Es ist eine Premiere in Belgien, auch wenn die Technologie nicht neu ist: Erdgas wird in komprimierter Form per Laster transportiert - anstatt über das klassische Leitungsnetz. Arno Büx, Mitglied der Geschäftsführung von Fluxys, erklärt, wie diese virtuelle Pipeline zwischen einem bestehenden Netz und St. Vith funktionieren würde: "Auf dem bestehenden Erdgasnetz - in diesem Fall Stavelot - wird eine Verdichterstation gebaut. Dort wird das Gas dem Netz entnommen, in Behälter gepresst und dann mit Lastern nach St. Vith gebracht", so Büx. "Hier werden die Behälter dann in einer entsprechenden Station umgekehrt behandelt und den industriellen Kunden direkt - oder über ein noch zu bauendes Verteilnetz - zugeleitet."
Einen möglichen Standort für diese Station gibt es schon: an der Prümer Straße in St. Vith. Dort werden zur Zeit zwei Alternativen geprüft. Das neue Konzept stoße bei allen Beteiligten wie den Gemeinden, der SPI, den Regulierungsbehörden und der Wallonischen Region auf offene Ohren und können jetzt in die Umsetzung gehen, so Büx.
Vorteile
Fluxys und Resa preisen die Vorteile von Gas. "Gas ist gegenüber seinen Wettbewerbern als Energieträger günstig und deutlich umweltfreundlicher als Heizöl oder Holz, weil es neben einer relativ schwachen CO2-Bilanz besonders sauber ist. Es setzt keine anderen Schadstoffe frei: keinen Feinstaub wie Holz und keine Schwefel wie Heizöl", erklärt Büx. "Im Vergleich zu anderen fossilen Brennträgern generiert es einen sehr geringen CO2-Ausstoß. Es ist sicher, es riecht nicht, es nimmt wenig Platz ein und die Heizgeräte sind preisgünstig."
Aufgrund dieser Vorteile habe sich Gas auch als Standardlösung in vielen Gebieten Belgiens durchgesetzt, so Büx. Dort wo Erdgasnetz vorhanden ist, liegt die Dichte der Anschlüsse bei über 90 Prozent.
Der Vorteil des Pilotprojektes in St. Vith: Man könne die bestehende Infrastruktur nutzen, sprich die Autobahn, anstatt eine neue Infrastruktur in Form eines Mitteldrucknetzes anzulegen. Büx räumt aber ein, dass die CO2-Bilanz durch die Lkw-Transporte wiederum belastet werde. "Sie ersetzen aber natürlich auch Lastwagen, die bisher Heizöl lieferten. Insofern ist die Gesamtbilanz besser. Richtig ist, dass nichts effizienter ist, als Energie durch Pipelines zu liefern. Sicher sind Pipelines effizienter als Straßentransporte und Stromleitungen", so Büx. "Allerdings sind sie auch teuer im Bau und bedürfen deshalb einer Mindestdurchfuhr. Die ist in St. Vith nicht gegeben, wenn man die Länge berücksichtigt, die von einem bestehenden Netz bis hier zu überbrücken wäre."
Große Nachfrage erwartet
Am Mittwochabend konnten sich Anwohner über das Pilotprojekt informieren. Die Anbieter gehen von einer großen Nachfrage aus. "Wir haben in St. Vith einige industrielle Kunden, die auch thermische Prozesse betreiben, also große Abnehmer wären", sagt Büx. "Es gibt auch eine hohe Dichte von tertiären Gebäuden: die Klinik, Schulen, Altenheime etc. Und die Stadtbebauung ist auch sehr dicht und ermöglicht hier die Anlegung eines Verteilnetzes mit einer hohen Belegungsquote."
Ob das Projekt verwirklicht werden kann, hängt nicht nur von der Nachfrage potentieller Kunden ab, sondern auch von der Geschlossenheit aller beteiligten Akteure. Resa und seine Partner glauben, dass die Vorteile des Pilotprojektes deutlich überwiegen. Doch rechnen sie auch mit Widerstand.
Nach einer Studienphase könnte 2021 mit dem Bau der Infrastruktur begonnen werden. Die ersten Kunden in St. Vith könnten 2022 mit Gas versorgt werden.
Michaela Brück
Wieviel Druck ist in der Gasleitung und
wieviel Druck ist nach der Verdichtung
im Gasbehälter beim LKW-Transport ( in bar ) .
Beispiele :
im Autoreifen sind ca 2,5 bar
im Luftkompressor sind ca max 10 bar
in der Gasleitung von 1 m Durchmesser , die durch Raeren- Lontzen führt
sind es ca 80 bar .