Eltern von beeinträchtigten Kindern fühlen sich diskriminiert. Sie möchten frei entscheiden dürfen, ob ihr Kind eine Regelschule oder eine Förderschule besucht.
Nach zehn Jahren inklusivem Unterricht mache die Deutschsprachige Gemeinschaft Rückschritte, sagten die Eltern bei einer Pressekonferenz der Frühhilfe Ostbelgien am Montagabend. Nicht die Kinder müssten sich ändern, sondern die Strukturen im Unterrichtswesen.
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft dürfen beeinträchtigte Kinder am Regelunterricht teilnehmen, allerdings werde es den betroffenen Eltern oft schwer gemacht, wie eine Mutter bestätigt: "Es wird Druck ausgeübt und es wird versucht, einem ein schlechtes Gewissen zu machen, dass es besser wäre, wenn das Kind mit Förderbedarf in eine Förderschule gehen würde", sagt die Mutter eines Zweitklässlers. Ihr Sohn besucht die Regelschule bereits seit dem Kindergarten.
"Wir legen Wert auf das soziale Umfeld. Unser Sohn hat Freunde in der Schule. Und wir wollen genau dasselbe Recht haben wie andere Eltern auch bei der Wahl der Schule", erklärt der Vater des beeinträchtigten Jungen.
"Ich glaube schon, dass es viele Kompetenzen in der DG gibt, aber ich finde, dass diese zu sehr auf wenige Zentren gebündelt sind", so der Vater weiter. "Wir hoffen, dass diese Kompetenzen mehr verteilt werden."
Für ihren Sohn wünschen sich die Eltern das Gleiche wie andere Eltern auch: "Dass er weiterhin mit seinen Freunden glücklich bleibt, dass er das lernt, was er lernen kann und dass er seine kleinen Ziele erreicht."
Chantal Scheuren
In Belgien wie auch in den Nachbarstaaten steht das "Stoffpauken für die Prüfung und dann gerne wieder vergessen" im Mittelpunkt des Unterrichtprogramms. Für die Förderung des Einzelnen bleibt da in den großen Klassen keine Zeit mehr...Wer weiß, wieviel Talente, ja unerkannte Genies, dabei den Bach runter gehen...
Ich frage mich, ob es hilfreich ist, wenn die Früh“hilfe“ mit einem Rundumschlag gegen Unterrichtswesen und Lehrkräfte behauptet, dass Schüler mit besonderem Förderbedarf in der DG diskriminiert werden.
Eigentlich sind doch Frühhilfe, Kaleido, ZFP, Ministerium, Schulen... dazu da, mit den Eltern zu überlegen, wie man ein Kind mit besonderen Bedürfnissen am besten helfen kann - und dazu gehört auch die Entscheidung über den besten Förderplatz.
Ich bin ein großer Verfechter von inklusivem Unterricht, doch gibt es eine Reihe von Gelingensfaktoren, die wir bislang noch nicht überall haben. Dazu gehört neben der Infrastruktur aus meiner Sicht vor allem die Offenheit aller Beteiligten, die das Wohl aller Kinder in den Mittelpunkt stellt - aller Kinder, also auch das Wohl der Kinder, die glücklicherweise keine so spezielle Förderung brauchen.
Und diesen Willen zur Kooperation wünsche ich mir bei allen Beteiligten, keine pauschalisierten Angriffe und Unterstellungen, die vielleicht der eigenen Profilierung dienen, aber nicht dem Kind.