Pascal Fickers kennt den Unterschied zwischen einem mechanischen und elektronischem Kniegelenk für Oberschenkelamputierte aus eigener Erfahrung. 13 Jahre lang hat er die einfache Prothese mit dem mechanischen Kniegelenk benutzt.
Seit neun Jahren nutzt er die elektronische Variante, auch Microprocessor Prosthetic Knee (MPK) genannt. "Der Alltag und die Lebensqualität sind dadurch verbessert: für sämtliche Bewegungen und Aktivitäten wie Fahrradfahren oder Treppen steigen oder allgemein die Gangqualität."
Das Besondere am elektronischen Kniegelenk ist, dass es beim Gehen mit abbremst. Vor allem beim Abwärtsgehen spürt der Betroffene da den Unterschied. "Der Vorteil ist, dass beim Runtergehen nicht alles vom gesunden Bein gebremst werden muss." Das Gehen wird dadurch nicht nur komfortabler, sondern auch schonender für das gesunde Gelenk und vor allem sicherer.
Denn beim herkömmlichen mechanischem Kniegelenk ist die Sturzgefahr um einiges größer, wie Pascal Fickers demonstriert. "Hier kann ich nicht vom Gelenk gebremst werden. Entweder blockiert es komplett oder ich muss permanent nachziehen. Es unterstützt das gesunde Kniegelenk nicht."
"Es ist nicht so dynamisch, bremst auch nicht beim Treppen herunterlaufen. Insofern 'geht' das auch im wahrsten Sinne, aber hat halt nicht die Qualität wie das elektronische Kniegelenk."
Natürlich hat die elektronische Variante auch ihren Preis. Meist mehrere tausend Euro. Eine Summe, die Betroffene in Belgien bisher aus eigener Tasche bezahlen mussten. Obschon es die Technik seit mehr als 20 Jahren gibt und die Rückerstattung in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden lange Gang und Gäbe ist. Belgien hinkte also wortwörtlich hinterher, wie Pascal sagt: "Mit einer Prothese hinkt man auch ein wenig und das Land hinkte auch hinterher."
Das soll sich nun aber ändern, denn die Inami hat entschieden, dass auch elektronische Kniegelenke in Zukunft rückerstattungsfähig sind. Ein großer Erfolg für die Vereinigung Amptraide, die sich seit 2007 für Betroffene von Amputation und Agenesie in ganz Belgien einsetzt. Die Vereinigung hat eine Internetseite, auf der man sich informieren kann.
Fünf Jahre lang hat sich die Vereinigung für das Rückerstattungsabkommen stark gemacht. Pascal Fickers ist eines der Gründungsmitglieder und Kontaktperson in Ostbelgien: "Wir setzen uns für alle Personen mit einer Amputation oder Agenesie ein: die ersten Schritte mit der Prothese, bei Fragen, um Freizeitaktivitäten zu organisieren und Austausch zu fördern zwischen Personen mit einer Amputation."
Dass aktiv sein das Leben verbessert, ist auf jeden Fall die Devise von Pascal Fickers. Meistens ist er dabei mit dem Fahrrad unterwegs. Auch das geht gut mit dem elektronischen Kniegelenk. "Die Prothese ist eigentlich im Gehmodus. Und zum Fahren tippe ich drei Mal auf die Fußspitze, dann schwingt das Gelenk frei und ich kann losdüsen." Und das macht Pascal Fickers jeden Tag: ob zum Gassigehen mit den Hunden oder zur Arbeit.
Letztes Jahr hat er eine besondere Herausforderung angenommen: Er ist den Jakobsweg geradelt. Nach zehn Tagen und 800 Kilometern hat er sein Ziel erreicht: "Als ich in Santiago de Compostela angekommen bin, war ein Fotograf da, der ein Foto machen wollte - weil es nicht alltäglich ist, dass eine Person mit einer Prothese dort zu sehen ist. Aber ich habe es nicht gemacht, um gesehen zu werden. Ich habe es für mich gemacht. Es war ein schönes Gefühl, das Ziel erreicht zu haben."
rasch/km
Pascal, du bist ein stiller demütiger Held. Deine Beeinträchtung hat dich zur vollen Selbstbestimmung geführt, und das aus deiner eigener Kraft und dank deinem beachtenswerten Willenskampf. Ich freue mich dich zu kennen und zu schätzen. Gehe, laufe, springe und radle weiter. Hinfallen ist nicht schlimm, wohl aber das Liegen bleiben.
Frohe Zeiten für dich....