Für die Schüler der SGU war der Donnerstag kein gewöhnlicher Schultag. Zum Start gab es nämlich erstmal ein gemeinsames Frühstück - und eine Vorstellungsrunde, denn die Kinder hatten Besuch. Rund ein Dutzend Gäste waren auf Einladung der SGU gekommen, um den Schülern vorzulesen.
"Das sind zum einen frühere Kollegen, von denen ich weiß, dass sie das Lesen und die Beschäftigung mit Literatur mögen", erklärt Schulleiterin Karin Alt. "Dann haben wir auch einige Tipps bekommen und Leute gefragt, die man so kennt und die einen Bezug zur Literatur haben. Und die waren auch gerne bereit zu kommen."
Gerne bereit zu kommen, war auch Schulschöffin Catherine Brüll. "Ich glaube, dass das eine richtig schöne Sache ist. Ich bin ja auch Buchhändlerin, da hat man natürlich eh eine Affinität zum Buch. Es ist einfach unheimlich wichtig, den Kindern weiter vorzulesen und durch das Vorlesen ganz eigene Welten zu schaffen", so Brüll. "Man merkt schon immer, dass das bei den Kindern etwas auslöst, dass sich jedes Kind ganz andere Dinge vorstellt und eigentlich seine ganz eigene Geschichte hört."
Wie wichtig das Vorlesen ist, weiß auch Schulleiterin Karin Alt nur zu gut: "Ich denke, das Vorlesen ist wirklich die erste Etappe im Leseprozess zuhause. Es ist ja auch gemütlich, kuschelig,... Aber je älter die Kinder werden, desto weniger wird vorgelesen. Da ist so ein Tag natürlich ideal, um vielleicht auch die Eltern nochmal daran zu erinnern, den Kindern zuhause vorzulesen. Es ist wichtig, dass die Kinder hören, sich in Geschichten reindenken und in andere Welten hineinversetzen können. Das Vorlesen ist eine wichtige Etappe im Lese-Lern-Prozess."
Kinder und auch Erwachsene für das Vorlesen begeistern - das ist das Ziel des Vorlesetags. Dazu ist auch Erwin Radermacher gerne in die Rolle des Vorlesers geschlüpft: "Ich bin heute zum ersten Mal dabei. Der Text, den ich lese, heißt 'Der Mann, der Bäume pflanzte'. Es ist eine ältere Geschichte, die schon rund 70 Jahre alt, aber nach wie vor sehr aktuell ist. Und ich hoffe, dass das den Kindern auch zusagen wird."
Rund eine halbe Stunde lauschten die Kinder des fünften und sechsten Schuljahres den Worten von Erwin Radermacher, durften anschließend Fragen stellen und sich Gedanken machen. Und wie lautet ihr Urteil? "Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, weil er das gut betont hat. Ich fand es auch interessant, weil das früher gespielt hat, und er hat sehr gut vorgelesen." "Mir hat die Geschichte auch sehr gut gefallen. Er hat sie schnell vorgelesen, aber so konnte man sie auch besser verstehen, als wenn man langsam stockend liest. Es war laut und betont - das fand ich sehr schön."
Und was man aus der Erzählung noch heute lernen kann, wissen die Kinder auch schon: "Es geht ja im Moment oft um das Thema Klimawandel. Der Mann in der Geschichte hat Obstbäume gepflanzt. Oft sind die Äpfel und andere Obstsorten in Plastik verpackt. Wenn man aber Obstbäume im Garten hat, braucht man nicht zum Geschäft zu fahren, braucht weniger CO2 und der Plastik landet vielleicht nicht am Boden." Die Geschichte kam also an, Erwin Radermacher hat sich gut geschlagen - und vielleicht darf er ja nochmal wiederkommen. Der nächste Vorlesetag an der SGU kommt jedenfalls ganz bestimmt.
Der Vorlesetag ist eine gemeinsame Initiative von der Stiftung Lesen, der Zeitschrift "Die Zeit" und der Deutsche Bahn Stiftung. Der Aktionstag findet in Deutschland jedes Jahr am dritten Freitag im November statt. Da am 15. November wegen des Tags der DG jedoch schulfrei ist, wurde der Vorlesetag an der SGU Eupen auf den Donnerstag vorverlegt.
In Deutschland wird der Vorlesetag dieses Jahr bereits zum 16. Mal ausgerichtet. Mitmachen kann jeder: Vorgelesen wird vor allem in Schulen, Kindergärten, Bibliotheken oder Buchhandlungen, aber auch an ungewöhnlichen Orten wie Gefängnissen oder Museen.
Melanie Ganser