern erleichtern", fügt der Bildungsminister hinzu.
Es gehe nicht darum, zusätzliche Inhalte und Materie in die Rahmenpläne zu packen, so Mollers. "Die sind bereits drin. Ich glaube, dass viele Lehrer und Lehrerinnen sich bereits mit politischer Bildung befassen, ohne sich dessen bewusst zu sein und ohne zu erahnen, wie groß die Bedeutung dieser Themen ist."
Chantal Scheuren