Das Örtchen Franz Josef, benannt nach dem Gletscher, liegt in einem Nationalpark auf der Südinsel Neuseelands und ist eine regelrechte Touristenattraktion. Doch für etwa tausend Touristen, die gerade dort sind, hat sich ihr Aufenthalt anders entwickelt als geplant.
Schwere Unwetter sind der Grund für die derzeitige Ausnahmesituation in der Region. Extremer Regen hat Straßen überschwemmt und sie unpassierbar gemacht. Und mitten drin die Ostbelgierin Lynn Grossmann und ihr Mann.
Auch sie hatten sich ihre Reise anders vorgestellt. Sie beschreibt die Lage so: "Letztes Wochenende waren hier starke Regenfälle und Gewitter. Aufgrund der Unwetter sind hier die Straßen an verschiedenen Abschnitten unterspült worden, eine Brücke ist eingestürzt. Die Orte sind voneinander abgeschnitten. Weder nach Norden, noch nach Süden ist hier derzeit ein Durchkommen mit dem Auto."
Währenddessen müssen sie ausharren, erhalten jedoch immer wieder Informationen und Angaben zu einer möglichen Evakuierung: "Zweimal pro Tag findet hier ein Briefing vom Zivilschutz statt, zu dem werden auch alle Leute gebeten hinzukommen. Da gibt es dann ein Update zu der Lage der Straßen. Die Infos, die wir erhalten haben, waren sehr unterschiedlich. Zuerst hieß es, dass es zwei, drei Tage dauert, dann dass es bis mindestens kommenden Freitag dauert. Seit Montag ist die Situation allerdings so, dass morgen die Evakuierung aus dem Ort starten kann."
Ein Ende des Festsitzens ist also in Sicht. Wer so lange nicht mehr warten möchte, kann sich für viel Geld per Hubschrauber oder Kleinflugzeug ausfliegen lassen. Eine Option, die tatsächlich einige gewählt haben.
Für Lynn Grossmann und ihren Mann heißt es aber warten. Und wie vertreibt man sich die Zeit jetzt dort? "Der erste Tag war bis auf den ganzen Regen eigentlich ganz okay. Das ist nämlich an sich eine sehr schöne Umgebung - Regenwald und daneben der Gletscher. Bei tollem Wetter und der Möglichkeit, auch abreisen zu können, ist es ganz schön hier. Nur wenn man hier länger festsitzt, ist das ein Problem. Es gibt hier derzeit nicht so viele Wege, die nicht überflutet sind. Und die ganzen kleinen Wanderungen, die man hier sicher machen konnte, haben wir schon gemacht. Wir vertreiben uns hier jetzt die Zeit mit den Treffen beim Zivilschutz und Anrufen mit der Versicherung und der Reiseagentur."
Aber so eine Situation verbindet auch. Sie haben Kontakt zu Touristen aus der Schweiz oder Amerika geknüpft. Menschen aus allen Herren Ländern sitzen nämlich dort gerade fest. Und wie ist dann so die Stimmung? "Es hängt ganz davon ab. Es gab Leute, die fast einen Zusammenbruch hatten und geweint haben in der Halle, wo die Neuigkeiten verkündet werden. Es gibt Leute, die den halben Supermarkt aufkaufen. Am Montag gab es keine Milch und kein Brot mehr. Ich glaube, jeder reagiert da anders in solchen Situationen."
Dramatischer ist die Situation derzeit auf der Insel White Island im Norden von Neuseeland. Dort ist ein Vulkan ausgebrochen, mehrere Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Auch diese Nachrichten verfolgen die Ostbelgier: "Wir hier auf der Südinsel bekommen davon wenig mit, wohl aber durch die Medien. Da haben wir hier ja großes Glück im Vergleich zu dem, was da im Norden gerade los ist."
Und trotzdem - auch ihre Situation ist derzeit nicht einfach. Sie hoffen, dass die Evakuierung dann auch am Dienstag wirklich wie geplant durchgeführt werden kann und sie ihre Reise fortsetzen können.
Nach Vulkanausbruch vor Neuseeland werden keine Überlebenden mehr erwartet
Lena Orban