Der Gabentisch ist reich gedeckt: 69 Päckchen liegen bereit, um an Bedürftige verschenkt zu werden. Bianca Croé vom Viertelhaus Cardijn hatte die Menschen aufgerufen, ihre Wünsche aufzuschreiben. "Wir möchten uns an wirklich Bedürftige richten. Und es ist natürlich schwer, an diese Leute heranzukommen, weil sie Hemmschwellen haben und sich auch schämen."
"Bei der monatlichen Essensbon-Ausgabe hat der Vinzenzverein unseren Flyer verteilt, der die Leute dazu einlädt, drei kleinere Wünsche zu formulieren, im Wert von ungefähr 20 Euro." Die Wünsche wurden in Weihnachtskugeln verpackt und dann an den Weihnachtsbaum im Viertelhaus Cardijn gehängt.
Hilfsbereite Bürger konnten eine Kugel pflücken und einen oder mehrere der Wünsche erfüllen. "Die Resonanz war wiedermal fantastisch, wir waren überwältigt. Stichtag war der Nikolaus-Tag, ab 8 Uhr morgens. Und die Leute haben den Baum regelrecht geplündert, innerhalb mehrerer Stunden war der Baum leer", erklärt Bianca Croé.
"Ich habe festgestellt, dass viele alle drei Wünsche erfüllen oder noch etwas dazutun, es auch sehr liebevoll verpacken. Die kommen zu mir ins Büro, liefern das Paket ab und sind selbst auch wirklich erfüllt mit sehr viel Glück."
Die Bedürftigkeit ist groß, so die Erfahrung von Bianca Croé. Viele Menschen können nur mit Essensbons überleben. "Es geht auch nicht nur um zugezogene Menschen. Wir haben festgestellt, dass sehr viele alte Menschen dabei sind. Vereinsamte alte Menschen, die niemanden haben."
Aber auch viele Kinder sind unter den Bedürftigen. Sie freuen sich über Spielsachen, während sich viele Erwachsene Nützliches wünschen. "Wir haben eben eine Bratpfanne abgeliefert. Oder aber Seifen, Deos, Shampoo. Was uns sehr bewegt hat: dass mehrere Leute sich Mülltüten wünschen. Mülltüten sind teuer, da denkt man nicht dran. Aber es gibt Leute, die sie sich nicht kaufen können. Das war mehrfach als Wunsch."
Mit Unterstützung von Praktikantin Estelle zieht Bianca Croé durch die Eupener Unter- und Oberstadt, um die Menschen mit den Geschenken zu erfreuen. Viele zeigen sich froh und dankbar. "Es ist sehr bewegend, geht mir mitten ins Herz."
"Man sieht auch Zustände, die wirklich sehr traurig sind. Die Leute leben in sehr schlechten Wohnungen. Man geht eine Treppe hinauf und hat Angst, dass sie zusammenbricht. Man muss überall klopfen, weil man nicht genau weiß, in welchem Zimmer die Menschen wohnen."
"Die Menschen umarmen einen sofort, sind total glücklich und freuen sich total. Manchmal ist es schwer. Man hat sehr viel Freude dabei, aber es tut gleichzeitig auch weh." Die Aktion bleibt übrigens anonym. Wer wem was schenkt, bleibt ein Weihnachtsgeheimnis.
mb/km