Nur wenigen ist aber bekannt, dass die US-Army am zweiten Tag der Ardennenschlacht einen peinlichen Rückschlag erleiden musste. In Schönberg wurden bis zu 7.000 amerikanische Soldaten von der Deutschen Wehrmacht gefangen genommen. Am Wochenende wurde deshalb ein Denkmal in Schönberg eingeweiht, das an dieses Ereignis erinnert.
Herb Sheaner aus Texas war einer von tausenden amerikanischen Kriegsgefangenen in Schönberg. Nach der Einweihung des neuen Kriegsdenkmals muss der 95-jährige Mann aus Dallas noch für viele Erinnerungsfotos an der Gedenktafel stehen bleiben. Nicht nur für ihn, sondern auch für seine Familie ein höchst emotionaler Tag.
Herb Sheaners Sohn Mike ist schwer gerührt. Nicht nur wegen des Denkmals, sondern auch aufgrund der herzlichen Begrüßungen, die die Gäste aus den USA in diesen Tagen erfahren durften: "Die Leute hier aus der Gegend haben uns besonders herzlich empfangen. Am bewegendsten ist zu sehen, wie die Menschen zu uns kommen und auch nach 75 Jahren noch zu schätzen wissen, was damals geschah."
Nikolaus Bach aus Schönberg war zum Zeitpunkt der Ardennenoffensive deutscher Zwangssoldat. Der heute 94-Jährige ist vor allem froh, den 2. Weltkrieg überlebt zu haben: "Ich war deutscher Soldat und zu der Zeit zu Hause. Anschließend wurde ich nach Ungarn an die russische Front verlegt. Nach dem Krieg musste ich für einen Monat in ein belgisches Gefängnis. Der Dank des Vaterlandes (lacht). Ich habe es überlebt. Man muss zufrieden sein."
Für St. Viths Bürgermeister Herbert Grommes ist es jedenfalls auch 75 Jahre nach den Ereignissen wichtig, dass die Erinnerung wach gehalten wird: "Die Ardennenschlacht war eine der schlimmsten Schlachten gegen eines der schrecklichsten Regime, die wir je in Europa erlebt haben. Ich finde es ist unsere Aufgabe, daran zu erinnern, weil gerade hier in Schönberg 7.000 amerikanische Soldaten in Gefangenschaft geraten waren. Wir müssen unsere Lehren daraus ziehen, dass solch ein Regime nicht noch einmal zu Stande kommt."
Erinnert und gefeiert wird in den Ardennen viel in diesen Tagen. Zahlreiche Busse mit noch lebenden US-Veteranen reisen durch Belgien. Ziel sind die ehemaligen Schlachtfelder. Bastogne steht ganz oben auf der Besucherliste, aber auch Schönberg, Malmedy, Houffalize, St. Hubert und noch weitere Orte.
Andrew Biggio zum Beispiel ist einer der Reiseveranstalter, der 20 US-Veteranen nach Belgien gebracht hat. Die Hälfte der Gruppe sei zum ersten mal nach dem Krieg wieder nach Europa gereist. Zu sehen, wie so ein Veteran nach all den Jahren vor einem Kriegsdenkmal seiner Einheit beginnt zu weinen, sei sehr bewegend gewesen.
"Für die Veteranen, ist der herzliche Empfang der Belgier eine wichtige Anerkennung ihrer Lebensleistung. Die Belgier haben diesen Männern das Gefühl gegeben wichtig zu sein. Dass man ihnen nach 75 Jahren noch dankbar für die Freiheit ist, vollendet ihr Leben", sagt Biggio.
Ein Höhepunkt dürfte für 20 US-Veteranen auch die Ehrung im St. Vither Rathaus gewesen sein. Dort durften sie sich ins Goldene Buch der Stadt verewigen. Auch für Herb Sheaner ein rührender Moment. Ein Moment, den er gerne mit ehemaligen Mitstreitern und Freunden erlebt hätte: "Ich wünschte, sie könnten hier sein. Die hier mit mir in Kriegsgefangenschaft waren und nach dem Krieg wieder heimgekehrt sind. Ich bin aber froh noch zu leben. Das ist wunderbar."
Manuel Zimmermann